(Two Peace Signs)

"Time to get addicted" hieß es 2017 in der LEONIDEN-Single '1990' – und genau das ist in meinem Fall passiert. Die Indie-Rocker aus Kiel haben mich seit ihrem Debüt-Album nicht mehr losgelassen – und jetzt ihre neue Platte "Again" veröffentlicht. Fragwürdig ist, wann die Band das geschafft hat, schließlich war der Sommer doch voll von Besuchen auf quasi allen großen Festivals. Schon auf dem Hurricane hat die Band aber mit 'Kids' die erste Single vom neuen Album gedroppt. Und auch nach dem Release ist natürlich keine Pause angesagt: Ab November startet die KIDS WILL UNITE TOUR, bis Anfang März sollen 50 Konzerte gespielt werden.

Die unendliche Energie, die die Jungs in sich haben, hat man schon in der ersten Single 'Kids' deutlich rausgehört. „Fuck it all, we killed it tonight“ heißt es da – und "I never sleep ‘cause sleep is the cousin of death”. Eine Partyhymne irgendwo zwischen Rock und Pop – oder auch: das Pendant zum LEONIDEN-Hit 'Nevermind'. Auch das Musikvideo lässt sich wirklich sehen – besonders die Lyrics-Accessoires.

Mit 'River' haben LEONIDEN noch eine weitere Single veröffentlicht, die Genre-Grenzen sprengt. Der Track ist das Intro des Albums. Er startet funky, hat aber einen rockigen Refrain. Zum Glück haben LEONIDEN 2014 Jakob Amr in die Band geholt: In 'River' zeigt sich die unglaubliche Stimme des Sängers, der R’n’B genau so beherrscht wie Shouting und beides in diesem Song vereint. Der Frauenchor im Hintergrund wird der Dramaturgie gerade so gerecht. 'River' ist die zweite Single des Albums – und einer der besten LEONIDEN-Songs bisher.


„Wir langweilen uns sofort, wenn nur zwei Songs gleich klingen“, sagt Jakob Amr über die Band – und trifft das Album damit auf den Punkt. Wärend das Vorgängeralbum "Leoniden" noch hauptsächlich rockig geprägt war, werden in "Again" viel mehr verschiedene Inspirationen deutlich. Und es geht nicht nur um Parties: „Why don’t you get along with me?“ heißt es im souligen ‘Why’, „I’m thinking that we are not enough / And we don’t have enough“ im Michael Jackson inspirierten ‘Not Enough’. In ‘One Hundred Twenty Three’ kommen Rhythmen zum Einsatz, die beinahe karibisch klingen.

Die Rock-Hymnen 'Kids' und 'Colorless' erinnern wahrscheinlich am ehesten an The Killers oder The Kooks, Referenzen für das gesamte Album zu nennen ist aber unmöglich. Schließlich sagen die Bandmitglieder auch selbst, dass sie tatsächlich vom King of Pop inspiriert wurden, aber auch, dass Punk und Hardcore-Bands in ihrer Teenager-Zeit eine große Rolle gespielt haben.

Vier von fünf Bandmitgliedern machen schon gemeinsam Musik, seit sie 11 oder 12 sind – und das spiegelt sich in dem neuen Album wieder. Es geht um Freundschaft und Euphorie, aber auch um Sehnsucht und Verzweiflung. Tatsächlich klingt kein Song auf dem Album gleich, jeder einzelne Einfluss ist hörbar. Es ist extrem kraftvoll, und gerade deshalb werden es bestimmt einige der neuen LEONIDEN-Tracks auf die Party-Playlist und DJ-Sets des Landes schaffen. Währenddessen bleibt zu hoffen, dass die Jungs in dem Tempo weiterproduzieren und trotz intensiver Tour schon bald ein neues, genau so starkes und innovatives Album droppen – gerne wieder mit Perlen wie 'River' und so sehenswerten Musikvideos.

Album-VÖ: 26.10.18