Die Band ELDA begeistert momentan mit ihrer EP "Golden Bowl". Zwischen Presseterminen, Proberaum und Online-Konzerten, nahmen sich die beiden Sängerinnen und Alessa und Leila die Zeit für ein Interview mit Gestromt.

ELDA – Golden Bowl (EP)

Marc von Gestromt: In den Pressetexten zu eurer neuen EP wird ELDA als Schülerband beschrieben, die langsam den Weg ins Musik Business genommen hat. Könnt ihr einmal den Weg von der Schülerband ELDA bis zur heutigen Besetzung der Band ELDA nachzeichnen?

Leila: Alessa und ich kennen uns tatsächlich bereits aus der Schule. Da haben wir dann auch relativ früh begonnen zusammen Texte zu schreiben und haben anschließend verschiedene Prozesse durchlaufen. Zuerst haben wir mit Leuten aus der Schule zusammengespielt, dann waren wir lange Zeit als Duo unterwegs. Haben zu der Zeit dann auch bereits eine kleine Deutschland-Mini-Tour gespielt um einfach mal zu sehen, wie ist das denn so, wenn man Booking macht.

Alessa: Wir haben dann auch Festivalslots gebucht und eigentlich alles gemacht, was man so DIY-mäßig auf die Beine stellen kann. Letztes Jahr haben wir uns dann aber auch ganz bewusst dafür entschieden, dass wir freiberuflich als Musikerinnen tätig sein wollen. Damit sind wir in den letzten Jahren nochmal ganz andere Professionalisierungsschritte gegangen. Und die anderen beiden Bandmitglieder, Annelie Schwarz an den Drums und Daniel Hertel an der Gitarre, spielen seit 2018 in der Band mit. Seitdem sind wir zu viert unterwegs.

Marc von Gestromt: Wie kam der Kontakt mit den anderen Band Mitgliedern zustande?

Alessa: Annelie ist quasi über eine Ausschreibung zu uns in die Band gestoßen und als wir etwas geprobt haben, haben wir dann gemerkt, dass das ganz gut passt. Und Daniel wurde uns von MusikerkollegInnen empfohlen. Wir kannten beide vorher nicht und sie sind dann für das Projekt ELDA dazugestoßen. Die beiden sind auch schon länger hauptberuflich als Musiker unterwegs. Der Daniel spielt neben uns auch noch in der Darmstädter Band WORTBLIND und die Annelie hat schon in so vielen Projekten gespielt, die kann ich gar nicht alle aufzählen.

Marc von Gestromt: Am Freitag erschien mit „Golden Bowl“ eure neue EP, wie waren die ersten Reaktionen?

Leila: Bisher haben wir sehr viel positive Resonanz erfahren. Viele Songs sind ja auch schon als Single erschienen und da haben wir ja auch bereits ein Feedback erhalten. Im Rahmen der EP-VÖ ist jedenfalls 'What If' von vielen als Lieblingstrack auserkoren worden.

Marc von Gestromt: Sind die Songs auf der EP eigentlich alle schon zuvor erschienen?

Leila: Zwei Songs sind neu auf der EP. Und zwar 'Lost' und 'untitled'.

Marc von Gestromt: Ist das ein bewusstes Vorgehen bei euch, dass ihr einen Track sofort raushaut, wenn er fertig ist oder hat sich das einfach so ergeben?

Leila: Das hat sich einfach so ergeben. Als wir mit den ersten Tracks angefangen hatten kam Corona und wir konnten somit auch keine Livekonzerte spielen. Da haben wir dann einfach weitergearbeitet. Und es handelt sich auch nicht um eine Konzept-EP, sondern eher um eine Song-Sammlung. Das Besondere ist jedoch das wir mit Manuel Renner und Tobias Siebert zwei völlig verschiedene Produzenten haben, welchen jeweils eine Seite der Platte gehört.

Marc von Gestromt: Also wird "Golden Bowl" auch physisch erscheinen?

Alessa: Wir haben uns für eine kleine Vinyl-Auflage entschieden. Aber noch ist die EP nicht fertig. Sie befindet sich noch im Presswerk, da es in der Produktion einige Ausfälle gab. Man kann die Platte aber bereits über unsere Bandcamp-Seite bestellen.

Marc von Gestromt: Hat sich die Herangehensweise bzw. das Songwriting bei euch in den letzten Jahren verändert?

Leila: Ja, auf jeden Fall. Zu Beginn haben wir immer erst mit unseren Texten angefangen. Wir wollten damit unsere Emotionen ausdrücken und unsere Instrumente spielten dabei eher eine untergeordnete Rolle. Das hat sich in den letzten Jahren dann aber deutlich gewandelt, da man selber eine Menge dazulernt und auch mal selber etwas produziert, einen Beat baut oder ähnliches.

