(Midsummer Records/Cargo)
Musik sollte immer ein schönes Hobby bleiben stellten KETTCAR bereits 2005 auf ihrem "Deiche"-Longplayer fest. Ein Mantra, welches SOMETIMES GO verinnerlicht haben. Dennoch veröffentlicht die Band im zwölften Jahr ihres Bestehens endlich ein Album. Das "Mountains" dann sogar via Midsummer Records auf den Markt kommt, spricht sowohl für das Label als auch für die erstaunliche Qualität der Hobbymusiker.
Natürlich handelt es sich bei SOMETIMES GO nicht um blutige Anfänger. Alle Bandmitglieder verfügen über vielfältige musikalische Erfahrung, spielen in verschiedenen Bands – die allerdings auch keine Sau außerhalb von Gießen kennt – und vor allem musizieren die Jungs bereits seit 2008 in dieser Konstellation zusammen. Ihre beruflichen und familiären Mittelpunkte haben Sie inzwischen nicht im musischen Umfeld, sondern befinden sich in Lohn und Brot als Lehrer oder verkaufen Sanitäranlagen. Und so ist es nicht verwerflich, dass "Mountains" an verschiedenen Stellen rumpelt und poltert und sich in seiner Produktion nach DIY anhört. Was sticht sind die Songs, denn die sind grandios.
Der unbedarfte Hörer wird zu Beginn direkt durch das euphorische 'Hideout' in den Bann von SOMETIMES GO gezogen. Feinster Spätsommer-Emo, der es vermag aus einem wolkenverhangenen Himmel mehr Sonnenstrahlen durchschimmern zu lassen als Regentropfen herauszupressen. Getreu dem Motto 'Everything Was Fine'. Das treibende 'No More Music' stellt einen Fixpunkt der Platte dar, während 'Sound Of The Radio' sich irgendwo zwischen Englisch-GK und Fury in The Slaughterhouse niederlässt. 'Watch The Falls' hingegen ist verdammt clever geraten und sticht in seinem Arrangement durchaus heraus. Nach softem Einstieg werden im weiteren Songverlauf immer höher anmutende Gitarrenwände aufgetürmt, die den Song als wahren "Mountain" erscheinen lassen. Ein Sechs-Minüter den ich mir in einer Livedarbietung ganz wundervoll ausmale. Wie gut die Band tatsächlich mit langen und ausufernden Songs hantiert, beweisen sie im Anschluss mit 'Promises We Made' direkt noch einmal. Kurz und knackig geht aber auch, man höre 'Places'. Und warum 'Clover Mountain' quasi als Titeltrack auserkoren wurde, wird einem bei der Melodie-Verliebtheit des Tracks ganz schnell klar.
Mit 'It doesn't matter how hard I tried to explain myself, you wouldn't understand anyway' hat auch noch ein älterer Track der Band seinen Weg auf das Album gefunden. Ohnehin stammen die auf dem Album versammelten Stücke aus ganz unterschiedlichen Phasen der Band, was aber bei dem von SOMTIMES GO gepflegten Retro-Emo nicht negativ ins Gewicht fällt.
Schließlich bedurfte es einer ganzen Reihe an Zufällen und besonderer Umstände, dass man nun ein Album dieser Best-Kept-Secret Band in den Händen halten darf. 2020 hat natürlich auch seinen Beitrag geleistet, wie uns Gitarrist Dennis im Interview verraten hat:
SOMETIMES GO – Interview
SOMETIMES GO legen mit "Mountains" eine wunderbare Songsammlung vor, bei der sie ganz sicher nicht alles richtig machen. Aber der springende Punkt ist: Sie machen es einfach. Und auf das Ergebnis dürfen sie, trotz (oder vielleicht auch wegen) der Hobby-Attitüde, sehr stolz sein.
Der Song für die Playlist/das Mixtape: 'Clover Mountain'
Album-VÖ: 20.11.2020 (digital)
Die Vinyl-Variante (180 Gramm Vinyl, farbig + Download-Code) des Albums erscheint am 12.02.2021 via Midsummer Records und kann hier vorbestellt werden.