(Spinefarm Records/ Universal)
Die Kanadier SAINT ASONIA darf man zurecht als Supergroup am Alternative/Heavy-Rock-Himmel bezeichnen - immerhin zocken hier Adam Gontier (Three Days Grace) und Mike Mushok (Staind) zusammen und füllen regelmäßig ihr Line-Up mit fähigen Musikern aus dem großen Pool nordamerikanischer Bands auf. Das selbstbetitelte Debüt aus dem Jahr 2015 war bereits eine notwendige Frischzellenkur eines stagnierenden Genres. Sie haben zwar nicht viel mehr gemacht, als ihre Kollegen, allerdings soviel Esprit und Authentizität mitgebracht, dass man SAINT ASONIA dafür beglückwunschen konnte, dass das Stereotyp Alternative-Rock nicht komplett untergeht.
Nun also "Flawed Design" - die Rhythmusfraktion wurde ausgetauscht, aber die Hauptsongschreiber und Köpfe hinter SAINT ASONIA sind zum Glück geblieben, so dass man sich auf das neue Album freuen konnte. Zu recht?
Mit 'Blind' ist schonmal eine starke Eröffnung gesichert, die enorm Power mitbringt und teilweise an Großtaten von Filter denken lässt. Im alternativen Rock ist ja die große Geste nicht unwichtig und Refrains dürfen auch gerne eingängig sein - beides hat 'Blind' an Bord und ist damit ein perfekter Einsteiger. Im Anschluss gibt es bei 'Sirens' den ersten Gastbeitrag: Die Within Temptation-Sängerin Sharon Von Adel gibt den Track einen symphonistischen Anstrich, den es mMn. nicht zwingend benötigt hätte, da der Song auch als "normaler" Rocksong funktioniert hätte. Für Fans aber sicherlich ein Mehrwert und deswegen schon okay.
Nachdem das solide Midtempo-Werk 'This August Day' verklungen ist (im Übrigen mit schön-heftigen Zwischenspiel), folgt der zweite prominente Unterstützer bei 'The Hunted'. Niemand Geringeres als Godsmack-Frontmann Sully Erna wurde engagiert, um dem Song die richtige Würze aufzudrücken (siehe Video). Ein eindringlicher Rocksong, der sofort im Ohr hängenbleibt. Das nachfolgende 'Ghost' kann dagegen natürlich nur verlieren, v.a. da die Kompositionen etwas unschlüssig dahintreibt. 'Beast' überzeugt als ehrlicher Rocker, während 'The Fallen' früher Powerballade genannt wurde und als emotionaler Höhepunkt die Mitte des Album veredelt.
Leider hat 'Another Fight' etwas Füller-Charakter, da man auch hier nicht genau weiß, wohin SAINT ASONIA steuern wollten. Der Titeltrack dagegen kann das besser definieren - große Eingängigkeit ist das Motto des Augenblicks. 'Flawed Design' besitzt eine Hymnenhaftigkeit, die durchaus Stadion-Rock-Qualitäten hat. 'Justify' nimmt sich daran ein Beispiel, baut auch wieder mehr Druck auf, als die Songs davor - angenehm, dass wieder die Gitarre ihren Job erledigt und mächtige Strukturen vorgibt, die einen Glanzpunkt auf "Flawed Design" darstellt. Den letzten Track 'Martyrs' hätte es nicht gebraucht, da das altbekannte Klischee der Abschlußballade geliefert wird. Außer einem schönen Gitarrensolo hat der Song aber nicht viel zu bieten.
SAINT ASONIA haben mit ihrem zweiten Album "Flawed Design" ihren Status als überdurchschnittliche Alternative-Rockband bestätigt. Wenn sie sich nun noch mehr auf ihre Kernkompetenzen fokussieren würden und in meinen Augen überflüssigen Ballast über Bord werfen, könnten sie bald zur Speerspitze im Genre gehören.
Album-VÖ: 25.10.2019