(Arising Empire/Nuclear Blast/Warner)
Die deutschen Metalcore Durchstarter von ANNISOKAY sind zurück. Mit "Arms" legen sie ihr viertes Album vor. Seit dem ersten Album aus dem Jahr 2012 schaffen die Jungs es immer mehr sich in die Herzen der Metalcoreszene zu spielen. Ich gehöre ja zu den wenigen Leuten, die "Devil May Care" vor zwei Jahren, eher enttäuscht zurückgelassen hat. Wobei jetzt nach so viel längeren Hören und vielen Live Shows, würde ich der Scheibe sicherlich mehr als drei Blitze geben. Das Teil brauchte bei mir einfach ne viel längere Zeit um zünden zu können. Trotzdem habe ich nun natürlich die Hoffnung, dass "Arms" das Feuer in mir deutlich schneller entfachen kann.
Tatsächlich startet man direkt mit einem wahren Kracher durch und dieser nennt sich 'Coma Blue'. Er knallt nicht nur sehr gut, sondern auch die Melodie weiß zu überzeugen und setzt sich sehr schnell im Kopf fest. So ein Ohrwurmpotential hatte auf dem Vorgänger, wie ich finde, nicht eine Nummer. Ein sehr lohnenswertes Musikvideo gibt es zu dem Song übrigens auch, anschauen lohnt sich hier definitiv. Mit 'Unaware' geht es hochwertig weiter, hier setzt man mehr auf Melodie und spielt ein bisschen mit der Elektronik, um eine vertäumte Atmosphäre heraufzubeschwören. Direkt der nächste Hammertrack wie ich finde. 'Good Stories' kommt etwas langsamer daher, ist aber nicht weniger hart. Stattdessen nutzt man die gedrosselte Geschwindigkeit um den Text mit mehr Nachdruck auf den Hörer prasseln lassen zu können. Wobei sich ANNISOKAY ja eh oft im Mid-Tempo Bereich aufhalten. 'Fully Automatic' ist so ein Stück das mir bereits nach einmaligen Hören nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte. Das liegt allen voran an dem Text, der ein Statement gegen die Waffengewalt darstellt und auch damit abrechnet, wie einfach USA-Amerikaner an Waffen kommen und es somit zu tragischen Zwischenfällen kommt. Das auch musikalisch alles passt hilft da natürlich recht viel. 'Sea of Trees' erinnert vom Aufbau und dem Gesang zu Anfang stark an Rise Against, bevor Dave mit seinen Growls den typischen Metalcore-Vibe mit einbringt. Ein weiteres starkes Stück, diesmal gegen Selbstmord und somit der Botschaft, dass es sich immer zu kämpfen lohnt.
'Innocence Was Here' hinter diesem Titel könnte sich eventuell eine Ballade verbergen und tatsächlich startet es direkt mit Pianoklängen. Im Endeffekt sind es aber eher balladeske Elemente und es geht sonst auch ordentlich voran in dem Stück. Der Text ist auch hier wieder sehr gut und verdient somit eine besondere Erwähnung. Die Mischung aus Gefühlen und Agressivität kommt vollends zu tragen und macht die Nummer wirklich zu etwas Besonderem. Erst erklingen Trance-Sounds und auf einmal geht es ungebremst nach vorne bei 'Humanophobia'. Der bis hierher härteste Track, wird fast durchgehend von Daves Growls getragen und auch die Beats und Riffs sind agressiver als zuvor. Und genau deswegen wirkt der Kontrast durch die Dance-Elemente und den Clean Vocals von Christoph noch so viel stärker. 'End of the World' ist da das genaue Gegenteil und verzichtet komplett auf Growls und bedient sich nur beim klaren Gesang. Dadurch ist es ein eher softeres Stück, aber nicht weniger eingänig. Die Spielerei mit elektronischen Teilen nimmt hier in der zweiten Hälfte von "Arms" deutlich zu, so auch bei 'Escalators' zu hören. Die Zugänglichkeit für den durchschnittlichen Hörer nimmt damit zu, die Qualität zum Glück aber auch in keinster Weise ab. Zwar trifft es mich emotional nicht so sehr wie manch anderes Stück auf dieser Platte, aber dafür kommt es etwas fröhlicher daher, was auch gar nicht so schlecht ist.

Photo by Felix Froehlich
'Private Paradise' startet ungewohnt und kommt erstmal wie Hip Hop Musik daher. Die Geschwindigekit bleibt durchgehend eher langsam, wobei die Agressivität zunimmt, womit ein sehr düsterer Klangteppich erzeugt wird. Vervollständigt wird das Lied durch einen Gast Rap von Chris Fronzak. Kein schlechter Song, aber der erste auf dem Album, der mich nicht wirklich begeistern kann. Der Anfang von 'One Second' klingt dann extrem nach dem Blade Runner Soundtrack und genau dieser Teil bleibt den kompletten Track über erhalten. Ob Zufall oder gewollt kann ich hier natürlich nicht beantworten. Außer diesem Teil, fehlt mir hier aber ein bisschen das gewisse Etwas. Mit 'Locked Out, Locked In' erwartet uns nun auch schon das Finale von "Arms", welches für mich einen gelungenen Rauswurf darstellt.
Wow, mit "Arms" haben die Jungs von ANNISOKAY mich dieses mal vollends überzeugt. Ohne Frage ist es das bis dato beste Album der Band. Die Produktion ist top und die Texte waren niemals besser geschrieben. Im letzten Drittel schwächelt man zwar ein bisschen, aber dass kann den positiven Gesamteindruck auch nicht mehr groß stören. Eigentlich müsste man mit der Scheibe noch mal eine ganze Ecke an Fans dazugewinnen können und so würde die Reise von ANNISOKAY in die gewohnte Richtung weitergehen und zwar in immer größere Clubs.
Anspieltipps: 'Coma Blue', 'Unaware', 'Innocence Was Here'
Album-VÖ: 17.08.2018