(Plastic Head/ Soulfood)
PUDDLE OF MUDD also. Die Band, die Anfang der 2000er-Jahre mit Hits wie 'Blurry' und 'She Hates Me' gut unterhalten konnte und dem damaligen-angesagten Alternative-Grunge-Rock zuzuordnen war. Dann kam aber nicht mehr soviel Verwertbares und der Erfolg hielt sich in Grenzen. 2011 haben sie nochmal aufhorchen lassen mit ihrem Cover-Album "Re:(disc)overed", welches leidlich spannend war, aber einige gute Neu-Interpretationen präsentieren konnte. Nach dieser überraschend homogenen Platte, machten nur noch die persönlichen Eskapaden (Schlagworte: unerlaubter Waffenbesitz, Kokain, Bombendrohung usw.) von Frontmann Wes Scantlin (negative) Schlagzeilen, so dass man fast befürchten musste, dass er den Weg allen Irdischen geht - nur früher als vielleicht vorgesehen. Aber er hat sich nochmal gefangen, eine Entziehungskur gemacht, ein neues Line-Up zusammengestellt und mit "seiner" Band PUDDLE OF MUDD ein neues Album aufgenommen. "Welcome To Galvania" wurde es benannt.
Und ob man es glauben mag oder nicht - die Platte ist wirklich gut geworden. Wenn man als Konsument darüberstehen kann, dass man PUDDLE OF MUDD aktiv hört, ohne ironisch sein wollen, sondern einzig aus dem Grund, weil das Quartett es überraschenderweise geschafft hat, Songs abzuliefern, die zwar nostalgisch-verklärt klingen, aber powervoll dröhnen und eine Eingängigkeit kreieren, wie es zuletzt vor knapp zwei Jahrzehnten hip war: Et voilà!
Klar kommt die Truppe nicht ganz ohne Klischee aus und einige Tracks klingen von der Songstruktur und den Melodien recht ähnlich, aber wenn dabei kleine Highlights der Bandgeschichte wie 'Go To Hell', 'Diseased Almost', 'Sunshine' oder 'You Don't Know' fabriziert, ist das schon aller Ehren wert. POM orientieren sich mehr denn je an Vorbildern wie Alice In Chains und schaffen es, sich etwas aus der Austauschbarkeit des Genres (Staind, Hinder, Saliva und wie sie alle heißen) zu befreien. Das verlinkte Video zu 'Uh Oh' steht definitiv nicht Pate für die anderen Kompositionen auf "Welcome To Galvania", sondern befeuert vermutlich die Kritik an der Band, "auf Teufel komm' raus" entertainen so wollen. Was natürlich nicht verwerflich ist, aber den wirklich soliden Songs von vornherein keine Chance gibt - eine andere Auskopplung (z.b.: 'Time Of Our Lives' oder 'Just Tell Me') hätte dem Werk besser gestanden.
Wer dem Alternative-Rock/Post-Grunge der 2000er zugetan war, sollte PUDDLE OF MUDD nochmal eine Chance geben, denn "Welcome To Galvania" wirkt (im besten Sinne) aus der Zeit gefallen.
Album-VÖ: 13.09.2019