(Sony Music)
JIMMY EAT WORLD musizieren bereits seit einem Vierteljahrhundert und kündigen nun für den 18.Oktober 2019 ihr neues Studioalbum "Surviving" via Sony Music an. Die Vorabsingle 'All The Way (Stay)' kommt dabei erstaunlich gut an und nährt die Hoffnung, dass sich JIMMY EAT WORLD mit Album Nummer Zehn aus dem Tal der Bedeutungslosigkeit befreien können.
Ihre kreative Hochphase hatten JIMMY EAT WORLD eindeutig zwischen 1999 und 2004. An den damals gelungenen Album-Hattrick, bestehend aus "Clarity" (1999), "Bleed American" (2001) und "Futures" (2004), konnte die Band in den folgenden Jahren nicht mehr anknüpfen. Auf der einen Seite dürfte dies sicher an der gestiegenen Erwartungshaltung gelegen haben, aber auf der anderen Seite klangen alle JEW-Alben seit 2007 auch irgendwie recht beliebig und boten nur vereinzelte Song-Ausreißer nach oben.
Im Promosprech zum neuen Album ist natürlich vom „bisher persönlichsten und ambitioniertesten Werk der Band“ die Rede. Frontmann Jim Adkins sagt: „Surviving explores some of the different kinds of weights my ego tells me I have to carry, what I see people around me choosing to carry and what I have found to be the truth when I choose to let go.“
Die Vorab-Single, 'All The Way (Stay)', ist jedenfalls ein Hit, der auf mehreren Ebenen zündet. Berauschende Gitarren, unwiderstehliche Bridge, Rachel Hadens Backing-Vocals und ein Saxophon-Solo (!!!). Für mich hört es sich zwar auch stark nach dem 'Authority Song' (vom 2001er "Bleed American" Album) an, aber dennoch ist der Song vor allem eines: GROßARTIG!
Die Befürchtung das 'All The Way (Stay)' wieder einer dieser Ausreißer nach oben sein könnte, ist berechtigt und wird vor allem durch die zweite Vorab-VÖ, 'Love Never', nochmals verstärkt. Zu fad, zu 0-8-15 und was wohl das schlimmste befürchten lässt, es ist ein bereits veröffentlichter Track, den man hier als „New Recording“ serviert bekommt. 'Love Never' erschien ursprünglich bereits vergangenes Jahr, als Vinyl-only Single. Herrscht also Ideenmangel bei Album Nummer zehn?
Nach den ersten Durchläufen von "Surviving" kann man sowohl den Optimisten als auch den Schwarzmalern eine Absage erteilen. JIMMY EAT WORLD gelingt es zwar nicht über die komplette Albumlänge einen Spannungsbogen zu halten, die Formkurve zeigt aber so weit nach oben, dass ich dieses Album auf Platz vier meiner persönlichen JIMMY EAT WORLD Diskographie einordnen würde. Der Opener und Titeltrack punktet mit einem schönen Riff, aber dem Song selbst geht etwas die Melodie abhanden. Das an zweiter Stelle platzierte 'Crminal Energy' erweist sich als stärkster Song seit der „Futures“-Phase. Ein Drei-Minuten-Hit, wuchtig und mit Ohrwurmqualität im Refrain. Im Prinzip eine Pflicht-Singleauskopplung. Es geht weiter mit 'Delivery', einer typical JEW Ballade, die sich wunderbar im Soundtrack von Grays Anatomy und Co. wiederfinden kann. '555' ist eine atmosphärische Elektro-Ballade, die vielleicht nicht sofort zündet, aber dennoch ihre Berechtigung hat, da sie einfach mal was Neues im Kosmos der Band darstellt. 'One Mil' ist Business as usual und mit 'All The Way (Stay)' sind wir dann bei einem bereits angesprochenen Highlight des Albums angekommen. 'Daimond' wäre zu den Hochzeiten der Band lediglich eine B-Seite gewesen, 'Recommit' liefert „Futures“-Atmo und das abschließende 'Congratulations' wirkt leider etwas ziellos.
Wie schon bei "Integrity Blues" (2016) arbeiteten JIMMY EAT WORLD für "Surviving" erneut mit Produzent Justin Meldal-Johnsen (M83, Paramore, Wolf Alice) zusammen. Dem Produzenten ist hoch anzurechnen, dass er die Band aus dem kreativen Nichts, in welches man sich mit "Chase This Light" und "Invented" begeben hat wieder rausgeholt hat. Nun zeigt die Formkurve noch deutlicher nach oben und man liefert zwar keinen Meilensteinein, aber ein dennoch gutes Album ab.
Der Song für die Playlist/das Mixtape: 'Criminal Energy'
Album-VÖ: 18.10.2019