(Red Scare Industries/ Cargo Records)

Dass BROADWAY CALLS nach sieben Jahren Pause doch nochmal ein Album veröffentlichen würden, hätte ich nicht gedacht. Nun wurden sie von Red Scare Industries gekrallt und haben mit "Sad In The City" ihre vierte Platte am Start. Die Vorfreude war groß, weil das Trio mit Alben wie "Good Views, Bad News" und "Comfort/ Distraction" kleine Klassiker des poppigen Punkrocks geschaffen haben - irgendwo zwischen Alkaline Trio und frühen Green Day wurde es sich gemütlich gemacht und Hits geschrieben, die niemals langweilig geworden sind.

Die letzten Jahre haben dafür gesorgt, dass das Songwriting fokussierter und interessanter gestaltet wurde. Hier und da sind mittlerweile kleine Kanten erkennbar, die die Songs besonders machen. Das Glattgebügelte hat einem gewissen Anspruch Platz eingeräumt.

'Never Take Us Alive' baut bereits am Anfang eine Atmosphäre auf, die dem eines Live-Konzertes ziemlich nahe kommt. Das Händchen für wunderbar harmonische Melodien haben die Jungs nicht verloren, jetzt aber den Mut, minimale Dissonanten einzubauen, die dem Song dienlich sind. Wie Weezer in einer Garage. 'You Gotta Know' geht den straighten Weg und hält sich nicht mit Unzulänglichkeiten auf - auf den Punkt gezockt. Cooles Bass-Spiel auch.

Der Titeltrack und das nachfolgende 'Always On The Run' geht in die angesprochene Green Day-Richtung. 'Take Me Down' ist dagegen ein einfacher Punkrocker, der mit großartigen Refrain punktet und verdammt Spass macht. Ich behaupte nicht, dass BROADWAY CALLS irgendwas neu erfunden hätten oder gar das Genre revolutionieren, aber was sie abliefern ist tight und unterhält auf ganzer Linie. Jeder Song hat seine speziellen Momente und das Gesamtpaket namens "Sad In The City" ist überzeugend bis berauschend.

Gut, dass BROADWAY CALLS wieder da sind. Dieser coole Punkrock-Sound, der auf technische Finessen und neuartige Produktionsmöglichkeiten verzichtet, läuft gut rein und es ist schön zu hören, wie Emotionalität und Herzblut in eingängigen Songs präsentiert wird.

Album-VÖ: 10.07.2020