(Fat Wreck Chords/ Edel)
WESTERN ADDICTION existieren seit 2003, haben ab '06 eine siebenjährige Pause eingelegt und seitdem wieder relativ regelmäßig veröffentlicht. Trotzdem ist "Frail Bray" erst ihr drittes Studioalbum innerhalb zehn Netto-Bandjahren. Sie gehören zum festen Fat Wreck-Inventar, v.a. weil einige Mitglieder auch arbeitsmäßig für das Label tätig sind/waren. Vom Lagerarbeiter zum Punkrock-Millionär also? Weit gefehlt, dafür ist die verortete Musik nicht mainstreamtauglich genug. WESTERN ADDICTION haben es sich im Hardcore/Punkrock gemütlich gemacht, ballern ihre politischen und gesellschaftlich-relevanten Texte ohne kapitalistischen Hintergedanken in die Welt hinaus und sind somit eine der integersten Punkbands innerhalb der Szene.
Wenn ihr Referenzen braucht: Pears, (mit Abstrichen) Dillinger 4 und/ oder Cancer Bats sind Gruppen, an denen man sich orientieren kann, wenn man den Sound von WESTERN ADDICTION beschreiben möchte. Trotzdem immer eine Spur dreckiger, rotziger, wütender und mutiger.
In bester Dead Kennedys-Manier schiebt der Einsteiger 'The Leopard And The Juniper' los und überzeugt bereits zu Anfang mit einer Energie, die sich sogleich auf den Hörer projiziert und die geballte Faust gen Zimmerdecke reißen lässt. Und wie geil ist denn bitteschön 'They Burned Our Paintings'? Angepisster Hardcore-Punk, der die Eingängigkeit einlädt an der Party teilzunehmen. Diese bleibt aber beim noch aggressiveren Titeltrack außen vor, nichtsdestotrotz nimmt der Track gefangen, weil die Power und die shreddernen Gitarren komplett mitreissen. 'Lurchers' präsentiert dann lupenreinen 2-Minuten-Punkrock, der die Hardcore-Komponente niemals außer acht lässt. Und wo wir schon bei Hardcore sind - 'Rose's Hammer, Pt.1' zeigt in anderthalb Minuten was damit gemeint ist. 'Rose's Hammer, Pt.2' ist experimenteller und nimmt sich für sich den großartigen Stoner-Punk-Song die notwendige Zeit. Um erst gar nicht den Verdacht aufkommen zu lassen, dass WESTERN ADDICTION nun die Puste ausgeht, wird mit 'Laurette' das Tempo wieder verschärft - niemals stumpf, immer nachvollziehbare Rhythmuswechsel, die mit dem aggressiven Gesangsstil von Jason Hall perfekt harmonieren.
'Wildflowers Of Italy' ist ein weiteres Beispiel, dass sich die Band aus San Francisco nicht auf einen bestimmten Stil festlegen möchte. Der Song entwickelt einen Sog, der referenziell an die bereits genannten Cancer Bats oder Gallows (zu Frank Carter-Zeiten) erinnert. Druckvoll und wütend stampft die Komposition Richtung Höhepunkt der Platte. Dass WESTERN ADDICTION zu den spannendsten, weil untypischsten Fat Wreck-Bands gehört, beweisen die abschliessenden Kracher 'We Lived In Ultraviolet' und 'Deranged In Grief', die nochmals alle Tugenden in den Pit werfen und ordentlich durchrühren.
Es gibt an "Frail Bray" nichts auszusetzen. WESTERN ADDICTION haben ein packendes und überraschendes Album geschrieben, welches auf ganzer Linie überzeugt und für mich zu einem Highlight des Jahres wachsen kann. Denn die präsentierten Songs geben beim ersten Hören nicht alles preis, sondern wachsen mit jedem Hören. Stark.
Album-VÖ: 15.05.2020