(Pure Noise Records)
SEAWAY emanzipieren sich und lassen die locker-flockigen Pop-Punk-Tage hinter sich. So zumindest der eigene formulierte Wunsch des kanadischen Quartetts. Mit ihrem vierten Album "Big Vibe" soll das Songwriting erwachsener und nachhaltiger sein. Mal sehen, was die elf präsentierten Songs so können. Drei Jahre sind seit "Vacation" vergangen, welches wir folgendermaßen bewertet hatten:
SEAWAY – Vacation
Den ernsthafteren Ton bekommt man direkt beim Opener 'Brain In A Jar' zu hören. Ein rockiger Midtempo-Track, der wie ein Mix aus Foo Fighters und Jimmy Eat World klingt. Wenn das so weitergeht, kann man SEAWAY beglückwünschen zum Soundwechsel, denn so spannend und gleichzeitig eingängig haben die Jungs noch nie geklungen. 'Big Vibe' und 'Mrs. David' hauen in die gleiche Kerbe und provozieren fast schon nostalgische Gefühle. Erinnerungen schwappen hoch, als Bands wie Third Eye Blind, Marcy Playground oder Goo Goo Dolls die College-Rock-Radiostationen mit ihren positiven Sommergefühlen geflutet haben. Aktuelle SEAWAY hätten wunderbar dort reingepasst.
'Still Blue' lässt nochmal die musikalische Sozialisation hochleben - offenbar waren z.B. New Found Glory ein großer Einfluss. Im Folgenden können SEAWAY den sehr guten Ersteindruck nicht ganz halten, da Songs wie 'Pathetic' oder 'Sweet Sugar' zu beliebig sind und im Endeffekt ziemlich gleich klingen. Große Überraschungen sind rar gesät, deswegen wäre es umso wichtiger gewesen, das Quartett hätte beim Songwriting etwas mehr auf Abwechslung gesetzt. Ohne Zweifel sind die Kompositionen nett, aber mehr leider auch nicht. Es wirkt im Ganzen sehr glattpoliert, was es schwer macht, Besonderheiten rauszufiltern. Songs wie 'Wicked' oder 'Sick Puppy' haben natürlich ihre Daseinsberechtigung, durch die fehlenden Ecken und Kanten reicht es aber, die Songs einmal zu hören - kennt man einen, kennt man alle.
Schade, dass SEAWAY nicht durchgezogen haben wie am Anfang der Platte. So ist "Big Vibe" ein Album unter vielen und wird es schwer haben in der Flut der aktuellen Veröffentlichungen wahrgenommen zu werden.
Album-VÖ: 16.10.2020