(Hopeless Records/ Soulfood)
Bei Wikipedia werden TINY MOVING PARTS als "Emo-Revival-Band" gelistet. Ganz so falsch ist die Bezeichnung vielleicht nicht, langt aber noch nicht, um die Feinheiten des Trios aus Benson, Minnesota zu umschreiben. Mit "Breathe" bringen sie immerhin schon ihr siebtes Album raus und haben in der Zeitspanne ihres Bandbestehens eine Entwicklung vollzogen, die sie teilweise als Referenz für neuere Bands prädestiniert.
Zehn neue Stücke warten darauf, entdeckt zu werden. Ihr Können Midwestern-Emo der Marke The Get Up Kids/ Texas Is The Reason mit Post-Hardcore-Elementen alà alten Make Do And Mend (was machen die überhaupt?) oder Touche Amore/ Pianos Become The Teeth zu verbinden, haben TINY MOVING PARTS enormen Respekt beschert, der sich in ausverkauften Clubshows und großartigen Kritiken niederschlägt.
Schon die ersten Songs 'The Midwest Sky', 'Light Bulb', 'Medicine' und 'Icicles (Morning Glow)' lassen diesen wohligen Schauer über einen hinweggleiten. Man merkt ab dem ersten Ton, dass TINY MOVING PARTS all ihr Herzblut und tonnenweise Emotionen in diese Kompositionen gesteckt haben - ihre Selbstzweifel werden kompensiert, um mit umarmenden Melodien und einem Selbstverständnis zu agieren, dass dem Hörer bisweilen Tränen des Glücks aus dem Augenwinkel laufen. Man kann sich in die Stücke fallenlassen, weil man weiß, dass man aufgefangen wird. Auf "Breathe" gibt es nicht einen Moment der überflüssig klingt. Selbst ruhigere Tracks wie 'Vertebrae' finden aufgrund ihrer Kompaktheit den direkten Weg ins Ohr.
Weitere Highlights: 'Hallmark' (so wird poppiger Punk unpeinlich gezockt), 'Bloody Nose' (diese Background-Chöre!) oder das emotionale Meisterwerk 'I Can't Shake'. Ziemlich fantastisch wie TINY MOVING PARTS hier ein Track an den Anderen reihen, ohne an Qualität einzubüßen. Die Album-Dynamik von "Breathe" verselbstständigt sich, so dass kein einzelner Song ausreißt, sondern im Gesamtkontext perfekt funktioniert. Somit ist die Platte als Ganzes am Besten zu geniessen, anstatt sich 2-3 Lieder für die persönliche Playlist auszuwählen.
Musik regt bekanntlich die Ausschüttung von Glückshormonen an und ist wichtig, um Ausgeglichenheit zu erreichen. Sofern es Songs sind, die authentisch und kreativ umgesetzt sind, entsteht im Idealfall sogar so etwas wie Begeisterung. TINY MOVING PARTS ist das Kunststück gelungen, mit "Breathe" eben solch ein Werk zu komponieren.
Album-VÖ: 13.09.2019