(Arctic Rodeo Recordings)

Die Alternative-Country-Indie-Rocker CHAMBERLAIN haben es tatsächlich geschafft nach 18 Jahren ein neues Album zu schreiben. "Red Weather" ist die fünfte Platte der seit 1996 aktiven Band (damals unter dem Namen Split Lip, die tollen Emo-Core machten). Eine Reunion 2008 und einige EPs folgten im letzten Jahrzehnt.

Nun aber wieder endlich in voller Länge. Musik von CHAMBERLAIN ist wie ein warme Decke, die man sich in stürmischen Zeiten umlegt, um sich geborgen und sicher zu fühlen. Musik, die fliesst - die gerade in ihrer Unaufgeregtheit spektakulär wirkt und mit wenigen Mitteln eine unnachahmliche Präsenz ausstrahlt.

Die ersten beiden Tracks 'Not Your War' und 'Calling All Cars' sind sogar etwas tanzbar, weil der unaufdringliche Indie-Rock ein schönes Midtempo präsentiert, zu dem man weinbetrunken auf der Tanzfläche des Vertrauens vor sich hinwippen kann, um im nächsten Moment vom Titeltrack abgeholt zu werden, der mit Alt-Country-Elementen spielt und den Bruce Springsteen-Einfluss komplett auspackt.

Neben den zu erwartbaren Songs wie 'One Soul At Time' oder 'Some Other Sky', die wunderbar tiefenentspannt das Ohr schmeicheln, gibt es immer mal wieder Momente auf "Red Weather", die überraschen können. Das schwungvolle Lied 'Every Trick In The Book' könnte von seinem Elan auch einem Frank Turner zugeschrieben werden. Zudem gibt es klangliche Reminiszenzen an Bands wie The Counting Crows oder R.E.M., die eine nostalgische Stimmung erzeugen, welche positiv besetzt ist.

Man kann CHAMBERLAIN dazu beglückwünschen, dass sie einen Sound kreieren, der mit seiner Einfachheit besticht, aber so viele Nuancen und Facetten parat hält, dass man sich ohne zu zögern in das Hörerlebnis fallen lässt. Man wird belohnt mit durchdachten Songs, die dich in den Arm nehmen und perfekt in der aktuellen Jahreszeit wirken. Aber niemals dunkel und depressiv, sondern eher hell und lebensbejahend. Ein Stück Hoffnung in dieser trüben Zeit der vorwiegenden Isolation.

Album-VÖ: 30.11.2020