(MD Records/Warner)
Mit neuem Schwung "Zurück Ins Licht". MASSENDEFEKT haben die letzten Jahre ordentlich an ihrer Popularität geschraubt, was die Top-10-Platzierung vom Vorgängeralbum "Pazifik" und prominente Supportslots für AC/DC oder Die Toten Hosen beweisen. Nach dem letzten Output stieg überraschend Gründungsmitglied Clausi Pütz aus - der Nachfolger wurde im erweiterten Freundeskreis der Düsseldorfer gefunden: Nico, der auch schon viel Erfahrung (u.a. mit NM50) mitbringt. Somit ist "Zurück Ins Licht" ein weiteres Mosaikstück, welches MASSENDEFEKT der breiten Masse zugänglich machen soll/wird.
Der Sound der Anfangstage hat sich entsprechend der Lebenserfahrung und musikalischem Können entwickelt - war es früher meistens straighter Punkrock, hat sich der Fokus im Laufe der letzten zwei Dekaden auf landessprachlichen Rock mit ordentlicher Punk-Kante verlagert. Ähnlich wie Rogers, Drei Meter Feldweg oder Lester fahren MASSENDEFEKT mittlerweile Songs auf, die der rebellische Bankangestellte genauso gut hören kann, wie Alt-Punks, die etwas Ruhiges zum Sonntagskater benötigen.
'Schiffbruch' eröffnet mit großartiger Melodie und eingängigen Chorus - das Ganze im angenehmen Midtempo, so dass der Abschrechungsfaktor für potenzielle neue Fans nicht zu groß ist. 'Tun Was Ich Will' zieht etwas an und hat mit seiner Vehemenz ordentlich Dampf unter'm Kessel. Was man MASSENDEFEKT spätestens mit dem dritten Song 'Autopiloten' attestieren muss, ist, dass sie es grandios verstehen aus den bekannten Stilmitteln Kompositionen zusammenzubauen, die weitab von Innovation, immens viel Charakter transportieren und die Liebe in ihr Tun manifestieren.
Prominente Gastsänger sind ja immer gerne gesehen/gehört. Auch MASSENDEFEKT lassen sich nicht lumpen und haben bei 'Spuck In Die Luft' mit Henning Wehland (H-Blockx) einen sympathischen Zeigenossen ins Studio geladen, der dem Track, die richtige Würze mitgibt. Hier ploppen mal alte Jupiter Jones auf ('Freunde, Dachte Ich'), dort wird es melancholisch-ruhig ('Letzte Worte') oder auch mal skandinavisch-rockend ('Neelassma'). MASSENDEFEKT kreieren schöne Abwechslung auf "Zurück Ins Licht" - aber v.a. die straighten Punkrocker überzeugen noch immer am meisten ('Totes Land'). Gegen Ende der Platte wird es teilweise etwas beliebig - Lieder wie 'Antikörper' oder 'Daumen Hoch' sind beileibe nicht schlecht, sind aber auch keine Songs, die länger als für den Moment hängenbleiben. 'Mehr!' ist nochmal ein Track, der aufhorchen lässt, weil hier in bester KraftKlub/Antillopen Gang-Manier abgegangen wird, was v.a. den Gästen B-Tight und Ferris MC zu verdanken ist. Ungewöhnlich, unterhaltsam und partytauglich!
MASSENDEFEKT haben mit "Zurück Ins Licht" vielleicht das logische Nachfolgewerk zum erfolgreichen Vorgänger geschrieben. Trotzdem sorgen überraschende Brüche und das unbestrittene Händchen für tolle, eingängige Songs dafür, dass das Quartett weiterhin authentisch und unglaublich sympathisch rüberkommt. Die Platte ist nichts für die Ewigkeit, aber sorgt in den richtigen Momenten für ein wohltuendes Gefühl des "nach-Hause-kommens".
Album-VÖ: 27.11.2020