(Bridge 9/Soulfood)

Die feministische Hardcore/Punk-Gruppe WAR ON WOMEN meldet sich mit ihrem dritten Album "Wonderful Hell" zurück und verpasst den derzeitigen Verhältnissen in Amerika (politisch und gesellschaftlich gesehen) den nächsten notwendigen und verdienten Arschtritt. Texte die dahingehen wo es wehtut, dass Ganze abgeschmeckt mit einem wilden Mix aus Hardcore-Getrümmer, straighten Punk-Referenzen und das Quentchen Noise, welches WAR ON WOMEN von anderen Bands wohltuend abhebt.

Die politische Komponente hat das Schaffen der Band jeher bestimmt und auch diesmal geht es um staatlichen Rassismus, Gender Equality und Feminismus in all seinen Ausprägungen. Einfach wollten WAR ON WOMEN nie sein, was sich auch in ihrer Musik widerspiegelt. Aufgenommen wurde die Platte während der Covid-19-Zeit in den Magpie Cage Studios mit J.Robbins (Goverment Issue, Jawbox) himself.

WAR ON WOMEN sind unbequem, dissonant und unverstellt. Das macht den Zugang zu den Songs schwieriger als man es vielleicht üblicherweise gewohnt ist. Hat man aber den Einstieg gefunden, wird man überrascht von noisigen Hardcore, der zuweilen gradlinige Punkrock-Elemente bereithält, die die Songs zusammenhalten. Die Energie die diese Band versprüht, ist fast greifbar. Man lässt sich mitreissen und möchte diesem Strudel nicht entkommen, bis die letzte Sekunde auf "Wonderful Hell" verklungen ist.

Der Fünfer aus Baltimore lebt für seine/ihre Musik und transportiert die klug-kritischen und direkten Texte mit einer Hingabe und Ernsthaftigkeit, die beeindruckend ist. Hört Euch Songs wie 'Wonderful Hell', 'This Stolen Land' oder 'White Lies' konzentriert an, nehmt das Booklet zur Hand und lasst Euch inspirieren. Anders als im Hardcore-Sektor üblich, lassen sich WAR ON WOMEN Zeit, damit sich der Song entwickeln kann. Weitab von bolliger Stumpfheit, entstehen so Kompositionen, die eine bemerkenswerte Dynamik inne haben. Die Band hat nicht direkt das Händchen für Hits, sondern eher für Songs, die man sich als Hörer erarbeiten muss.

Klar kommt auch der Rrriot Girl-Vergleich, den die beiden Gründungsmitglieder*in Shawna Potter und Brooks Harlan aber selbst anführen, da die damalige Bewegung um Bands wie Bikini Kill, Team Dresch oder Sleater-Kinney exakt für die Themen stehen, die WAR ON WOMEN aktuell umtreiben.

Vielleicht ist "Wonderful Hell" nicht das zugänglichste Stück Musik in diesen Tagen, aber zu 100 % ein enorm Wichtiges. WAR ON WOMEN stossen mit ihren Statements notwendige Diskussionen an - und gerade der Diskurs miteinander ist das, was derzeitig am meisten fehlt.

Album-VÖ (digital): 30.10.2020, physisch: 13.11.2020