(Through Love Records / Indigo )
Selbstbetitelte Alben sind ein Statement, sie verkörpern die Essenz dessen, wofür eine Band steht. Und wofür neànder stehen, machen sie in den fünf Instrumental-Tracks ihres Debüts überaus deutlich. Meterhohe Gitarrenwände und ein hypnotischer Songansatz. Musik für den Kopf-(hörer).
neànder sind ein 2017 gegründetes Musikerkollektiv, welches sich aus Mitgliedern von der Blackgazer Band Ånd, den Hardcore-Punks Patsy O 'Hara und Not Now Not Ever, den Berliner Sludgern Earth Ship und Live-Bandmitgliedern von Casper zusammensetzt. Auf "neànder" fröhnen sie ihrer Leidenschaft für Post-Metal, Black-Metal und Doom und schließen damit, laut Pressetext, die Lücke zwischen Explosions in the Sky und Bongripper. Ob hier jedoch Handlungsbedarf bestand und eine solche Leerstelle überhaupt gefüllt werden musste, muss jeder für sich selbst beurteilen. Was man neànder jedoch eindeutig attestieren muss, ist das ihre Musik verdammt viel Leidenschaft beinhaltet und Gefühle lostritt.
Bereits der Opener ‘khàpra’ lässt vor dem geistigen Auge des Hörers gewaltige Naturbilder erscheinen. Die Stücke sind bis ins letzte Detail ausgefeilt und laden zum Entdecken ein. Obwohl alle Tracks des Debüts an der zehn Minuten Grenze kratzen, wirkt es dennoch nicht überladen, sondern dank ihrer unbändigen Agilität, sogar recht kurzweilig. Der mystische und sphärische Grundton findet sich dann auch in den Tracks 'thũjen' und 'møder'. Dabei gelingt es der Band dann auch immer wieder, nach entsprechender Exposition, den Himmel aufzubrechen und die Gitarrensalven niederprasseln zu lassen. Die volle Riff-Breit-Saite inspired by Black Sabbath und Co.
Den musikalischen Höhepunkt positioniert die Band genau im Zentrum des Albums, den bereits als Vorab-VÖ bekannten Track ‘aăs’:
Die Nummer wird eingeleitet von einem hypnotischen Gitarren-Intro und geht über in ein gewaltiges Riff. Erneut mystisch, sphärisch und geradezu suchterzeugend. Eigentlich eine ähnliche Struktur wie es die Casper Band bei Livegigs als Zwischenspiel auch mal auf die Bühne bringt. Der vermeintliche Einfluss von Zolkiewicz und Korbach lässt sich hier also zumindest vermuten, wobei die Leistung der weiteren Bandmitglieder in keinem Fall geschmälert werden sollte. Das Drumming von Grimberg sorgt für einen unablässigen Groove und Zahn sorgt sicherlich für den spürbaren Hauch von Black Metal.
Wieso die Band auf einen Sänger verzichtet, begründet sie folgendermaßen: "Ein Sänger würde uns zu einer Metal- oder Post-Rock-Band machen. Wir glauben aber, dass das Opfern von Texten unsere musikalische Vision offen hält, und dazu beiträgt, dass man viel mehr auf die Musik eingehen kann."
Unterm Strich ein Konzept was aufgeht. Die guten Kritiken und der unablässige Zuspruch für dieses musikalische Projekt kommen schließlich nicht von ungefähr. Gerne mehr davon.
Der Song für die Playlist/das Mixtape: ‘aăs’
Album-VÖ: 22.02.2019