(Pure Noise Records)
Dass sich Hardcore/Metalcore-Musiker bisweilen in anderen Genres austoben, um ihren kreativen Output der Menschheit zugänglich zu machen, ist ja an und für sich nichts Neues. Ob nun Poli Correia (Devil In Me) aka Sam Alone, Dallas Green (Alexisonfire) aka City And Colour, Jesse Barnett (Stick To Your Guns), Nathan Gray (Boysetsfire) oder Derek Archambault (Defeater) aka Alcoa - einige Beispiele von Musikern, die weitab ihres "brutalen Hauptarbeitgebers" tolle, einfühlsame Songs schreiben. Zu ihnen gesellt sich nun Cole Crutchfield, seines Zeichens Gitarrist der Metal-Core-Sensation Knocked Loose. Mit EASTWOOD hat er ein Projekt am Laufen, welches auf ihrem Debüt "It Never Gets Easy" sonnigen Indie-Rock mit emotionaler Punkrock-Attitüde präsentiert.
Die vorliegende Platte hat elf Songs im Repertoire und wird über Pure Noise Records zur Verfügung gestellt. Der Einsteiger 'Fair-Weather Friends' zeigt bereits ab der ersten Sekunde aus welcher Ecke Mr. Crutchfield kommt, denn die dichten, aufeinandergeschichteten Riffs, die den Song vorangestellt sind, machen aus dem Lied insgesamt einen rockigen Pop-Punk-Ausflug, der euphorisch Richtung Chorus driftet und Lust auf mehr macht. Mit 'False Start' wird dann der Gegenpart eingeläutet, der übrigens mit Microwave-Sänger Nathan Hardy formvollendet supportet wird - ein sehr ruhiger und nachdenklicher Song, der mit einigen Slide-Gitarren überrascht und im Refrain-Teil etwas ausbricht. 'Two Dollar Hamm's' im Folgenden erinnert (mich) stark an The Promise Ring, was auch der ähnlichen Klangfärbung der Stimme liegen mag. Sehr emotionaler Indie-Rock, der seine Entsprechung im Sound der Emo-Rock-Jahre (End 90er) findet.
So ganz kriege ich den Davey Van Bohlen-Vergleich nicht aus meinem Schädel - und gerade deswegen gefällt mir so gut, was EASTWOOD hier machen. 🙂 Ob nun das verspielte, aber immer fokussierte 'Never Age', das folkige 'I (Don't) Need You' oder das straight angelegte 'Living The Dream', was sogar an Foo Fighters denken lässt.
Zu jedem Zeitpunkt ist "It Never Gets Easy" mit eingängigen Melodien gesegnet, die den Hörer bei Laune halten und im besten Fall mitreissen. Subjektiv betrachtet kann ich keinen Ausfall (in Form von offensichtlichen Füller-Songs) ausmachen und fühle mich glänzend unterhalten. EASTWOOD haben einfach ein wundervolles Spätsommer-Album aufgenommen.
Album-VÖ: 18.09.2020