(Fever Dog Music / Tunecore)

THE VIGIL kommen aus England und präsentieren uns mit ihrem zweiten Album "Hypervigilance" wieder einen wunderbares Rock-Manifest, welches zwischen den Polen Grunge und alternativen Rock britischer Prägung angesiedelt ist.

'Out Of Plans' eröffnet die Platte ohne viel Firlefanz und man findet sich als Hörer sofort in die 90er zurückkatapultiert, als Bands der Marke Compulsion, Kerbdog oder Therapy? (um mal eine prominente Band in den Referenzring zu werfen) ihre große Zeit hatten. THE VIGIL verstehen es vortrefflich die traditionellen Tugenden mit Elementen zu verbinden, die modernen Produktionsstandards entsprechen, haben aber den sympathischen Ansatz, eine warme Atmosphäre zu erschaffen, die die Songs atmen und sich entfalten lassen.

'Fuel To Burn' ist ein typischer Vertreter der beschriebenen Grunge-Fokussierung von THE VIGIL - ähnlich wie die Australier Violent Soho versteht es das Trio völlig unaufgesetzt und unaufdringlich den geist der Flanellhemden-Zeit heraufzubeschwören ohne sich in peinliche Gefilde zu bewegen. Laut Promo und einigen Kritiken zum Debüt "Save Our Souls" mussten die Briten sich einem Vergleich zu Puddle Of Mudd gefallen lassen, was schon etwas unverschämt ist, da THE VIGIL qualitätsmäßig meilenweit die Nase vorn haben. Ihre Songs sind durchdacht, haben an den richtigen Stellen genug Schmackes, um die verzerrten Gitarren und bisweilen dissonanten Tempis aufzufangen und in eingängige Bahnen zu lenken.

Hört Euch einfach mal in Ruhe (und gerne mehrmals) so (im Grunde unspektakuläre) Tracks wie z.B. 'Sink Or Swim' (Nirvana-Reminiszenz galore!), 'Three Monkeys' oder 'World Away' an. Mit jedem weiteren Durchgang entdeckt man weitere Facetten, die THE VIGIL zu einem besonderen Vertreter des Musikstils machen und Lust auf ein abgespacktes Abrocken machen. Klitzkleiner Kritikpunkt wäre die fehlende Nuancierung beim Gesang. Dieser klingt immer solide, aber sehr gleichförmig - leise Momente und wütende Ausbrüche, die den Songs den nötigen Punch geben, fehlen leider fast gänzlich.

Trotzdem ist "Hypervigilance" ein absoluter Tipp für Menschen, die mit Grunge sozialisiert worden sind und auch der nachfolgenden Generation "Neo-Grunge" etwas abgewinnen konnten. THE VIGIL machen viel richtig und man darf gespannt sein, wie sich die Band weiterentwickelt. Potential, Talent und Ausstrahlung ist genug vorhanden.

Album-VÖ: 21.08.2020