(earMusic)
Wenn es momentan neben Eskimo Callboy und Bring Me The Horizon noch eine Band gibt die in der Szene gleichermaßen gehasst und gefeiert wird, dann sind es sicherlich BABYMETAL. Die damals drei Japanerinnen waren eigentlich Idol Sängerinnen und BABYMETAL auch eine solche Band. Nun kam der Erfolg und der Produzent Kobametal entschied sich dazu das Projekt selbstständig zu machen, damit die drei Mädchen auch unabhängig von ihrem Alter und Schuljahrgang weiter in dieser Formation Musik machen konnten. BABYMETAL wurden ein Phänomen in der Musikwelt und erfreuen sich bis heute einer großen Fangemeinde. Die Mischung aus japanischer Popmusik und anspruchsvollen Metal Riffs und Beats trifft einfach den Nerv von vielen Menschen, da es so besonders ist.
Als letztes Jahr überraschend Yuimetal die Band verlassen hat war dies erstmal ein Schock. Mit "Metal Galaxy" legen BABYMETAL nun ihr drittes Album vor und obwohl in aktuellen Musikvideos und bei jüngeren Auftritten ein weiteres Mitglied zu sehen ist, besteht die Gruppe zur Zeit nur aus Moametal und Su-Metal. Die Mitglieder an den Instrumenten nennen sich Kami-Band, also Gott-Band und besteht aus immer denselben Mitgliedern, wobei an den Gitarren öfters rotiert wird. Aber so ganz ohne weitere Starpower kommt "Metal Galaxy" nicht daher. So sind in Gastrollen mehrere bekannte Musiker vertreten wie u.a. Joakim Brodén von Sabaton und Alissa White -Gluz von Arch Enemy, um damit nur die zwei bekanntesten Namen zu nennen. Man darf also gespannt sein, was uns diesmal aufgetischt werden wird.
Beim Opener 'Future Metal' gibt es wenig verwunderlich viel Elektronik zu hören und die Stimmen sind verzerrt wie bei einem Roboter. Insgesamt erinnert das alles ein bisschen an die Band Fear, and Loathing in Las Vegas, welche ebenfalls aus Japan kommt. Es ist auch eher ein kurzer Stimmungsmacher, bevor es mit 'DA DA DANCE' so richtig los geht. Hier haben wir gleich den ersten Gastauftritt und zwar von Tak Matsumoto einem japanischen Rockstar und Mitglied der Band B'z. Die elektronischen Beats treiben den Song sehr gut voran und die Riffs und Beats von Gitarren und Drumset stehen dem in nichts nach. Ein wirklich sehr gelungener Einstieg, der all das mitbringt, welches man sich von dieser Band erhofft. 'Elevator Girl' liegt auf den Versionen außerhalb Japans dann in einer englischen Sprachfassung bei. Und tatsächlich hat sich der englische Gesang von Su-Metal deutlich verbessert. Die Mischung von technisch brillanten Metal, dem poppigen Vocals und dem Nonsense-Text muss man mögen, macht es aber einfach sehr besonders.

Photo by Tina Korhonen
Bei "Metal Galaxy" reist man anscheinend nicht nur durch die Galaxie, sondern auch einmal quer über die Erde. So hört sich 'Shanti Shanti Shanti' an, als ob es direkt aus Indien kommen würde. Die Bollywood-Einflüsse sind überdeutlich zu hören und bringen sofort eine ordentliche Ladung an Abwechslung mit sich. Tanzen, feiern oder ganz einfach abrocken, zu diesem Lied lässt sich eigentlich alles machen. Für 'Oh! MAJINAI!' hat man sich Joakim Brodén an Bord geholt und die Weltreise geht weiter. Joakim singt hier nicht nur japanisch und passt sich damit der Band an, nein BABYMETAL passen sich im Gegenzug auch an und bieten eine wilde Mischung aus Humppa und Piratenmusik dar. Damit ist der Song nicht nur der Partyhit in den nächsten Metaldiscos, nein vor allem ist es ein Ohrwurm, welchen man so schnell nicht mehr los werden wird. Diese Unberechenbarkeit macht BABYMETAL so interessant, hier weiß man eigentlich nie was als nächstes kommen wird.
