(Hopeless Records/ Soulfood)

Wer auf gut produzierten Rap-Rock mit Metal-Core Elementen steht, wird sicherlich schon einmal über den Namen SYLAR gestolpert sein. Die Jungs kommen aus New York - und was früher bei der Herkunft für einen dreckigen Sound gestanden hat, ist heute technisch auf dem allerneuesten Stand. Ob das neue Album "Seasons" trotzdem genug Ecken und Kanten hat, an denen man sich reiben kann und im besten Fall hängenbleibt, wird sich zeigen.

Mit dem Titeltrack 'Seasons' geht es bereits glattgebügelt los...na klar haben Linkin Park mit dem Tod von Chester Bennington eine Lücke hinterlassen. Das muss aber nicht bedeuten, dass man diese auf Teufel komm raus wieder füllen muss. Vor allem nicht so offensiv referenziell. Wie gesagt, sauber produziert und mit dem richtigen Punch versehen, aber der Song ist vorhersehbar und auf hittig getrimmt. Es folgt 'All Or Nothing' und geht in die gleiche Richtung: Gerappte Strophen, die mit elektronischen Spielereien unterlegt sind und Richtung Chorus durchaus einen gewissen Hüpffaktor generieren. Hier ein Growl, dort der perfekte Background-Chor. Leider wirkt das alles wie am Reißbrett konzipiert. Als dritten Track kommt dann 'No Way' um die Ecke und erzeugt mit seiner poppigen Attitüde sowas wie ein Ekelgefühl. Das ist fast schon unverschämt, wie hier das Erbe von LP und alten Hitlieferanten wie P.O.D. mit Füßen getreten wird.

Ganz im Ernst: Wenn der Crossover aus Hip-Hop-Elementen und Rockmusik gut gemacht ist, sehe ich darüber hinweg, dass das eigentlich zu 90er ist. Was SYLAR hier allerdings abliefern ist in keinster Weise respektabel, sondern nur noch peinlich und unnötig. Auch wenn Bands wie Hollywood Undead (die ebenfalls schlimm sind) enormen Erfolg haben, ist es nicht nötig, so offensichtlich zu kopieren, wie es auf "Seasons" im Sekundentakt geschieht. Der Fünfer beherrscht die Instrumente (ein halber Blitz als Bonus bei der Bewertung), einzig an Ideen mangelt es. Erstaunlich, dass die Truppe einen Plattenvertrag ergattert hat - wobei: mich wundert eigentlich gar nix mehr! Vermutlich gehen die Verkäufe auch durch die Decke und ich bin derjenige, der einfach nicht mehr kapiert, dass heutzutage mehr die Darstellung in sozialen Netzwerken zählt, als ein kreativer Output, den man als Hörer (Neusprech: Konsument) entdecken möchte.

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Sylar Photo courtesy of Hopeless Records

Wenn SYLAR die Zukunft sind, klinke ich mich aus und höre lieber Musik über die Tonie-Box meiner Tochter.

Album-VÖ: 05.10.2018