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KIRK WINDSTEIN dürfte manchem bekannt sein als Stimme und Frontmann von Crowbar, der wohl erfolgreichsten Sludge-Metal-Band überhaupt. Auf seinem Debüt-Soloalbum "Dream In Motion" nimmt er merklich die Härte raus, sowohl im Bereich Gitarren, als auch aus seiner Stimme. Kann der Mann mit dem langen Bart dabei trotzdem noch überzeugen? Wir haben uns die Scheibe vorgenommen…
Der Titeltrack 'Dream In Motion' kommt noch recht wuchtig daher, man merkt zwar, dass das alles etwas anders klingt, ob das aber nun direkt ein Soloalbum rechtfertigt, ist zu diesem Zeitpunkt noch fraglich. Erst im weiteren Verlauf wird klar: das passt so definitiv nicht auf ein Crowbar-Album!
Die Songs sind über einen Zeitraum von zwei Jahren entstanden, immer mal wieder in Tourpausen oder an Feiertagen aufgenommen, was zeigt, dass "Dream In Motion" ein Herzensprojekt ist. Von seinem Herzblut legt Windstein auch definitiv einiges in die Waagschale, und mit 'Aqualung' hat er sich nicht nur einen großartigen Song, sondern auch eine großartige Band (Jethro Tull) zum Covern ausgesucht.
Fast gänzlich in DIY-Manier hat Windstein lediglich Drums und Effekte an seinen Mitarbeiter Duane Simoneaux weitergereicht, sämtliche Saiteninstrumente und den Gesang hat er selbst übernommen. Und hier, in der Produktion, fängt der Fisch auch zu stinken an… Das Schlagzeug wirkt insgesamt recht flach und aufgesetzt (was es ja letztendlich auch ist…). Es sind zwar Crowbar-typische Parts latent vorhanden, die viel Einsatz von Toms und wenig Becken vorsehen, das wird dort aber eindrucksvoller in Szene gesetzt.
Ein weiterer Kritikpunkt meinerseits ist Windsteins Cleangesang: eine wirklich schöne Singstimme hat er nicht gerade, und sobald er aufhört, seinen Melodiegesang zu pressen, fehlt mir hier das Charisma. Die Töne trifft er auch so, und ich kann ihm auch nicht vorwerfen, dass das emotionslos klingen würde, es holt mich einfach nur nicht ab.
Und genau das ist es auch, was ich zum kompletten Album sagen muss: es erreicht mich nicht in seiner ganzen Tiefe. Ich erkenne, dass da viele Dinge sind, die so auch 1:1 von Led Zeppelin hätten kommen können, aber auch die habe ich nie sonderlich begeistert gehört.
Letzten Endes ist "Dream In Motion" ein emotionsgeladenes Stück Musik, das absolut seine Daseinsberechtigung hat und ganz bestimmt auch seine Fans finden wird, mich erreicht es in der aktuellen Phase allerdings nicht. Möglich, dass ich in einem halben Jahr ganz anders dazu empfinde. Ich werde der Scheibe jedenfalls nochmal irgendwann eine zweite Chance geben, wenn meine Hörgewohnheiten sich ggf. etwas verändert haben. Aktuell fehlt mir einfach der Druck in der Scheibe!
Photo courtesy of EOne / SPV
Album-Release: 24.01.2020