Vier von sieben Konzerten auf der kurzen Europatour haben DELTA SLEEP in Deutschland gespielt, bei zweien davon waren PIPAPO als Support dabei. Darunter auch das Konzert im Leipziger Kontor 80. Eine besondere Location: Es handelt sich um ein Kollektiv von Künstlern, die in verschiedenen Bereichen aktiv sind. Oder auch: Eine alte, unbeheizte Fabrikhalle, die als Bühne... na ja, einen ebenerdigen Bereich im Raum hat, und die statt Beleuchtung nur Videos auf die Wand hinter der Bühne gebeamt hat, die auch gut und gerne ein Bildschirmschoner aus den frühen 2000er Jahren hätten sein können - und auf deren Getränketafel nur zwei Einträge stehen: Bier und Mate.

Nichts würde in diese ultra-alternative Location besser passen als die einstündige Verzögerung des Abends und ein „We’re starting again“ von Drummer Blake Mostyn nach dem kurzen Anspielen eines Songs – „that one string was out of tune, that would’ve annoyed me for the whole song“.

Support PIPAPO ordnet sich genau wie DELTA SLEEP dem Genre Math Rock zu. Eigentlich hat das Trio eine klassische Rock-Besetzung mit Gitarre, Bass und Drums. Ohne Gesang, könnte man meinen – wären da nicht gelegentliches Shouting und ein skuriler Einwurf von „Jenny from the block“. Aber recht haben sie, PIPAPO sind „from the block“ – die Bandmitglieder wohnen aktuell in Leipzig. Ähnlich abgefahren sind die Songs der Band und deren Titel. Zum Mitschreiben: 'Goofy is not a metal band, ok?' oder auch 'Gorgeous Goatfuckers love bloody Pop Muzik'. Klar.

PIPAPO bringt die etwa 100 Gäste des Kontor 80 nicht zum ausrasten, aber umso mehr zum staunen: Die Musik steckt voller Überraschungen, ist kreativ, futuristisch und intelligent. Die teilweise zehnminütigen Songs werden dem Genre mehr als gerecht, sind sie doch gespickt von unglaublich vielen Effekten, ganz besonders vom Gitarristen. Im Mittelpunkt steht trotzdem, typisch Math-Rock und völlig zurecht, der absolut virtuose Schlagzeuger. Musik für Rock-Nerds.

Bei den erfolgreichen Math Rock Bands haben DELTA SLEEP sich mittlerweile etabliert. Das Leipziger Publikum kann mitsingen und -tanzen. Gespielt werden in erster Linie Songs vom neuen Album, "Ghost City". Die dystopische Stimmung bringen die vier Männer aus Brighton mit ihrem intensiven Sound rüber – mit Drums, Bass und zwei Gitarren. Die Songs sind und bleiben komplex und chaotisch, aber eben auch unglaublich progressiv, emotional und voll mit überschäumendem Talent. Hervorzuheben, genau wie bei PIPAPO, ist der überragende Drummer.

Dabei zeigen DELTA SLEEP im gesamten Set, dass sie sowohl leise, als auch laute Töne können – und gaz besonders alles, was dazwischen stattfindet. Es ist fantastisch, Bands von einer Qualität wie DELTA SLEEP in kleinem Kreis zu sehen und in einem entspannten Umfeld direkt neben ihnen zu tanzen. Trotzdem ist der Band zu wünschen, bei kommenden Konzerten ein Vielfaches an Konzertgästen einzuspielen – zumindest so viele, wie man eben mit diesem komplizierten, nerdigen Math Rock erreichen kann. Dann aber gerne wieder inklusive mir.