(Wrecking Light/Cargo)

STILL CORNERS legen mit "The Last Exit" tatsächlich schon Album Nummer fünf vor. Dabei bewegt sich die Band immer noch im schwierigen Feld des Dreampop, in welchem man stets unter dem übergroßen Schatten von Genregrößen wie Beach House oder Mazzy Star steht. Einzelne Hits sind immer mal drin ('The Trip', 'The Message'), doch der ganz große Durchbruch lässt immer noch auf sich warten. Mit "The Last Exit" könnte das jedoch gelingen...

Wie bemisst man heutzutage eigentlich den Erfolg einer Band? Spotify-Klickzahlen? Facebook- oder Instagram-Follower? Bespielte Konzertvenues? Machen wir diese Bestandsaufnahme doch mal für die Londoner von STILL CORNERS. Mit 'The Trip' haben sie fast 28 Millionen Streams bei Spotify erreicht, die Vorabsongs von "The Last Exit" sind hingegen teilweise noch nicht mal sechsstellig. Bei Facebook zählt man 66.000 Follower und 20.000 auf Instagram, was aber noch nicht für einen blauen Haken reicht. Konzerte spielt man zwar rund um den Globus, aber halt auch mal nur in so kleinen Locations wie dem Hannoveraner Lux. Nach oben ist also noch einiges an Luft. Und mit "The Last Exit" scheint dies sogar möglich. In seiner Gesamtheit mit Sicherheit das stärkste Album der Band. Und das obwohl man durchweg auf bewährtes setzt.

Die erste Single, Vorab-VÖ und Titeltrack kupfert seine Grundmelodie zwar schamlos bei Echo and the Bunnymens 'Killing Moon' ab, begeistert aber im zweiten Teil mit einem grandiosen Klaviermotiv. Der Track ist zugleich das letzte Kapitel der Trilogie "Still Corners' Road". Was mit 'The Trip' begann und von 'The Message' gefolgt wurde, endet nun mit dem atemberaubenden 'The Last Exit'. Das Video, das durch den Film „Picnic at Hanging Rock“ von 1975 inspiriert wurde, zeigt Sängerin Tessa, wie sie in die geheimnisvollen Felsen von Joshua Tree hineingezogen wird:

Sängerin Tessa Murray äußert sich zum Track folgendermaßen: „In a world where everyone thinks all the corners of the map are filled in we like to suggest there's something beyond that, something eternal in the landscape and in our psyche. Maybe you don't see it every day but it's there and that's what we are trying to connect to.“

Mit 'Crying' vereinen STILL CORNERS im Anschluss Herzschmerz und Hoffnung, in einer Art und Weise, wie es diese Band schon öfter getan hat. Die reduzierten Lyrics treffen dabei genau ins Mark. Kein Wort zu viel und doch weiß jeder was gemeint ist und hat dies auch schon am eigenen Leibe so erfahren:

'White Sands' kann getrost zu den Fixpunkten der Platte gezählt werden. Die Nummer mit hypnotischem Sog wächst bei jedem Durchgang und zählt auch zu den Vorab-VÖs:

Was für ein Einstieg in das Album. Das gemächliche Instrumental 'Till We Meet Again' nimmt zunächst etwas Tempo raus, tritt aber zum Ende nochmal das musikalische Gaspedal bis zum Bodenblech. 'A Kiss Before Dying' bewirbt sich ebenso als Soundtrack Beitrag für kommende Tarantino oder Lynch Meisterwerke, wie die Geisterstadt aus 'Bad Town'. Und mit 'Mystery Road' und 'Static' dürfte man noch zwei vielversprechende Singles zur Albumprmotion in der Hinterhand haben.

'It's Voodoo' fällt anschließend im Albumkontext tatsächlich etwas aus der Reihe. Mit 'Shifting Dunes' platziert man wiederholt ein Instrumental, welches aber ganz wunderbar die Stimmung von "The Last Exit" transportiert. Das abschließende 'Old Arcade' wirkt zwar wie ein Bonus-Track, hat aber durchaus seine Qualitäten.

STILL CORNERS drehen mit "The Last Exit" die nächste Runde im Dream-Pop Karussell. Nicht die erste Fahrkarte, aber eine, die man getrost lösen kann. Und über Albumdistanz war die Band bisher noch nie so gut.

Der Song für die Playlist/das Mixtape: 'White Sands'

Album-VÖ: 22.01.2021