(Hellcat Records / Indigo)
Nun haben es GRADE 2 also endgültig geschafft. Die Produktion ihres neuen Albums "Graveyard Island" hat nämlich niemand Geringeres als Tim Armstrong himself übernommen, der sie auch gleich für sein Label Hellcat Records gesignt hat. Die zwei vorherigen Platten "Mainstream View" und v.a. "Break The Routine" haben es den Briten erlaubt, auch in Übersee Fuß zu fassen, wo sie Support-Slots für The Interrupters und Dropkick Murphys abgreifen konnten. So entstand zwangsläufig der Kontakt zu Mitgliedern von Rancid, die jetzt quasi Mentoren geworden sind. Bisher war es meistens so, dass Produktionen von Herrn Armstrong oft wie eine seichte Kopie seines Hauptarbeitgebers geklungen haben. Auch GRADE 2 sind nicht gänzlich davor gefeit, allerdings konnten sie ihren britischen Einfluss bewahren, was den gebotenen Punkrock spannender macht als das Gros der Szene.
'Tired Of It' ist der erste von 12 Hits. In anderthalb Minuten wird an Boston angelehnter Street-Punkrock zum Besten gegeben. Der nachfolgenden Track 'Reality Is Calling' überzeugt mit einer tollen Leadgitarre, die den Song schön nach vorne treibt. Gesanglich ist das konsequenter auf den Punkt als bei den vorherigen Alben - v.a. die klug gesetzten Bachground-Supports überzeugen. Hört euch den Titeltrack (unten ist das Video verlinkt) an und ihr wisst, was ich meine. GRADE 2 werden gerne auch zur Oi-Szene gezählt, was ich so nicht unterschreiben würde, da sie schon gesellschaftliche Probleme aufgreifen, was der unpolitischen Oi-Szene oft abgeht. 'Look Up' hat dann diesen typischen Rancid-Sound aufgedrückt bekommen, dem sich Bands scheinbar unter der Ägide von Tim Armstrong nicht entziehen können. Aber immerhin kann der Track mit einer schönen Bläsersektion punkten, die unaufdringlich ist, aber den Tanzfaktor enorm nach oben schraubt.
GRADE 2 kreieren eine tolle Abwechslung auf "Graveyard Island" - mal aggressiver Strassen-Punk ('Murder Town'), mal versoffener Punkrock ('Dover Street') oder einfach straight nach vorne gepusht ('JSA'). Sie haben immer das Händchen für eingängige Strukturen und recht einfache, dafür umso mehr zupackende Refrains.
Die Schublade, in die GRADE 2 zwangsläufig geschoben werden, ist zwar übervoll, aber das Trio kann aufgrund guter bis hervorragender Songs aus der Masse an Bands hervorstechen und trumpft mit dem wegweisenden dritten Album auf.
Album-VÖ: 11.10.2019