(Rise Above Records/ Soulfood)
Dass Psychedelic-/Stoner- und 70er-Jahre-Rock mittlerweile kein Nischendasein mehr führt und teilweise große Hallen füllt, ist Bands wie Graveyard, Kadaver, Blues Pills oder eben UNCLE ACID & THE DEADBEATS zu verdanken. Die Inspiration der "alten Zeit", verbunden mit neuen Ideen begeistert immer mehr (auch junge) Menschen. In diesem Genre hat man das Gefühl, dass enorm viel passiert - der Körper wird genauso wie der Geist angesprochen und die tiefen Töne erzeugen eine Befindlichkeitslage, die es erlaubt, Musik zu erleben statt nur zu konsumieren. Man lässt sich tief reinfallen in die Werke der Bands und kann sich der sogartigen Wirkung kaum entziehen.
UNCLE ACID & THE DEADBEATS haben mit "Wasteland" ihr fünftes Album im Köcher. Dass das Ding auf Rise Above Records erscheint, passt wie die berühmte Faust auf's Auge - denn hier gab es bereits einige Klassiker des Genres zu bewundern (Ghost, Cathedral, Orange Goblin, Sleep usw.).
"Wasteland" bringt es bei knapp einer Dreiviertelstunde Musik auf acht Tracks, was vermuten lässt, dass uns ausufernde, energiegeladene Songs überrollen werden, für die man sich die notwendige Zeit nehmen muss, um die Feinheiten der songwriterischen Glanzstücke entsprechend würdigen zu können. Vielleicht ist es aber auch nur Krach und den ganzen Aufwand nicht wert. 🙂 Wir werden sehen/hören/erleben.
'I See Through You' ist bereits ein starker Opener, denn dieser treibende Rhythmus in Verbindung mit dem drängenden Gesang erinnert in seinen besten Momenten an alte Alice In Chains. Relativ düster und trotzdem mit einem Fünkchen Positivität versehen. 'Shockwave City' zelebriert den 70er-Jahre-Rock in Vollendung und hat verdammt geile Gitarrenarbeit zu bieten - die Riffs sitzen und supporten den an Black Sabbath angelehnten Sound. 'No Return' beschliesst das eröffnende Song-Trio und zeigt eindrucksvoll, wie abwechslungsreich UNCLE ACID & THE DEADBEATS ihre Songs ausgestalten können. Massive Sludge/Doom-Wall, die einen solchen fulminanten Sog erzeugt, dass man sich nach den knapp neun Minuten fragt, wieso der Track bereits vorbei sein kann.
Dort wurde das Tempo noch grandios verschleppt, um beim nächsten Song 'Blood Runner' die Axt rauszuholen - Iron Maiden lassen grüssen. Feine Twin-Gitarren, die das musikalische Erlebnis auf eine ganz neue Ebene heben. Im Anschluss folgt das ebenso rockige 'Stranger Tonight', so dass man schon jetzt behaupten kann, dass "Wasteland" mehr Überraschungen parat hat, als man vielleicht im Vorfeld erwartet hat. UNCLE ACID & THE DEADBEATS haben noch eine Schippe Kreativität obendrauf gepackt und begeistern mit einer Platte, die einen gewissen Oldschool-Charme versprüht, aber dennoch im Hier und Jetzt angekommen ist.

Uncle Acid And The Deadbeats Photo courtesy of Rise Above Records
Der Titeltrack 'Wasteland' fängt an wie ein wirres Psychedelic-Experiment, steigert sich aber entprechend der Laufzeit zu einem kleinen Rock 'n Roll-Kleinod. 'Bedouin' und 'Exodus' beenden auf berauschende Art und Weise das aktuelle Album von UNCLE ACID & THE DEADBEATS und zeigen nochmal, wie sehr der Sound der Siebziger-Jahre-Rockmusik auch heute funktionieren kann, wenn man es so voller Respekt und Abwechslung präsentiert bekommt, wie es das Quartett auf "Wasteland" schafft. Zeitlos gut.
Album-VÖ: 12.10.2018