(Better Noise Records)

CORY MARKS debütiert mit seinem Album "Who I Am" dieser Tage und konnte aufgrund der heutigen Möglichkeiten im Social Media/ Stream-Business bereits über 10 Millionen Streams generieren. Er verbindet in seinen Songs ur-amerikanischen Country der Marke Billy Ray Cyrus mit teils wuchtiger Rock-Produktion und erinnert in seinen besten Momenten an The White Buffalo, Chris Stapleton oder The Mavericks - hat aber genügend Potential, um sich von zwangsläufigen Referenzen zu lösen und seine Songs wirken zu lassen. Er selbst bezeichnet sich als Fan von Ozzy Osbourne und Merle Haggard und lässt diese Einflüsse in seiner Musik aufleben. Beschäftigt man sich mit der Biographie des Newcomers, erkennt man den festen Willen und den DIY-Hintergrund, der ihm im Laufe der Zeit Top-Produzenten und die Unterstützung von großen Namen des Businesses sicherte.

Schon der Opener kann mit einem nette Southern-Rock-(light)Einschlag überraschen und gibt dem Rock mehr Spielraum, als es die Genre-Einordnung bei CORY MARKS vermuten wurde. Der zweite Song auf "Who I Am" ist der aktuell grösste Hit von dem jungen Herren, was erstens auf das massive Airplay zurückzuführen ist, und vielleicht auch etwas an der Auswahl der Gäste liegt. 'Outlaws & Outsiders' hat einen extrem klischeebehafteten Titel, was die Teilnahme von Five Finger Death Punch-Sänger Ivan Moody fast schon natürlich erscheinen lässt. Zudem tragen Country-Star Travis Tritt und Mötley Crüe-Gitarrist Mick Mars zum Gelingen bei. Der Song hätte mit seiner vereinnahmenden Power auch gut auf einen Sons Of Anarchy-Sampler gepasst.

'Good To Be Us' und 'Blame It On The Double' sind im weiteren Verlauf gefällige Midtempo-Rocker, die auf den Mainstreamgeschmack des einfachen Nordamerikaners zugeschnitten ist. Die Musik tut nicht weh, es fehlen die berühmten Ecken und Kanten, aber der Rock-Anteil ist hoch genug, um nicht als Hausfrauen/Hausmann-Musik abgestempelt zu werden. Trotzdem ist die Platte gut dazu geeignet, beim Abwasch, Putzen oder Aufräumen gehört zu werden, da sie nicht den Anspruch erhebt, konzentriert in die Lieder abtauchen zu müssen. Sie kann gut nebenbei gehört werden und verkürzt  langweilige Autobahnfahrten merklich. Es muss ja nicht immer der große Anspruch sein - CORY MARKS versteht es trotzdem (v.a. dank seiner angenehm dunklen Stimme) Individualität durchblitzen zu lassen, der ihn aus dem Einheitsbrei des "Outlaw-Country" (Pressetext) hervorhebt.

Alle Songs auf "Who I Am" sind entsprechend der Erwartungshaltung, als kleine Zusatzinformation sei noch gesagt, dass CORY MARKS beim Track 'Out In The Rain' nochmal Support erhält - diesmal beteiligt sich Halestorm-Sängerin Lzzy Hale am Gesang und macht aus einem okayen Song einen etwas besseren. Die Ballade 'My Whiskey, My Wine' hat es zweimal auf die Platte geschafft (1x als Bonus in der Akustikvariante), wobei ich keinen Unterschied zwischen den Versionen erkennen kann.

"Who I Am" ist ein solides Alternative-Country-Rock-Album, auf dem die gängigen Klischees präsentiert werden. CORY MARKS kann mit seiner Stimme punkten und mit seinem Songwriting überzeugen. Etwas mehr Mut zur Lücke und überraschende Töne hätten der Platte sicherlich nicht geschadet. So bleibt der Eindruck, dass die Produktion allein auf den nordamerikanischen Markt zugeschnitten und möglichst alle Erwartungshaltungen erfüllt wurden, um niemanden an den Karren zu fahren.

Album-VÖ: 07.08.2020