(Weathermaker Music/RTD)
CLUTCH wurden scheinbar von der Muse geküsst, denn nicht nur, dass die Herren ihr mittlerweile 12. Studioalbum herausbringen - nein, es wird zudem noch auf dem bandeigenen Label veröffentlicht und beinhaltet sage und schreibe fünfzehn (15!) Songs. "Book Of Bad Decisions" möchte also entdeckt werden - here we go:
Vom Stoner-Rock-Metal-Whatever hat sich das Quartett ja schon vor einigen Jahren verabschiedet - seit den Alben "Earth Rocker" und "Psychic Warfare" ist der Sound gefunden und wird auch auf "Book Of Bad Decisions" konsequent und gradlinig weiterverfolgt. Zwischen dem Verteilen von ordentlich Schellen, werden geschmeidige Kompositionen hingezaubert, die der Begrifflichkeit vom harten Blues-Rock nur leidig gerecht werden. CLUTCH haben ihren eigenen Sound kreiert, der von Mal zu Mal immer tiefer in dich dringt - erst deinen Bauch attackiert, durch die Gehörgänge manövriert, um sich im Gehirn seinen designierten Stammplatz zu sichern. CLUTCH sind einmalig und im Grunde nicht mit anderen Bands zu vergleichen. Sie entziehen sich dem Schubladen-Gedanken völlig und machen seit Ewigkeiten ihr eigenes Ding.
Es ist deshalb auch völlig unmöglich einzelne Songs herauspicken, um die Einmaligkeit derer herauszuarbeiten - die komplette Platte wird von einem roten Faden durchzogen, wobei exklusive Augenblicke vielleicht auch erst beim dritten oder vierten Hördurchlauf bemerkt werden. Wie schön ist z.B. das anderthalbminütige Gitarrensolo zum Ausklang von 'Emily Dickinson'? Und wäre ein Johnny Cash nicht glücklich gewesen, wenn er einen Track wie 'Lorelei' erfunden hätte? Oder die Slide-Guitar mit anschliessenden Rock 'n Roll-Shuffle bei 'Hot Bottom Feeder'! Dann wieder hart-rockender Blues beim Titeltrack, der weitere Alben von The Black Keys/ Royal Blood eigentlich überflüssig macht, weil damit alles gesagt wurde.
So könnte ich im Prinzip weitermachen, weil mir bei jedem Durchlauf neue Akzente auffallen, die der Platte im Gesamten ein hohes Qualitätslevel mitgibt und dennoch massiv unterhält. Hier sind nicht irgendwelche Mucker unterwegs, die der Welt beweisen wollen, was sie auf der Pfanne haben. Es wird eher mit einem völligen Selbstverständnis und einem naturgegeben Selbstbewusstsein aufgespielt und das so locker aus der Hüfte, dass man entweder vor Ehrfurcht erstarrt oder jegliche Angst verliert und "Book Of Bad Decisions" geniessen kann. Aber bitte nehmt euch die Zeit - denn CLUTCH haben hier jede Menge Arbeit und Herzblut hineingesteckt, was bei jeder Sekunde hörbar gemacht wird.

Clutch Photo courtesy of Weathermaker Music RTD
Fazit: "Book Of Bad Decisions" ist jeden Augenblick der über einstündigen Reise wert. CLUTCH haben mit diesem Album endgültig die Champions League der großen Rock-Bands erreicht und dürften so manche Jahres-Bestenliste entern.
Album-VÖ: 07.09.2018