(Audiolith)
Laut Selbstauskunft können die Bandmitglieder von OLYMPYA weder singen noch musizieren. Dennoch gelingt es der Band mit ihrem Debütalbum "Auto" ein durchdachtes und gut hörbares Pop Album auf den Markt zu bringen.
Hinter OLYMPYA stecken Marcus, Lukas und Andi, die ihres Zeichens lange Zeit mit der Rap Crew Funkverteidiger unterwegs waren. Mit OLYMPYA schlagen die drei nun ein neues musikalisches Kapitel auf, wie sie uns in einem ausführlichen Interview verrieten:
OLYMPYA: „Zum Glück ist dieser Scheiß niemals rausgekommen“
In jedem Leben gibt es diese Momente, in denen man inne hält und sich fragt, was mache ich eigentlich hier. Der ganz persönliche Murtaugh-Moment, in dem man sich sagt: Ich bin zu alt für diesen Scheiß. Also wird es Zeit seine Sachen ins "Auto" zu packen und weiterzuziehen. Und genau das machen OLYMPYA und bewegen sich von der Rap Szene zu einer Art von Musik mit der sie selbst sozialisiert wurden. NDW, Post-Punk, Darkwave. Fluffiger Zitate Pop aus der Schnittmenge von Extrabreit, Grauzone, The Clash, Falco und New Order. Und bei dem ganzen Referenzgewusel kommt man tatsächlich irgendwann an der Straßenecke zwischen Kraftklub, Von Wegen Lisbeth und Frittenbude wieder raus. Das man sich auf dem Weg zum Endprodukt aber auch das ein oder andere Mal verlaufen hat, zeigt sich in der Tatsache, dass die Band ein bereits fertig produziertes Album, sowie vier fertige Musikvideos komplett verworfen hat, da man mit dem Ergebnis nicht da ankam wo man hinwollte.
Das eröffnende ‘Berlin’ versprüht direkt diesen NDW-Vibe in der Art und Weise wie Marcus Borchert hier singt. Garniert wird der Track von wunderbar getragenen Darkwave-Gitarren. Ohnehin eine Nummer die einen guten Einstieg bietet, denn musikalisch kann man hier viel entdecken und erlebt eine Pop-Nummer modernster Prägung:
Textlich beweisen die Jungs mit 'Ostseeträume' einen scharfen Blick auf die Gesellschaft und emanzipieren sich mit dem anschließenden 'Tabletten'-Track dann endgültig von der eigenen Rap Vergangenheit. Wenn ein Track auf diesem Album wirklich für den musikalischen Neuanfang der Künstler steht, dann dürfte es diese mitreißende Refrain-Rocknummer sein:
'Crash Test Dummies' geht einen ähnlichen Weg und dürfte live für einen ähnlichen Abriss sorgen wie das aggressive 'Drohne'. Dem punkig angehauchten 'Deine Schwester' könnte man vorwerfen, dass es sich um ein Rip-Off eines Tracks der Deutsch-Punker von Montreal handelt, aber damit würde man sich nur den Spaß verderben. Ernst wird die Band mit dem teils autobiografischen 'Rocky'-Track dann schon wieder von alleine. Auch Nummern wie 'Benzin' oder 'Die Kohle meiner Eltern' könnte man der altbekannten „Besser gut geklaut...“-Weisheit unterordnen. Doch diese Tatsache stößt zu keinem Zeitpunkt von "Auto" sauer auf. Denn auf dem gesamten Album gelingt es der Band durchweg gute Songideen in starke Tracks zu verpacken. Die große Kunst besteht hier unter anderem auch darin, richtig gute Leute um sich zu versammeln. Denn der musikalische Anteil von Produzent Jurik Maretzki (Liedfett) oder Multiinstrumentalist Kay Petersen (Rantanplan) dürfte nicht sonderlich gering ausgefallen sein.
Als Fazit lässt sich festhalten, dass OLYMPYA nicht der obligaten Formel „aus Alt mach Neu“ folgen, sondern diese Gleichung erweitern auf „aus Alt und Neu mach Anders“.
Der Song für die Playlist/das Mixtape: 'Tabletten'
Album-VÖ: 26.02.2021