(Warner Music)
CALLEJON hatten es in der Vergangenheit nicht einfach in der Metalszene. Ihr 2017er Album "Fandigo" war inhaltlich zwar sehr düster, aber musikalisch eher ruhiger gehalten und so fehlte vielen Fans die raue Energie, die die Band bis dahin ausgemacht hatte. Dass man 2019 dann ein Deutschrap-Coveralbum namens "Hartgeld im Club" herausgebracht hat, kam auch nicht bei jedem gut an, dabei ging es dort schon wieder deutlich agressiver zur Sache. Ich will auch gar keine Geheimiskrämerei betreiben und sage es deswegen nun direkt vorweg: "Metropolis" das neue Album von CALLEJON ist verdammt agressiv, metallisch, düster und vor allem gut! Die Jungs melden sich hier wirklich beeindruckend zurück und dürften viele alte Fans wieder mit einsammeln. Und warum das so ist, wollen wir nun gemeinsam herausfinden.
Schon die instrumentalen Eingangsklänge des Titeltracks 'Metropolis' lassen eine Gänsehautatmosphäre entstehen, bevor es dann so richtig losgeht und keine Gefangenen gemacht werden. Eine großartige Melodie, welche sich sofort in den Schädel bohrt und ein wirklich sehr ansprechender Text, dazu im besten Screamometal-Stil. Hier kristallisiert sich genau das heraus, was CALLEJON seit jeher ausgemacht haben und man könnte nicht besser in das Album starten. Mit ordentlich Geknüppel geht es bei 'Gottficker' los, welches sich bei jedem weiterem Durchlauf mehr und mehr zu einem absoluten Ohrwurm entwickelt. Die Formel aus agressiven Shouts und gefühlvollem Cleanvocals geht auch hier wunderbar auf. 'Blut' startet direkt mit einem Charles Manson Zitat und kommt noch düsterer daher als die bisherigen Tracks. Komplett im Gegensatz zum niederschmetternden Rest des Liedes steht der Refrain, welcher fast verträumt daherkommt. Ein sehr böser und metallischer Song, der es in sich hat. Ein bisschen an "Fandigo" Zeiten erinnert 'Die Krähe mit dem Schädelbauch', nur dass es instrumental doch eine Runde mehr zur Sache geht als eben auf diesem Album. Auf jeden Fall ist es ein sehr emotionales Stück Musik und setzt das auch mehr in den Vordergrund als die anderen Lieder.
Deutlich härter geht es wieder bei 'Fürchtet Euch!" zur Sache, welches auch ein sehr ernstes Thema anspricht, und zwar wie die Menscheit mehr und mehr ihren Planeten zu Grunde richtet. Ein starker Song mit einer noch stärkeren Botschaft. Die Geschwindigkeit wird bei 'Die Fabrik' deutlich erhöht und ist ein brennendes Plädoyer gegen die Konsumgesellschaft. Es knallt wirklich ordentlich und entwickelt sich ganz schnell zu einem der besten Lieder von CALLEJON überhaupt. Wieder sehr düster wird es dann mit 'Der Wald', sowohl musikalisch als auch inhaltlich. Es ist einfach schön, so gute Musik in Kombination mit ausgereiften, deutschsprachigen Texten zu hören. Den (schmerzlichst vermissten) Moshpit sehe ich schon direkt bei den ersten Klängen von 'Herr der Fliegen' vor meinen Augen. Das wird live DIE Moshpitnummer schlechthin werden, behaupte ich mal. Mit gut drei Minuten knackig kurz, aber immer stark nach vorne treibend.

Photo by Lukas Richter
'Misraim' ist quasi nur das sehr, sehr geile Intro zu 'Katakomben', welches wohl das ruhigste Stück auf "Metropolis" darstellt. Dabei ist es depressiv, düster und sehr emotional. Und wenn dann die Agressionen nach gut drei Minuten doch aus BastiBasti heraus brechen, dann geht es wirklich ordentlich zur Sache. Ein weiteres saustarkes Stück Rockmusik. Ein echter Superhit steht nun mit 'Dies Irae' an, vor allem das Drumset spielt sich schnell in mein Herz, aber auch alle anderen Instrumente und der Gesang sind hier genau so, wie sie sein sollten. Das kann man nicht gut genug beschreiben, das muss man einfach gehört haben. Mit 'Gestade der Vergessenheit' sind wir dann leider auch schon beim letzten Stück von "Metropolis" angekommen. Aber das hat es wirklich nochmal in sich und ist mit sechseinhalb Minuten auch recht lang geraten. Das gefühlvolle Gitarrensolo in der Mitte ist einfach wunderschön und insgesamt findet sich hier alles wieder, was man von CALLEJON erwartet. Dazu noch der Rauswurf aus dem Album in Form eines Gänsehaut fördernden vorgetragenem Textes, besser geht es einfach nicht,
"Metropolis" ist das Album geworden, welches sich wohl die meisten von CALLEJON erhofft haben. Wahrscheinlich ist es aber noch deutlich mehr als das. Noch nie waren sie so erwachsen und die Musik so gut durchdacht. Außerdem ist es der härteste Output der Band seit "Zombieactionhauptquartier" und das ist immerhin schon satte 12 Jahre alt. Textlich spricht man durchgehend ernste Themen an und weiß damit auch hoffentlich ein paar Menschen zum Umdenken anzuregen. Ich ziehe meinen Hut vor diesem Album und vergebe volle sechs Blitzkreuze äh Blitze.
Anspieltipps: 'Metropolis', 'Die Fabrik', 'Dies Irae'
Album-VÖ: 28.08.2020