(Gunner Records/ Broken Silence)

DIE BULLEN setzen mit ihrem neuesten Streich "Einigkeit Und Recht Und Sicherheit" ihrem Konzept die Krone auf. Man könnte auf den ersten Blick denken, dass der Vierer etwas über das Ziel hinausschiesst - denn Bandname, Albumtitel, Outfit und Texte sind strikt von einem Thema beherrscht, wobei die Überspitzung ebenfalls kein unwesentlicher Teil des durchdachten Entwurfs ist. Natürlich besteht die Gefahr, dass man die ganze Schose nicht ernst nehmen möchte, allerdings wäre das ein Fehler, weil man so ein spannendes Vehikel des deutschsprachigen Punkrocks verpassen würde.

Songtittel wie z.B. 'Jemand Wird Bulle Sein', 'Hamburger Linie', 'Motherfucker Undercover' oder 'Reaktionäre Revolution' sprechen bereits eine klare Sprache. Wenn man dann noch die energische musikalische Umstzung hinzuaddiert, hat man eine bemerkenswerte Platte anzuhören, die mit zynisch-ironischen Texten den Finger in die Wunde legt und mehr ehrliche Aussagen beinhaltet, als jemals von Seiten der Exekutive formuliert worden sind. Zudem gelingt es DIE BULLEN völlig unpeinlich und weitab von Plattitüden Missstände aufzuzeigen, die durch polizeiliche Arbeit in diesem Staat entstehen. Um mal aus 'Wir Sind Die Gewalt' zu zitieren: "Wir weisen die Zurückweisung zurück, dass die Polizei gewalttätig sei. Dabei ist doch klar, dafür sind wir da! Die personifizierte, die gesetzlich legitimierte, die vollziehende, die allzeit gewaltbereite Gewalt. WIR SIND DIE GEWALT!"

Im ersten Song (bereits genannter 'Jemand Wird Bulle Sein') kommt einem der Name Kraftklub in den Sinn, da die Rhythmusfärbung doch schon stark Richtung Tanzfläche tendiert, ohne die kantigen Gitarren-Sprengsel außer acht zu lassen. Bereits im zweiten Song geht es forscher zur Sache - sozusagen typischer Deutschpunk ohne den nervigen Stumpfheitsfaktor. Zwischendurch knallt es vorwiegend schweinrockend aus den Boxen, so dass auch mal Smoke Blow als Referenz herhalten müssen. Im Grunde ist es aber müßig, Vergleiche zu suchen, denn DIE BULLEN sind ihr eigenes kleines Nischenprodukt, welches von vielen verkannt wird, aber sicherlich genug Liebhaber finden wird - bei Menschen, die die Jungs für sich entdeckt oder schon einmal live erlebt haben.

Wenn man die konzeptionelle Idee hinter der Band DIE BULLEN mal beiseite schiebt, bekommt ein erstaunlich erwachsenes Album mit Texten, die gesellschaftlich und politisch relevant sind und manchmal auch wehtun (wollen/sollen). Mit dem Alleinstellungsmerkmal eine Thematik als Gesamtkonzept, wirkt das Ganze eine Spur selbstironisch - aufgrund der textlichen Komponente ist es aber manchmal ein Schlag in Magengrube. So muss Punk!!

Album-VÖ: 01.10.2019