(The Sign Records)
Stoner-Rock aus Island? Einem Land, welches mehr als alle anderen für die Elemente steht - Gletscher, Vulkane, unbezähmbare Natur. Gerade hier soll sich eine Band formiert haben, die dem Wüstenrock ala Kyuss frönt? VOLCANOVA haben das Experiment gewagt, sich als Trio gefunden und 2014 gegründet. Mit ihrer aktuellen Platte "Radical Waves" wollen sie das Genre aufmischen und beweisen, dass auch eiskalte Isländer die Hitze im Herzen und die Glut mit staubtrockenen Rock entfachen können.
Da alle drei Mitglieder Gesangparts übernehmen, entstehen teils unglaubliche Dynamiken, da gerne auch gleichzeitig/zusammen gesungene Vocals die Songs gen Höhepunkt treiben. Schon dies ist ein Alleinstellungsmerkmal, welches VOLCANOVA über das Mittelmaß hinaushebt. Wenn jetzt die Songs noch catchy und spannend umgesetzt sind, könnte "Radical Waves" vielleicht ein guter Geheimtipp für Liebhaber des erwähnten Musikstils sein.
Das tiefgestimmte Sludge-Instrumental 'Welcome' erinnert an alte Mastodon und eröffnet den bunten Reigen standesgemäß- 'Where's The Time' übernimmt übergangslos mit einem schönen Black Sabbath-Riff und hat einen gleich bei den Eiern, denn nicht nur die stimmigen Strophen wissen zu begeistern, sondern spätestens ab dem ersten Refrain (der mehrstimmig intoniert wird) weiß der geübte Hörer, dass er hier Zeuge eines kleinen Wunders ist. Obwohl die Limitierung im Stoner-Rock nicht von der Hand zu weisen ist, schaffen es VOLCANOVA einen Sound zu erzeugen, der gleichzeitig frisch und traditionell klingt. Einen weiteren Beweis liefert das Trio mit 'Super Duper Van' - straight nach vorne rockend, tight gezockter Rhythmus und unterhaltsame Songideen. Mehr braucht kein Mensch. Außer mehr Songs diesen Kalibers.
Und genau das liefern uns VOLCANOVA. 'I'm Off' ist launiger Stoner-Rock vom Feinsten, während das nachfolgende 'Stoneman' tief im 70er-Proto-Metal wildert und mit seinem verschleppten Tempo ordentlich Druck auf den Kessel bringt. 'Sushi Sam' dagegen klingt wie ein hardrockender Fu Manchu-Vehikel. Danach haben sie 'Mountain' im Angebot und überzeugen wieder mit einnehmenden Riffs und leichter Danzig-Anleihe. Im Übrigen sollen die genannten Referenzen nur deutlich machen, wie abwechslungsreich VOLCANOVA agieren.
Im letzten Drittel von "Radical Waves" regieren die "über 5-Minuten-Songs", wobei nicht eine einzige Sekunde davon langweilig oder überflüssig klingt. Vielleicht bin ich subjektiv auch einfach in der richtigen Stimmung, aber VOLCANOVA unterhalten mich durchgehend hervorragend.
Album-VÖ: 21.08.2020