(Suburban Records / Membran/ The Orchard)

Die Oberbezeichnung des ass-kicking-Punk 'n Roll der Spät-90er/Anfang 2000er-Jahre wird ja gerne als ScandiRock betitelt. Bands wie The Hellacopters, Gluecifer oder Turbonegro haben in diesen umjubelten Jahren ihre besten Arbeiten veröffentlicht und haben den sogenannten Schweine-Rock auf ein ganz neues Level gehievt. SCUMBAG MILLIONAIRE aus Göteborg/ Schweden wurden scheinbar mit dieser Art Musik sozialisiert, denn nach Bandgründung 2014 haben die Jungs versucht, das Genre wiederzubeleben - was bereits mit ihrem 2018er-Debüt "Speed" vortrefflich gelungen ist.

Mit ihren Punkrockwurzeln haben sie auch immer die DIY-Fahne hochgehalten und unzählige Singles veröffentlicht, die in der Szene dafür gesorgt haben, dass SCUMBAG MILLIONAIRE der bekannteste Geheimtipp geworden sind. Nun also das zweite Studioalbum, welches "Poor And Infamous" getauft wurde und wieder ein Dutzend Songs parat hält, die zwischen Punkrock und Motörhead-Verehrung ihren Weg gehen.

Als Beispiele seien mal 'Inferno', 'Ain't No Doubt' oder der Midtempo-Rocker 'You Had It Coming' genannt. Letzterer klingt übrigens wie Old-School-Buckcherry und reisst dir automatisch die Arme nach oben, während sich die "Pommesgabel" eigenständig formt. Kurz darauf folgt der Highspeed-Knaller 'Cashing Dawn', der das Weltbild in anderthalb Minuten wieder geraderückt. Um die Abwechslung auf die Spitze zu treiben, probieren sich SCUMBAG MILLIONAIRE beim nachfolgenden 'Put A Price On My Soul' an dreckigen Sleaze-Rock aus und können die Hitdichte damit weiter emporschrauben.

Das Quartett macht genau die Musik, die man erwartet, wenn man sich das Albumcover betrachtet. Jegliche Erwartungshaltung wird erfüllt und genau das macht die Band grundsympathisch - sie wollen gar nicht mehr als entertainen und ihren Hörern eine gute Zeit verschaffen. Anspruchsvoll-durchkomponierte Lieder dürfen gerne andere machen - hier ist Bierdosen aufreissen, die höchste Kunst die abverlangt wird. Großartig, weil simpel und effektiv. Mich begeistert das rundherum - die Attitüde, die Musik und die Energie, die SCUMBAG MILLIONAIRE an den Tag legen. Mich erinnert das Gesamtpaket an The Good, The Bad And The Zugly - nur noch 'ne Ecke rotziger, weil punkiger.

Weitere Hits zum Antesten: 'Subterranean Twist' und die beiden aufeinanderfolgenden Up-Tempo-Böller 'Trouble City' und 'Dead Man's Hand'. Mit dem eingängigen Rausschmeisser 'One For The Road' endet eine Platte, die vor Sing-a-Longs berstet und unendlich Bock macht sich in einem kleinen, verschmitzten Kellerclub an anderen Körpern zu reiben - beim Pogo! 😉

Wer Lust hat sich das Haupthaar glattbügeln zu lassen, sollte dringend zu "Poor And Infamous" greifen - die Herren von SCUMBAG MILLIONAIRE sind um kein Rock-Klischee verlegen und pumpen energetische Songs in den Gehörgang. Wunderbar!

Album-VÖ: 25.09.2020