(Hopeless Records)

Damals (also vor knapp 15 Jahren) als Victory Records noch einigermassen spannende Bands im Portfolio führte, hatte mich das Debüt einer aufstrebenden Band aus Queens/NYC ganz besonders gepackt. "Sirens And Condolences" von BAYSIDE. Der wahnsinnig emotionale Punkrock, der mit dem einzigartig-melancholischen Gesang einher ging, hat meinen Nerv getroffen (nicht umsonst wurden sie damals mit Alkaline Trio verglichen) - seitdem verfolge ich die Band um Frontmann Anthony Raneri (auch solo aktiv) durchgehend und wurde bisher selten enttäuscht. Nach einem verherrenden Unfall mit dem Tourbus im Jahr 2005, bei dem der damalige Drummer John Holohan gestorben ist, wurde die Musik von BAYSIDE dunkler und nachdenklicher, ohne jedoch die Hoffnung zu verlieren. In den letzten Jahren konnte das Quartett mit Alben wie "Killing Time", "Vacancy" und v.a. "Cult" mehr als überzeugen, da der Schwung der alten Tage durchschimmert und die Energie wieder positiver fliesst. Ziemlich überraschend haben BAYSIDE nun ihr achtes Werk "Interrobang" (mittlerweile bei Hopeless Records gelandet) veröffentlicht, welches bereits einige Wochen nach Ankündigung erhältlich ist.

Der Titeltrack eröffnet das Album auch ohne große Umschweife und knallt wuchtig aus den Boxen. Herr Raneri kann bereits hier seine Range zwischen druckvollen Refrains und verhaltenen Strophen zum Besten geben. Der Song entwickelt aufgrund der powervollen Umsetzung einen Sog, dem man sich nicht entziehen kann. Die Gitarren haben im Zusammenspiel mit der Rhythmusfraktion schon immer einen hohen Wiedererkennungswert in der BAYSIDE-Welt. Was auch der nachfolgenden Track 'Prayers' beweist - die kraftvolle Instrumentierung ist ein Alleinstellungsmerkmal von dem Vierer. Hier schimmert teilweise ein Post-Core-Sound durch, den sich andere Bands nur wünschen können. Im Zusammenspiel mit der melancholischen Stimme von Anthony Raneri entsteht ein Werk, welches atmosphärisch dicht produziert und gleichzeitig alles-umarmend den Zuhörer mit auf die 36-minütige Reise nimmt.

BAYSIDE haben alle Hemmungen und jeglichen Ballast von Bord geworfen und spielen befreit auf. Trotz der teils thematisch schwierigen Texte, schaffen es BAYSIDE eine musikalische Vielfalt zu kreieren, die Enthusiasmus und Offenheit vor sich herträgt und einen positiven Gesamteindruck hinterlässt. Großartigkeiten wie 'Tall', 'Numb', 'Trouble' oder 'White Flag' werden zwischendrin mit dem elegischen und sehr ruhigen 'Walk It Off' ausgebremst, was der Dynamik des Albums aber keinen Abbruch tut, sondern im Gegenteil den Spannungsaufbau konsequent auf die Spitze treibt.

BAYSIDE haben mit "Interrogang" ein tolles Album vorgelegt, welches die Dsikographie der Band bestens repräsentiert und sich nicht scheut, Erwartungshaltungen zu kontakarieren und mit neuen (wenn auch minimalen) Ansätzen im eng gesteckten Genre zu überraschen.

Album-VÖ: 04.10.2019