(Crestwood Records-Loud Media/ Warner Music)
LESTER haben schon mit ihrem Debüt "Die Lüge Vom Großen Plan" mächtig Staub aufgewirbelt in der hiesigen Szene. Eingängiger Punkrock, der es auch gerne mal emotional mochte. Dazu Texte, die klar formuliert waren und mit wilder Hingabe präsentiert worden sind. Nun also endlich Album Nr.2 - dieses trägt den vielsagenden Titel "Die Beste Aller Zeiten", was man durchaus in Zweifel ziehen darf. Aber der Albumtitel wurde vermutlich vor Corona festgelegt. Oder ist ironisch gemeint. Who knows?
"Heavy Pop" (Selbsteinschätzung) gibt es gleich zu Beginn mit 'Detox In Detroit' und 'Fickensticker' - ähnlich wie die Kollegen von Drei Meter Feldweg gibt es hymnenhaften Indie-Rock, der sich im Punk zuhause fühlt und den Pop einlädt, sich dazu zu gesellen. Adam Angst in glattgebügelt? Die Tracks schaffen es jedenfalls beim ersten Hören das Herz im Sturm zu erobern. Vielleicht hat die ganze Schose zu wenig Ecken und Kanten - kann durchaus sein. Aber, verdammtnochmal...LESTER machen das ziemlich großartig. Völlig unpeinlich, dazu Gitarrenparts, die locker internationalen Standard haben.
Es bleibt nicht aus, dass Vergleiche angestellt werden müssen. Here we go: 'Trick17' lassen eingängige Captain Planet um die Ecke lugen, allerdings ohne die verkopften Texte. 'Kreidekreisel' klingt wie Schrottgrenze zu "Das Ende Unserer Zeit"-Zeiten. Hier mal poppige Pascow, dort Nicholas Müller-Jupiter Jones und zwischendurch darf das Zuckersüße von Montreal nicht fehlen. "Die Beste Aller Zeiten" ist ein entdeckungswürdiges Sammelsurium vom dem was hierzulande deutschspachigen Punkrock ausmacht. LESTER schaffen es Emotionalität unpeinlich klingen zu lassen und haben das Händchen kluge Texte zu schreiben, die zum Glück keine Verklausulierung nötig haben.
LESTER gehören zu den Guten und sind zudem verdammt sympathisch. Ihr Album ist vielleicht kein Meilenstein des Genres, aber sie haben in ihre Musik alles Herzblut gesteckt. Und gerade diese Liebe zum eigenen Schaffen, macht "Die Beste Aller Zeiten" so hörenswert. Eins kann ich euch versprechen - nach dem Anhören der Platte werdet ihr mindestens zwei, drei Songs haben, die nicht mehr eure Gehörgange verlassen wollen. Die Hitdichte ist nämlich enorm.
Album-VÖ: 30.10.2020