(Silver Lining Music/ Warner)
Hat man Verwandtschaft, die bereits im Rock 'n Roll-Biz einen Namen hat, ist der Weg vielleicht einfacher vorgezeichnet. So viel sei aber mal über NAKED SIX verraten: Dass Frontmann Seb Byford der Sohn von Saxons Biff Byford ist, ist ein netter Fun Fact - ändert aber weder positiv noch negativ etwas daran, dass NAKED SIX mit ihrem Debüt "Lost Art Of Conversation" eine arschtretende Platte aufgenommen haben, die kompromisslos rockt, klitzekleine 70er-Jahre Punkattitüden einbaut, um teils völlig losgelöst ein Hitfeuerwerk abliefern, wie es heutzutage eigentlich nicht mehr angesagt ist.
Gerade das macht das Trio von vornherein sausympathisch. Das Anhören des Albums erzeugt einen ähnlichen Effekt wie es das Royal Blood-Debüt vor einigen Jahren geschafft hat - überraschende Songs, die mit bekannten Stilmitteln neue Möglichkeiten ausloten und eine Eingängigkeit präsentieren, denen man sich schwerlich entziehen kann.
Der Intro-Song '21st Century Brawl' mäandert noch instrumental vor sich hin, während Textfragmente ihren Eingang ins Hirn des Zuhörers suchen. 'Song Of The City' läutet das Album eigentlich erst richtig ein. Gitarrengeschrammel, welches bluesrockig-fordernd nach vorne drängt und sich einen Dreck um Konventionen schert. Wer die alten The Black Keys vermisst, sich The Hives als Garagenband vorstellen kann und ein Faible für spannenden Brit-Rock mitbringt, darf sich an NAKED SIX satt hören.
Ihren 70er-Jahre-Rock-Einfluss hört man dem Trio bei Songs wie 'Peace By The Pistol' oder 'Grapevine Telegraph' an. Zum Ende der Platte verschnaufen die Jungs etwas, haben aber genug musikalischen Sachverstand, um auch 'The Change' (Shoegaze-Kasabian-Style) spannend klingen zu lassen, obwohl der Track etwas ziellos wirkt. Mit dem letzten Song schiessen sich NAKED SIX nochmal in ganz andere Sphären - 'Outside Looking In' ist als ruhiger Abschluss angelegt, erstaunt dann aber mit kleinen Jazz-Intermezzos, einem 80er-Jahre Beat, der zurückhaltend im Hintergrund pluckert und wie ein Soundtrack-Lied daherkommt.
Überraschend rundes, angenehm unrundes Album, welches uns NAKED SIX zur Verfügung stellen. Man entdeckt immer wieder neue Facetten - das macht "Lost Art Of Conversation" zu einem tollen Werk und Lust auf mehr. Live sicherlich ein Ereignis.
Album-VÖ: 06.03.2020