(Department Musik/ Rough Trade)
Die Karlsruher Band GRIZZLY hat für sich die Genre-Schublade "Heavy-Pop-Punk" aufgemacht und die Selbsteinschätzung wird mit ihrem neuesten Output "Movement" überprüfbar.
Der Beweis folgt im Grunde ab der ersten Sekunde des Openers 'Why We Move' - wer mit einem Refrain beginnt und in Folge allerbesten Pop-Punk abliefert, der mit unaufdringlichen Rap-Parts garniert ist, kann sich die Begrifflichkeit "Heavy-Pop-Punk" durchaus patentieren lassen. Man ist versucht im Plattenregal nach den letzten Scheiben von Set Your Goals zu stöbern, ob die Aneinanderreihung der Noten nicht doch schonmal auf einen Tonträger gebannt wurde - aber eigentlich auch egal, sofern es so enthusiastisch umgesetzt wird, wie bei GRIZZLY. Dass die Jungs aus einer deutschen Kleinstadt stammen und nicht an der kalifornischen Küste beheimatet sind, hört man zumindest nicht raus. 🙂
'Angry Little Boys' präsentiert dann das aktuelle Niveau von zupackenden Pop-Punk, wie ihn auch Broadside oder Forever Came Falling drauf haben. Da sich GRIZZLY immer mal wieder einen Sprechgesang-Anteil bewahren, wird ein Wiedererkennungswert generiert, der nicht ganz unwichtig erscheint im Gros der derzeitigen Veröffentlichungsflut.
Prominente Unterstützung erfährt die Hymne 'Silver Linings', die mit Gastgesang eines Eskimo Callboy-Members punktet. Hymne ist auch ein gutes Stichwort für den Ansatz der komponierten Stücke auf "Movement" - jeder Song möchte das höchste Maß an Partykompatibilität erreichen und GRIZZLY schaffen genau das!
'Juggernauts' bringt eine melancholische Note mit rein, vergisst aber nicht die notwendige Power mitzuliefern, 'Planet B' hätte auch auf alten Alben von Papa Roach seinen Platz finden können. 'Daydream' lässt ein paar Growls von der Leine und 'Social Media' zeigt den UK-Größen des poppigen Punks (Trash Boat, Neck Deep, Roam) wie perfekter "Hüpf-Core" funktioniert.
"Movement" unterhält über die gesamte Laufzeit und lässt vergessen, dass natürlich alles schon irgendwie mal da war. Durch die positive Attitüde und dem vermittelten Spass den GRIZZLY zur Schau stellen, ist die nicht vorhandende Innovationsbereitschaft aber drittrangig. Hier überwiegt die Begeisterung, ob eines gelungenen Albums, bei dem man merkt, dass Herzblut und Authentizität die Grundpfeiler sind.
Album-VÖ: 29.11.2019