(Concorde Home Entertainment)

Nachdem er uns zwei unfassbare Filme serviert hatte (Bube Dame König grAS, Snatch – Schweine und Diamanten), konnte Guy Ritchie meiner Meinung nach mit Revolver und RockNRolla nicht mehr an seine ursprüngliche Genialität anknüpfen. Manche unken, seine Beziehung zu Madonna hätte damit etwas zu tun gehabt. Sei es drum, Guy Ritchie verschwand im Jahr 2008 von meinem Radar. King Arthur habe ich wohl gesehen, war mir allerdings nicht bewusst, dass er da seine Finger mit im Spiel hatte, Codename U.N.C.L.E. wollte ich mir immer mal ansehen, von Aladdin habe ich schön die Finger gelassen. Aber das sind Filme, die bei IMDB unter seinem Namen gelistet sind, sonst hätte ich das auch nicht gewusst. Sherlock Holmes lassen wir mal außen vor, da hat er ja "nur" Regie geführt. Und nun steht THE GENTLEMEN mit einem großartigen Cast in den Regalen, der sogar wieder an alte Glanzleistungen anknüpfen könnte/soll. Kann er? Zunächst zur Rahmenhandlung:

"Smart, knallhart und mit genialem Gespür fürs Geschäft hat sich der Exil-Amerikaner Mickey Pearson (Matthew McConaughey) über die Jahre ein millionenschweres Marihuana-Imperium in London aufgebaut und exportiert feinsten Stoff nach ganz Europa. Doch Mickey will aussteigen, endlich mehr Zeit mit seiner Frau Rosalind (Michelle Dockery) verbringen und auf legalem Weg das Leben in Londons höchsten Kreisen genießen. Ein Käufer für die landesweit verteilten – und dank des chronisch geldknappen Landadels gut versteckten – Hanf-Plantagen muss her. Auftritt: Matthew Berger (Jeremy Strong). Der exzentrische Milliardär bietet eine hohe Summe, will jedoch Garantien sehen. Und das ausgerechnet in dem Moment, in dem sämtliche Groß- und Kleinkriminellen der Stadt Wind von Mickeys Plänen bekommen haben – von Triaden-Boss Lord George (Tom Wu) über den durchgeknallten Emporkömmling Dry Eye (Henry Golding) bis hin zum schmierigen Privatdetektiv Fletcher (Hugh Grant). Während Mickeys rechte Hand Ray (Charlie Hunnam) seinem Boss den gröbsten Ärger vom Hals hält, überbieten sich alle Beteiligten mit Tricks, Bestechung, Erpressung und anderen fiesen Täuschungen und lösen eine folgenschwere Lawine aus… "

Der Name ist Programm. in THE GENTLEMEN regiert der Style. Und die Männer, einzig eine Dame hat es ins Line-Up geschafft. Aber die ist ebenso cool und stylish. Michelle Dockery ist die Schwachstelle von Mickey. Aber schwach ist sie keineswegs. Matthew McConaugheys Figur Michael Pearson und seine rechte Hand Ray (Sons of Anarchy-Star Charlie Hunnam) sehen immer aus, wie aus dem Ei gepellt und verhalten sich auch sonst wie Gentlemen. Einprägsamste Szene: Ray wird von einer Londoner Straßengang bedroht und holt im Angesicht einer Machete mal eben extrem gechillt eine vollautomatische Maschinenpistole unter dem Trenchcoat hervor. Großartig.  THE GENTLEMEN ist erwachsener, keine Abkehr zu Guy Ritchies alten Filmen, aber doch reifer. Aber man wird ja auch älter. Die schrägen und schnodderigen Typen gehören der Vergangenheit an, einzig Colin Farrells Figur Coach darf Street Credibility demonstrieren, als Box-Trainer in Jogging-Anzügen. Wobei die vermutlich auch nicht von der Stange kommen. Was mich persönlich nervt, ist der HipHop-Einfluss seiner Schützlinge, aber auch das ist leider Zeitgeist.

In THE GENTLEMEN laufen natürlich wieder eine Menge Dinge parallel, jeder Charakter verfolgt seinen eigenen kleinen (oder großen) Plan und gegen Ende kollidieren natürlich wieder alle Figuren/Interessen miteinander und rütteln den Londoner Untergrund schön schwarzhumorig durch. Auch die Erzählstruktur mit den Aus/-Rückblicken kennen wir von Ritchie (oder Tarrantino). Somit verspricht THE GENTLEMEN einen unterhaltsamen Film-Abend. Darüber hinaus ist es ein Film, den man aufgrund seiner Coolness öfter sehen kann. Für mich zwar kein Kult, wie die bereits erwähnten Streifen von Guy, aber endlich mal wieder ein Treffer.

Ab 10. Juli 2020 als DVD, Blu-ray, limitiertes Blu-ray-Steelbook, 4K Ultra HD Blu-ray und ab 26. Juni 2020 bereits digital erhältlich.