(VelocitySounds/ Broken Silence)
Aus Magdeburg stammen BERLIN SYNDROME und haben es sich zur Aufgabe gemacht, hochemotionale Songs zu schreiben, die mit den Stilmitteln des Indie-Rocks verfeinert werden, um so im besten Fall Ereignisse zu kreieren, die nachwirken dürfen.
"Sweet Harm" heisst das Debüt, welches 11 Tracks im Angebot hat und darauf wartet von Menschen entdeckt zu werden, die Bock auf außergewöhnliche Kompositionen haben, aber trotzdem einer gewissen Catchyness nicht abgeneigt sind.
Bereits der Opener 'Voices' verweist mit seinem ruhigen Klangbild und eindringlichen klaren Gesang auf die Helden des spannenden und immer entspannten Indie: Death Cab For Cutie zu "Transatlanticism"-Zeiten. Und genau diese Art von Referenz versetzt den unbedarften Zuhörer (also mich) in Erstaunen. Vor allem da ich nie erwartet hätte, aus unserem Land solch schöne Klänge hören zu dürfen, die locker einen internationalen Standard erreichen. Diese Feststellung wird direkt im Anschluss von Songs der Marke 'Lords' oder 'Morning Doris' bestätigt. Während z.B. bei 'Convoluted' oder meinetwegen 'Lion King' ein post-rockiger Überbau im Vordergrund steht, stellt man spätestens beim zweiten Durchlauf fest, das genau das das Geheimnis von BERLIN SYNDROME sein könnte. Die tolle Dynamik, die sich in den Tracks aufbaut und teilweise einen Sog erzeugt, dem man sich schwer entziehen kann, wenn man den genannten Genres ein Interesse entgegenbringt.
Subjektiv betrachtet fehlt etwas das Highlight, an dem man sich orientieren könnte, damit auch der Zufallshörer Bock bekommt, näher in die Materie von "Sweet Harm" einzutauchen. Dennoch ist ein roter Faden vorhanden - und man sollte das Album als Ganzes betrachten und sich gegebenenfalls einfach fallenlassen, um den prima Songs Gelegenheit zu geben, Überzeugungsarbeit leisten zu können.

Berlin Syndrome Photo by Matthias Sasse
"Sweet Harm" ist eigentlich etwas für melancholische Herbsttage, wenn es draussen diesig und ungemütlich ist. Da kann die Platte von BERLIN SYNDROME vermutlich wahre Wunder bewirken und den Soundtrack zum Einbruch der Dämmerung liefern. Vielleicht die falsche Jahreszeit für die Veröffentlichung, aber gute Musik bleibt gute Musik.
Album-VÖ: 22.06.2018