(Overamstel Verlag)

Eigentlich wartet die ganze Welt auf die längst fällige LED ZEPPELIN Reunion seitdem man mit dem One-Night-Stand in der Londoner O2 Arena 2007 einmal kurz angeteast hat, dass man es verdammt nochmal noch drauf hat. Für Jimmy Page hatte der Auftritt bewiesen, „dass die wesentliche Energie immer noch da war“. Für Robert Plant war die Lage jedoch nicht ganz so klar. „Man sollte nicht vergessen, dass wir mittlerweile alte Typen sind und uns nicht mehr wie hüftwackelnde Teenie-Idole aufführen sollten. […] Es war ziemlich...keine Ahnung, ob 'aufrichtig' das richtige Wort dafür ist. Aber so wahrhaftig, wie es nur sein konnte. Und Jimmy brannte teilweise regelrecht.“

Zu unterschiedlich scheinen inzwischen die Lebens- bzw. die Karriereentwürfe der vier Ausnahmemusiker um sie wieder in das Korsett LED ZEPPELIN zu zwängen. Auf Spurensuche nach den Untreschieden dieser vier Männer, kann man sich mit "When Giants Walked The Earth" begeben. Das eigentlich bereits 2008 in englischer Sprache erschienene Zeitdokument basiert auf einer jahrelangen Recherche des britischen Musikjournalisten und Autors MICK WALL, der unter anderem für die Magazine Sounds, Kerrang!, Raw und Metal Hammer geschrieben hat und nun für das Classic Rock Magazine tätig ist. Als Autor schrieb er außerdem Biografien über Ozzy Osbourne (1986), Guns n’ Roses (1991), Iron Maiden (1998), Status Quo (2004), Bono (2005), Metallica (2010) und Prince (2016).

Die LED ZEPPELIN Rückschau beleuchtet in einer Serie von Rückblenden nicht nur die Lebensgeschichten von Jimmy Page, Robert Plant, John Paul Jones und John Bonham, sondern räumt auch ihrem berüchtigten Manager Peter Grant einen erheblichen Platz im Buch ein, welcher eine beeindruckende Karriere vom Türsteher zu einem der bedeutendsten Musik-Manager der Musikgeschichte genommen hat. Gerade an dieser Person scheint sich die Wildheit und Dekadenz der damaligen Zeit vollkommen zu manifestieren.

WALL unterteilt das Buch in zwei größere Teile. Teil eins befasst sich vor allem mit dem Aufstieg der Band, während Teil zwei so etwas wie den Fluch des Ruhmes darstellt und passenderweise mit 'Der Fluch des König Midas' betitelt wurde. Als vebindendes Element der beiden Teile kann man durchaus die okkultische Band-Identität nennen, welche hier versucht wird näher zu beleuchten. Dabei kann man allerdings nicht von der Hand weisen, dass Autor MICK WALL hier immer mal wieder vollkommen abzuschweifen droht und den Fokus, die Biographie einer Band, nicht mehr richtig scharf stellt. Da WALL die Ereignisse um die Band LED ZEPPELIN hier auch aus der Beobachter Perspektive wiedergibt, kommt es an manchen Stellen auch immer wieder zu einigen Spekulationen die aus der Interpretation WALLs stammen. Dennoch gelingt es dem Journalisten scheinbar mühelos einen gedanklichen Fluß zu kreieren, der den Leser über 500 Seiten bei der Stange hält.

Auch dass man der 2007er Comeback Show einen verhältnismäßig großen Teil im Buch einräumt, gefällt mir sehr. Der Blick hinter die Kulissen der Lonodner O2 Arena dürfte auch dem letzten Fanboy klarmachen, dass eine Reunion fast ausgeschlossen scheint. Das ist zum einen Schade, aber wenn sich die daraus ergebende Konsequenz so anhört wie die letzte Robert Plant Platte ("Carry Fire"), dann weiss man zumindest warum einer die Band nicht mehr braucht.

Buch-VÖ: 29.10.2018