(UNFD/ Membran)
Zu SILVERSTEIN muss man eigentlich nichts mehr schreiben. Wer sich länger als ein Jahr für die Genres Post-Core/Easy-Core, Emo oder Punkrock interessiert, sollte den fünf Jungs schon einmal über den Weg gelaufen sein. Die Kanadier feiern in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen. Was gibt es also Besseres als ein neues Album und eine Tour (hierzulande bereits im Februar absolviert), um diesen Meilenstein zu feiern?
"A Beautiful Place To Drown" ist das mittlerweile zehnte Studiowerk und wartet mit einigen Neuerungen im Soundbild auf. Die klassisch-referenziellen Stilmittel sind natürlich weiterhin Mittelpunkt im Schaffen von SILVERSTEIN. Allerdings haben sie es sich nicht nehmen lassen neue Elemente einzubauen, die den heutigen Hörgewohnheiten der sogenannten Generation Z entgegenkommt. Ist das schon Anbiederung? Jedenfalls stellenweise eine ungewöhnliche Erfahrung in Bezug auf eine SILVERSTEIN-Platte.
Der Einsteiger 'Bad Habits' ist noch ein typischer SILVERSTEIN-Knaller. Poppiger Punk-Einstieg, der im weiteren Verlauf durch Shouts ordentlich Energie tankt und mit großartiger Gitarrenarbeit aufwartet. Wegen des Gastbeitrags von Caleb Shomo (Beartooth) beim nachfolgenden 'Burn It Down' gibt es auch hier kein Klagen seitens des langjährigen Fans. Verdammter Hit.
Alle Produktionsmöglichkeiten werden komplett ausgekostet, so dass bisweilen ein recht klinischer Sound entsteht ('Where Are You' z.B.). 'Infinite' hat den nächsten Gast am Start - diesmal lässt es sich Aaron Gillespie (Underoath) nicht nehmen, seinen Teil zum Gelingen beizutragen. 'Shapeshift' und 'All On Me' reihen sich in die Songs ein, die zwar SILVERSTEIN gelabelt sind, aber die Trademarks irgendwie vermissen lassen. Hört man sich das Album in Etappen an, klingt das oft nach Fließband-Arbeit ohne eigenen Charakter. Die Songs sind gut bis sehr gut - ihnen fehlt aber der besondere Kniff im Songwriting, um aus der Masse der Veröffentlichungen hervorzustechen. Bereits bei den vorherigen Platten ("I Am Alive In Everything I Touch" und "Dead Reflection") hat der "Egal-Faktor" manchmal zugeschlagen, mit dem neuen Werk haben sich SILVERSTEIN noch mehr in das Niemandsland unspannender Post-Core-Songs hineinmanövriert. Alles in allem ist das natürlich weiterhin SILVERSTEIN, aber es wirkt eher so, als ob ein Kreativschub gefehlt hat und das Erreichte nur verwaltet wird. 'Say Yes!' oder der melancholische Schmachtfetzen-Rocker 'September 14th' zeigen nochmal das Können und die Hingabe der Band, allerdings sind Überraschungen rar gesät und kommen zu wenig zur Geltung, als das die Platte überdurchschnittlich zu bewerten wäre.
SILVERSTEIN feiern ihr Bandjubiläum mit dem Album "A Beautiful Place To Drown", vergessen aber herausragendes Songmaterial mitzuliefern. Deswegen ist die Platte ein nettes Geschenk an die Fans und unterhält im Rahmen seiner Möglichkeiten - SILVERSTEIN verkaufen sich allerdings etwas unter Wert.
Wohlwollend aufgerundet bei der Punktevergabe, weil ich mich selbst als Fan bezeichnen würde.
Album-VÖ: 06.03.2020