(Concorde Home Entertainment)

Als ich im Winter 2014, damals im Rahmen einer Sneak Preview, den ersten Teil der John Wick Reihe sehen dufte, ging ich mit einem großen Grinsen aus dem Kinosaal. Überstilisierte Action ohne Kompromisse, welche nicht für ein jugendliches Publikum zurecht geschneidert wurde und dazu ein Keanu Reeves in Höchstform. Die Fortsetzung im Jahr 2017 gefiel mir dann nicht mehr ganz so gut. Die Action war in meinen Augen nicht mehr auf dem Niveau des Vorgängers und das anscheinend jeder ein Assassine auf der Welt ist, war mir doch eine Nummer zu hanebüchen.

Bei JOHN WICK: KAPITEL 3 wusste ich aber nun in welche Richtung man die Reihe entwickeln würde. Die Welt in der der Film spielt ist so übertrieben, sie hat etwas von einem Comic und wenn man sich auf dieses Worldbuilding einlässt geht man auch mit den richtigen Erwartungen an diesen Film. Der Streifen hat dabei wieder eine recht dünne Handlung und schließt direkt an die Endsequenz des Vorgängers an. Wer die Reihe noch nicht gesehen hat, dem sei nur so viel gesagt, dass sich unsere Hauptperson auf der Flucht befindet. So dauert es nicht lange und wir befinden uns schon in der ersten Actionszene, bei der es deftig zur Sache geht. Tatsächlich ist JOHN WICK: KAPITEL 3 der mit Abstand actionreichste Teil der Reihe. Der Gewaltgrad wurde dabei noch einmal deutlich angehoben und das rote FSK 18 Siegel prangt nicht ohne guten Grund auf dem Cover. Vor allem die Einführung von Ninjas und eine Actionszene in der Filmmitte, bei der Hunde mit von der Partie sind, lassen die Gewaltdarstellung bei diesem Teil noch eine Ecke drastischer erscheinen.

Der komplette Mittelteil in Casablanca wirkt dabei leider etwas zu aufgesetzt. Hier wird zwar wieder mächtig viel dafür getan, damit wir verstehen wie diese Welt funktioniert, aber eigentlich versucht man nur das Ende von Teil 2 auszuhebeln, damit John Wick wieder nach New York kommen kann. Es sind ein paar schöne Aufnahmen dabei und die Actionszene in diesem Teil ist echt der Wahnsinn, aber irgendwie bremst es auch den Film etwas aus. Gegen Ende überschlagen sich dann auch noch einmal die Ereignisse und wir müssen weitere zwei Jahre warten, um zu erfahren wie das alles in John Wick: Kapitel 4 weitergehen wird.

An der Schauspielerfront brilliert natürlich wieder Keanu Reeves als John Wick mit bekannter Coolness und macht dabei (fast?) alle Stunts selber. Neu mit dabei ist aber auch Halle Berry in einer wahren Kick-Ass Rolle. Ihr Charakter hat anscheinend eine interessante Vorgeschichte mit John kommt aber leider etwas kurz. Aber ich denke ihre Rolle wird in künftigen Filmen des Franchises öfters auftreten. Richtig klasse ist aber die Wahl von Mark Dacascos als Gegenspieler. Am bekanntesten wohl durch seine Rollen in Action Filmen der 90er Jahre wie z.B. Crying Freeman. Er spielt nicht einfach einen Ninja, welcher auf John Wick angesetzt wird, nein er ist sein größter Fan und zeigt dies auch in vielen Szenen. Er freut sich einfach nur tierisch darauf sein Idol töten zu dürfen und sieht das als seine größte Ehre an. Hier kommt dann auch der bekannte trockene Humor der Reihe zum Tragen.

Handlung gewohnt banal, Darsteller cool und sonst? Regisseur Chad Stahelski und Produzent/Hauptdarsteller Keanu Reeves sind bekennende Actionjunkies und vor allem Fans des Hong Kong Actionkinos der 90er bis 2000er Jahre. Und das merkt man JOHN WICK: KAPITEL 3 wirklich in jeder Sekunde an. Hier wird nicht einfach drauf los gekloppt und geschossen, sondern jede Actionszene ist komplett durchchoreografiert wie ein Balletttanz. Dies geschieht mit so einer Eleganz, wie man sie seit John Woo's Hochzeiten nicht mehr erlebt hat. Irgendwer bezeichnet den Film als Ballett mit Kopfschüssen und so ganz daneben liegt er damit nicht. Und doch behält man genügend Ballast um am Boden zu bleiben. So steckt John Wick zwar unheimlich viel ein, aber ist auch nicht der Superheld der allem einfach ausweicht. So sieht man der Choreographie öfters mal, das John z.B. ein Messerstich kassiert, weil er damit die Möglichkeit zu einem besseren Konter erhält. Diese Actionszenen machen den Großteil des Films aus und sind es auch, wodurch er seine Faszination erhält.

Das Bonusmaterial geht gut 75 Minuten und zeigt gut wie aufwendig die Dreharbeiten diesmal waren. So erfährt man z.B. das Halle Berry satte 8 Monate Kampfsporttrainig vor Drehbeginn nahm und Mark Dacascos erst nach einem Wechsel des Gegenspielers zum Cast dazugestoßen ist. Wer bei diesem Film mitgewirkt hat musste nicht nur einfach schauspielern können, sondern sich vorher wirklich einer langen, körperlichen Trainingsphase unterziehen. Die englische und die deutsche Tonspur liegen beide in 7.1 HD Master Audio vor. Schön das man mal nicht mit einer uralt 5.1 Tonspur abgespeist wird, aber dass die Dolby Atmos Spuren exklusiv auf der 4K UHD Disc zu finden sind, ist dann doch schon wieder etwas ärgerlich. Außerdem handelt es sich um ein deutsches Bildmaster, mit großen animierten Untertiteln im Bild. Für Schauer der Synchronfassung ist das sehr gut, wer aber lieber im O-Ton schaut hat dann deutsche Texte im Bild und englische Untertitel obendrein, welche vom Player generiert werden. Beide Bildmaster per Seamless Branching zu haben wäre hier deutlich angenehmer gewesen.

JOHN WICK: KAPITEL 3 ist der Actionknaller des Jahres. Die Handlung ausreichend, aber die Umsetzung der Actionszenen machen den Film zu einem Erlebnis. Wer bei einem Film mehr Wert auf gutgemachte Action setzt, als auf eine ausgefeilte Handlung, kommt hier voll auf seine Kosten. Und auf Teil 4 bin ich jetzt schon gespannt wie ein Flitzebogen.

VoD VÖ: 20.09.2019

DVD, BD, UHD BD, BD Steelbook, UHD Steelbook VÖ: 4.10.2019