(Boogooyamma/Rough Trade)

Ein Live-Album mit Greatest Hits – joa, das geht natürlich immer. Vor allem, weil SKUNK ANANSIE 2009 mit „Smashes and Trashes“ schon ein Best-Of-Album herausgebracht haben (zugegeben: nicht live), begegne ich „25LIVE@25“ mit natürlicher Skepsis. Aber gut: 25 Jahre Bandgeschichte sind schon ein angemessener Grund zum Feiern, für eine Werkschau der großen Hymnen und natürlich ganz besonders für eine neue Tour – auch, wenn in den 25 Jahren eine 8-jährige Bandpause mit inbegriffen ist.

Außerdem, und auch das gibt dem Album eine zusätzliche Berechtigung, scheinen die Songs von einer fast schon traurigen Zeitlosigkeit zu sein: Vor 24 Jahren ist mit „Paranoid & Sunburnt“ das erste Album des britischen Quartetts erschienen, und schon damals fand Frontfrau Skin deutliche Worte gegen die Kommerzialisierung der Kirche („They’re selling Jesus again”) und gegen Rassismus („He tried to intellectualise my blackness / To make it easier for his whiteness”) – Probleme, die heute immernoch Alternative-Themen sind.

Über den Opener „Charlie Big Potato” sagt Skunk-Bassist Ace: „Entweder schmettert er zu Beginn einer Show alle Tore auf oder zerstört am Ende die Bühne." Grund genug, zu dem Song auch ein visuelles Beweisstück dafür zu liefern, dass SKUNK ANANSIE eine echte Live-Band sind. Das Video zum neuen, alten Track: Lose aneinandergehängte Aufnahmen von alten und neuen Konzerten, die, wenn man ehrlich sind, auch ein Fanvideo aus den Anfängen der Youtube-Zeit sein könnten.


Und genau so, wie die Themen sich nicht wirklich verändert haben, hat sich auch der Musikstil von SKUNK ANANSIE nicht sonderlich stark entwickelt. Knapp die Hälfte der 26 Songs vom neuen Album stammt ohnehin vom Debüt „Paranoid & Sunburnt“. Aber auch bei den Songs von neueren Alben machen SKUNK ANANSIE kaum Experimente. Elektronische Anreicherungen kommen nur wenig vor, Sprechgesang wurde kurz in „My love will fail“ angetestet, „Twisted“ sticht punkiger als der Rest hervor. „Death to the lovers“ trieft vor Traurigkeit, wohingegen sich „I hope you get to meet your hero” auch durchs Mainstream-Radio dudeln könnte. Die „Anarchytecture“-Tracks muten etwas düsterer an als der Rest.

Kurz: Besonders viele Überraschungen gibt es auf “25LIVE@25“ erwartungsgemäß nicht. Mit neuen Songs wartet die Band auch nicht auf. Die meisten Tracks pendeln sich musikalisch irgendwo zwischen Alternative Rock und Punk, inhaltlich zwischen Feminismus, Antirassismus und Melancholie ein. Es scheint, als hätte sich die exzentrische und kreative Skin alle Experimente für ihre Soloprojekte aufgehoben.

Man kann natürlich auch sagen: SKUNK ANANSIE machen eben das, was sie am besten können. Denn auch auf „25LIVE@25“ sind die Crossoverhymnen des letzten Jahrtausends („Weak“, „Hedonism“) die Highlights, bei denen man sich wünscht, man wäre bei dem Konzert zugegen und würde nicht nur die Live-Aufnahme davon hören. „Because of you“ ist einer der Tracks, die beweisen, dass auch ein Song von 2010 durchaus mit „I Can Dream“, „Intellectualise My Blackness“ in einer Reihe stehen kann.

Letzten Endes ist „25LIFE@25“ das, was alle Best-Of-Live-Alben sind: eine solide Platte und ein nettes Gimmick für Fans, die sich damit auf ein Konzert träumen können. Oder eben für alle, die 2019 noch leidenschaftlich Alternative Rock hören oder sich gleich die 90er zurückwünschen. Und SKUNK ANANSIE beweisen ganz nebenbei nochmal, dass sie völlig zurecht Millionen Platten verkauft haben – unter anderem aufgrund von Skins Charisma, ihrer Stimme und vor allem ihrer Power, die es auch mit dem Umweg über einen Tonträger schafft, Zuhörende zu berühren und mitzureißen. Damit, wie sie singt, aber ganz besonders auch damit, was sie singt. Oder, um es mit Skins Worten zu sagen: Yes, it’s fucking political.

Album-VÖ: 25.01.2019