(Nuclear Blast/ Warner)

EXHORDER melden sich nach siebenundzwanzig (!!) Jahren mit einem neuen Album zurück. Die beiden verbliebenen Originalmitglieder Kyle Thomas (Gesang) und Vinnie Labella (Gitarre) haben ein neues Line-Up rekrutiert (u.a. mit Menschen von Heathen, Forbidden, Superjoint Ritual) und möchten mit "Mourn The Southern Skies" die alten Thrash-Zeiten aufleben lassen. Da sie aus New Orleans stammen, sind sie quasi einem bestimmten Sound verpflichtet, den sie nun auf ihrem dritten Studioalbum einer Frischzellenkur unterziehen (wollen). Anfang der 90er-Jahre gab es einige Kontroversen mit Pantera, die mit ihrem Durchbruchsalbum "Vulgar Display Of Power" die Kritiker und Fans überzeugen konnten, während EXHORDER fast zeitgleich "The Law" veröffentlichten, dabei nicht weniger kreativ waren, aber nicht den Hype erfahren haben, den sie sicherlich ebenso verdient gehabt hätten. Sie waren nie wirklich weg vom Fenster, waren aber zu unstetig, als das Reunions großen Erfolg generiert hätten. Seit zwei Jahren wird aber konsequent an neuen Material gearbeitet und auch die Livepräsenz wird bei der kommenden Tour mit Kataklysm, Krisiun und Hatchet (erstmal nur in den Staaten) erhöht.

Zum Glück halten sich EXHORDER nicht mit einem überflüssigen Intro auf, welches einen Spannungsaufbau vortäuschen soll, denn mit 'My Time' geht es konsequent in die Vollen. Ich sag mal so: Ein typischer Thrash-Vertreter, der anschaulich zeigt, wie es zu klingen hat. Aggressiv geshoutete Strophen, die mit maximalen Riffing und einem nach vorne treibenden Drum-Spiel interagieren. Der kurze Refrain sorgt für die notwendige Zeit zum Luftholen, danach zweite Strophe, Chorus und ein attackierendes Solo, welches dem Track die richtige Würze gibt. Passt.

Es folgt 'Asunder', der dem NOLA-Sound seinen Platz einräumt. Schön verschlepptes Riffing und einem Vortrag der zwischen Stoner-Metal und Sludge angesiedelt ist und dadurch eine Power entwickelt, die dich direkt in der Magengrube angreift. Das obligatorische Solo darf natürlich ebenso wenig fehlen und findet seinen perfekten Platz in der Mitte des fünfminütigen Songs. 'Hallowed Sound' übernimmt danach das Ruder und kann ebenfalls mehr als solide abliefern. Der Vergleich mit Pantera mag vielleicht nerven, aber hier passt es mMn. einfach - was die Mannen um Phil Anselmo damals abgeliefert haben, hat Referenzcharakter und muss bei Platten, wie sie EXHORDER nun zur Verfügung stellen, mindestens erlaubt sein. 'Hallowed Sound' ist nämlich ein typischer Vertreter des New Orleans-Metal und erinnert angenehm an Crowbar, Down oder ähnliche Bands. 'Beware The Wolf' beendet dann die Phase der eingeschränkten Geschwindigkeit und sorgt mit einer kurzweiligen Granate für die notwendige Abwechslung. Gesanglich wie instrumental ist das auf den Punkt abgeliefert.

'All She Wrote' und 'Rumination' ähneln sich vom Strukturaufbau zu sehr, als dass der ungeübte Hörer gravierende Feinheiten erkennen könnte. Die Tracks sind durchaus solide und machen als Einzeltracks sicherlich Bock, aber so kurz hintereinader auf dem Album stagniert die Dynamik etwas. Zuvor haben nämlich EXHORDER 'Yesterday's Bones' und zum Ende den massiven Titeltrack im Angebot, in denen sie zeigen, dass mit der Erfahrung des Alters, die Gelassenheit zunimmt und man sein Publikum nicht unbedingt mit spektakulären Stunts überzeugen muss, sondern sich die Zeit nehmen darf, um großartige Monolithen zu kreieren. So verwundert es auch nicht, dass die überzeugendsten Kompositionen Laufzeiten von sieben bis neuneinhalb Minuten ('Mourn The Southern Skies') haben. Die Zeit wird genutzt, um zukünftige Klassiker des Genres zu präsentieren. Hier sitzt jede Note, jeder Bruch mit Erwartungen ist ein neues Ereignis.

Da fallen natürlich Songs wie 'The Arms Of Man' und die Thrash-Bombe 'Ripping Flesh' etwas ab, obwohl diese auch eindringlich und präzise vorgetragen werden.

Im Ganzen betrachtet ist "Mourn The Southern Skies" ein verdammt gutes Album geworden und ist Menschen zu empfehlen, die sich einem Mix aus Testament, Sons Of Texas oder Slayer zugetan fühlen. EXHORDER haben ein knackiges Statement hingelegt und ihr Comeback mit einem Paukenschlag eingeläutet.

Album-VÖ: 20.09.2019