Scott LePages und Tim Hensons Gitarrenspiel lässt sich sofort heraushören, wenn 'Brand New Day' startet. Vorausgesetz man hat schon mal von ihrer Band Polyphia gehört (wer das nicht hat, sollte dies übrigens unbedingt nachholen). Insgesamt bringen die Jungs unheimlich viel von ihrem eigenen Stil mit rein, welches das Stück weniger hart, aber umso eingängiger macht. Hier gilt auch für Zweifler eine absolute Anspiel-Empfehlung und keine Angst bei 'Night Night Burn!' kommen dann ja wieder die gewohnt agressiven und härteren Riffs wieder zum Tragen. Das macht dann auch sofort wieder viel Spaß, wenn auch nach den ganzen Überraschungen zuvor eher wieder Standardkost geboten wird. Wenn bei BABYMETAL davon überhaupt jemals die Rede sein kann. Aber die Überraschung kommt ja dann sofort mit 'IN THE NAME OF', welches mit Chorgesang startet und dann langsam aber sicher in dämonische Gefilde abdriftet. Hier singt offensichtlich nicht Su-Metal, dafür ertönt auf einmal eine tiefe Stimme wie zur Teufelsanbetung. Das habe ich so wirklich gar nicht erwartet und jagt mir glatt ein paar Gänsehautsschauer über den Rücken.
'Distortion' wurde bereits im letzten Jahr als Überraschungssingle veröffentlicht, nun gibt sich bei dieser Version aber auch Alissa White-Gluz die Ehre. Und tatsächlich wertet ihre Stimme diesen Song noch einmal auf. Er gehört sicherlich zu den härtesten Liedern der Band und wird unter anderem durch einen sehr treibenden Blastbeat getragen. War schon letztes Jahr ein Hammersong und ist jetzt einfach noch Mal eine Nummer besser. 'PA PA YA!!' hält gleich das nächste Feature bereit, zwar nicht mit Alexander Marcus, was bei dem Titel aber sicherlich auch Bombe gewesen wäre, sondern mit dem thailändischen Rapper F.Hero. Das Teil knallt dabei ohne Ende und man hat sofort gute Laune, der gerappte Solopart des Gaststars passt dabei auch außerordentlich gut ins Gesamtbild und erinnert ein bisschen an Benji Webbe von Skindred. Dagegen muss 'Kagerou' natürlich ein bisschen zurückstecken, bietet aber den vielleicht reinsten Metalklang auf "Metal Galaxy". Klar der Refrain ist im Gesang recht poppig, aber sonst kommt das Lied im Vergleich fast geerdet daher. Mit 'Starlight' kündigte man vor gut einem Jahr den Ausstieg von Yuimetal an und es ist einfach ein wunderbarer Song. Der Text könnte dabei tatsächlich auch recht gut Yuimetal gewidmet sein. Vom Gesang über die Melodie bis hin zu den Instrumenten, hier stimmt einfach alles. Ein ganz, ganz starkes Stück Musik.
Was fehlt hier eigentlich noch? Natürlich eine Ballade und diese wird mit 'Shine' nun auch geboten. Musikalisch wieder ganz großes Kino, wobei ich die Platzierung direkt nach 'Starlight' etwas suboptimal finde, da beide sehr emotional daherkommen und sich so gegenseitig etwas die Kraft stehlen. Aber so oder so bleibt es ein sehr gelungener Song. Aber wer will schon mit einem verhältnismässig ruhigem Lied ein Album beenden? BABYMETAL sicherlich nicht und so prischt 'Arkadia' in bester Speed Metal Tradition nach vorne und begeistert dabei mit Riffs die es in sich haben. Vor allem die technische Seite ist dabei so anspruchsvoll und sollte zeigen das es sich hierbei nicht um eine Spaßband handelt.
Mit "Metal Galaxy" haben sich BABYMETAL ordentlich weiterentwickelt und legen eines der anspruchsvollsten und abwechslungsreichsten Alben des Jahres vor. Auch über die stolze Anzahl von 14 Liedern wird einem hier nicht eine Sekunde langweilg. Wer diese Band auf Grund des japanisch poppigen Gesangs, der Tanzperformance auf der Bühne oder sonstigen Elementen von Prinzip her abgeschrieben hat, tut mir wirklich leid. BABYMETAL bringen dringenst benötigten frischen Wind in die Szene und veröffentlichen ein vor Überraschungen nur so strotzendes Album. Im Februar 2020 befinden sie sich übrigens auch auf Tour hier in Deutschland. Die Shows in Hamburg und Köln sind dabei schon ausverkauft und auch die Tickets für Berlin werden langsam knapp. Und erst bei der Liveperformance erfasst man ja das komplette Konzept der Band. Bis dahin wird ein jeder Fan wahrscheinlich auch alle neuen Lieder auswendig können.
Anspieltipps: 'Oh! MAJINAI!', 'Distortion', 'Starlight'
Album-VÖ: 11.10.2019