(Century Media)

ESKIMO CALLBOY gelten schon seit ihrer ersten Scheibe als eine Band, welche von einer großen Menge gehasst und von vielen aber auch auch geliebt wird. Die Mischung aus asozialen Texten und vielen elektronischen Beats, ist nichts für jedermann. Und so konnte es die eine Hälfte super hassen und die Andere zu Alben und Liveshows gut abgehen. Mit dem 2017er Album "The Scene" erreichte man dann mit Platz 6 der deutschen Albumcharts, die bisher höchste Platzierung. Schon seit dem dritten Album "Crystals" wurde man deutlich melodischer, war der Sprung von diesem Album zu "The Scene" schon groß, so ist es von diesem bis zum hier vorliegenden "Rehab" gewaltig. ESKIMO CALLBOY haben sich mit diesem Album noch mehr einem größeren Publikum geöffnet. Ob dies den Fans gefallen wird muss sich erst zeigen.

Nicht nur das erste Lied wurde geteilt, sondern auch der Titel, so ist 'Take Me To' nur das Intro zu 'Rehab'. Hier gibt es dann direkt Rap-Parts und ein bisschen Elektronik, welche auf einen recht poppigen Refrain treffen. Macht auf jeden Fall Spaß und erinnert an manch ein Stück von "The Scene", ist aber relativ langsam im Vergleich zu anderen Lieder der Band. 'It's Going Down' geht grade mal eine Minute!Die agressiven Shouts fallen sofort auf, aber sonst bleibt in der Kürze der Zeit leider wenig hängen. Das bereits als Video veröffentlichte 'Hurricane' geht dann auch eher in eine härterer Pop-Rock Richtung. Die elektronischen Stellen kommen besonders gut zur Geltung und zu mindest im Ansatz kommt ein bisschen Partyfeeling auf. Man hat hier schon Besseres von den Jungs gehört, aber auf jeden Fall ein sehr gefälliges Stück. Auch bei 'Disbeliever' liegt der Fokus eindeutig auf Clean Vocals und einer eingängigen Melodie. Hier fehlt mir ein bisschen der Pepp in der Sache und auch beim inzwischen sechsten Durchlauf des Albums bleibt zu wenig hängen. Nun darf die Party aber endlich beginnen, denn 'Okay' gefällt mir außerordentlich gut. Auch wenn man sagen muss, dass sich das Teil extrem stark bei den modernen Bring Me The Horizon Songs bedient. Der höhere Technoanteil steht dem Song wirklich sehr gut und auch der positive Text bringen einen in Partystimmung.

Diese Atmosphäre wird auch sehr gut mit in 'Made By America' rübergenommen. Asoziale Partytexte gehören wohl auch der Vergangenheit an, so erwartet uns ja hier sogar etwas Gesellschaftskritik. Beim Gesang wird hier mal ein ganz anderer Ansatz gesucht, um das Ganze etwas düsterer erscheinen zu lassen. Macht auf jeden Fall viel Laune und auch der Instrumentalteil ist ein bisschen härter. 'Supernova' war die erste Auskopplung von "Rehab" und wurde als Werbesong für das Spiel Rage 2 benutzt. Der Grund dafür legt auf der Hand, es ist der mit Abstand eingängigste Track, geht ins Ohr und bleibt auch dort. Hat mit Metal wenig am Hut, verbreitet aber einfach eine enorm gute Stimmung. Mit unter 3 Minuten Laufzeit geht er aber auch sehr schnell vorbei. Den Vergleich mit Bring Me The Horizon hatte ich ja schon einmal, aber bei 'Lost' passt er noch einmal wie Arsch auf Eimer! Der komplette Instrumentalteil wirkt hier wie von That's The Spirit entliehen. Die Stimmen machen es trotzdem zu einem ESKIMO CALLBOY Song. Ein bisschen mehr Party und ein bisschen mehr gewohnte EC-Anteile wären aber schon cool gewesen.

'Nice Boi' verbindet recht effektiv Vergangenheit und Gegenwart und zwar in diesem Fall typische agressive Shouts der ersten Scheiben, mit einem doch eher poppigen Refrain. Mit seinen 2.30 Minuten ist aber auch dieser Ausflug wieder sehr kurz ausgefallen. Mit 'Prism' macht man dann zum Abschluss noch einen Abstecher in die ziemlich ruhige Richtung. Laut Sänger Sushi einer der Songs welcher ihm in der Bandgeschichte am Meisten am Herzen liegt. Leider will er so gar nicht bei mir zünden. Mir fehlt hier einfach das gewisse Etwas, was ihn von anderen Titeln abhebt.

"Rehab" ist ein Album bei dem ich auch die Reaktionen der Fans sehr gespannt bin. Wenig Partytracks und leider nicht ein Oberhammer der sofort zu einem Instant Classic im Kopf wird. Fand ich "The Scene" sau stark, so ist "Rehab" in meinen Augen "nur" ein gutes Album. Die Agressivität ist gedrosselt und die Texte sind deutlich anspruchsvoller. Dabei verliert aber die Band auch ein paar Aspekte, die sie sonst so interessant gemacht haben. Grade die Livequlität der Lieder kann ich so noch gar nicht einschätzen. Was That's The Spirit für Bring Me The Horizon war ist nun "Rehab" für ESKIMO CALLBOY. Da bin ich doch gespannt ob man den eingeschlagenen Weg wirklich so weitergehen wird. Mir macht das Album auf jeden Fall Spaß, aber die Euphorie, die ich sonst nach einem jedem Hören der Vorgängeralbum empfand, fehlt leider komplett.

Album-VÖ: 1.11.2019