(Sargent House/ Cargo Records)
Instrumentaler Post-Rock ist ein Genre, welches ein Nischendasein führt, aber bei Kritikern und Musikliebhabern zu den beliebtesten Stilrichtungen gehört. Für Bands ist es die Paradedisziplin, weil es bedeutet Dynamiken und Spannungsmomente zu schaffen, die weder langweilen, noch zu extravagant kreiert werden. Songs sollen sich entwickeln, die Kompositionen aber kein Aufmerksamkeitsdefizit beim Zuhörer entstehen lassen. Meister ihres Faches sind definitiv die aus Chicago stammenden RUSSIAN CIRCLES, die mit viel Hingabe und Kreativität immer neue "Wall-Of-Sounds" aufeinandertürmen, ohne die notwendigen eingängigen Strukturen zu vergessen. Im Gegensatz zu Indie-Kollegen wie z.B. Explosions In The Sky, fühlt sich das Trio dem Metal verpflichtet und erzeugt so regelmäßig einen Sog, der teils kurz vor'm Inferno steht, aber immer wieder auch in ruhige Gefilde zurückfindet, um die Zeit zum Atmen zu finden.
"Blood Year" ist das mittlerweile siebte Studioalbum im 15. Bandjahr, was Kontinuität und hohen Ideenreichtum beweist. In knapp 40 Minuten liefern RUSSIAN CIRCLES ein kurzweiliges, manchmal allerdings schon ein etwas schablonenbehaftetes Album ab. Die meisten Songs auf "Blood Year" schieben gut nach vorne und offenbaren eine Brachialität, die zumeist begeistert ('Milano', mit furiosen Blast-Beat-Mittelteil, der sich auftürmende Track 'Kohokia' oder 'Sinaia', der zwar ähnlich strukturiert ist, aber doch ganz anders wirkt). Es fehlen dennoch die (großen) Überraschungen, die "Blood Year" aus der Diskographie des Trio hervorheben würde. Aber Stillstand auf diesem hohen Niveau, ist immer noch angenehmer als Unhörbares, was als große Kunst verkauft wird.

Russian Circles Photo by Teddy Taylor
Dieses Jahr sind RUSSIAN CIRCLES zumeist in den Staaten unterwegs, aber wenn Ihr die Gelegenheit habt, das Trio einmal live zu erleben - nutzt die Chance. Es wird Euch umblasen. Bis dahin führt Euch "Blood Year" zu Gemüte, denn mehr Post-Metal geht nicht. Und bei dieser qualitativ hochwertigen Produktion, sollte die richtige Anlage angeschlossen sein, sonst entgehen Euch spannende Nuancen und teils sensationelle Passagen.
Trotz der subjektiv empfundenen Stagnation, gibt es eine hohe Bewertung, weil RUSSIAN CIRCLES einfach eine Macht sind und noch nie etwas Schlechtes abgeliefert haben.
FFO: Isis, Pelican, This Will Destroy You
Album-VÖ: 02.08.2019