Marc von Gestromt: Ihr habt eben die Situation von Künstlern während der Corona-Pandemie bereits angerissen. Wie seht ihr euch in dieser Situation? Findet Ihr das die soziale Lage vieler Kulturschaffender inzwischen ernst genommen wird von der Politik?

Leila: Hmm...na ja...ich finde nicht so richtig. Wir waren in den letzten Wochen auch an vielen Demos von Kulturschaffenden beteiligt. Es braucht einfach einen größeren Fokus darauf, dass es Hygiene Konzepte gibt, die wirklich gut sind. Und vor allem ist Kultur nichts Verzichtbares.

Alessa: Eine Gesellschaft braucht Kultur. Und nicht zuletzt brauchen die Künstler auch das Geld.

Marc von Gestromt: Was würdet ihr euch denn wünschen? Wenn ihr in politischer Verantwortung wärt, was würdet ihr dann ändern?

Leila: Ich wünsche mir das die Hygienekonzepte die es ja bereits gibt, von Künstlern, Kulturschaffenden, Veranstaltungsstätten, dass die ernst genommen werden. Das man da auch mal Vorstöße wagt. Nicht einfach alles rigoros schließt, sondern Veranstaltungen, sei es draußen, mit Maske, mit Abständen, etc. einfach mal wieder stattfinden lässt.

Alessa: Vor allem macht das auch Sinn, weil die Veranstaltungen und Partys somit nicht in den privaten Raum verschoben werden. Und da wird dann nicht auf Abstände, Sicherheit und Hygiene geachtet.

Marc von Gestromt: Habt ihr während der Pandemie ein Konzert besucht? Picknick Konzert, Autokinokonzert, etc.?

Leila: Tatsächlich war in meinem Umfeld relativ wenig. Es gab da eine Veranstaltung in Mainz, die hieß glaube ich „Kulturfenster“, die hat mir ganz gut gefallen. Und dann gibt es auch noch Veranstaltungen der Musikmaschine aus Mainz.

Alessa: Ich war auf einem Streetart-Festival in Heidelberg. Das hieß Metropolink und war total schön, da es zu einem Zeitpunkt stattfand, an dem überhaupt erstmals wieder Kultur erlebbar präsentiert wurde. Da hat man Masken getragen, es war open Air – das war sehr schön.

Marc von Gestromt: Wenn irgendwann wieder Konzerte möglich sind, wollen wir dann die gewohnte Kulturindustrie wirklich unverändert zurück? Oder sind in der Pandemie vielleicht auch Formate entstanden, die es sich lohnt beizubehalten?

Alessa: Hmm...was sich für unsere Arbeitsweise in der Pandemie zum Positiven gewendet hat, ist dass wir unsere Hemmungen verloren haben andere Künstler einfach mal zu kontaktieren. Weil man einfach so in der Online-Welt unterwegs ist und mit anderen Künstlern ein trauriges Gemeinschaftsgefühl entwickelt hat, was dann zu Kollaborationen geführt hat, welche ohne Pandemie vermutlich nie stattgefunden hätten. Streamingkonzerte und andere Formate sind ein Stück weit auch eine schöne Sache. Und es ist natürlich toll, dass so viele Leute sich engagieren um etwas cooles auf die Beine zu stellen. Aber ein richtiges Livekonzert und Erlebnis wird das niemals ersetzen können.

Leila: Ich denke diese Hybrid-Formen von Konzerten, die werden uns auch in der Zukunft noch begleiten. Auch wenn man wieder zurück darf zu echten Konzerten. Das große Problem ist aber hier vor allem die faire Bezahlung. Das was man für einen Online-Gig bekommt, ist weit von dem entfernt, was man für einen Festival-Gig bekommen hätte.

ELDA by Katharina Dubno

Marc von Gestromt: Schneidet man sich als Künstler mit einem Online-Stream, der in vielen Fällen kostenlos angeboten wird, ins eigene Fleisch?

Leila: Das ist auf jeden Fall eine Abwägungssache. Es bleibt die Frage wie man das entsprechend an die Konsumierenden weiterträgt.

Alessa: Genau. Schließlich ist ein Online-Gig genau so viel Arbeit wie ein richtiges Livekonzert, vielleicht sogar noch mehr und aufwendiger. Und dem sind sich viele Leute vermutlich gar nicht im Klaren.

Marc von Gestromt: Die nächsten Wochen sind nochmal voller Ungewissheit. Man kann vielleicht die nächsten zwei Monate abschätzen und wenn man Glück hat, kann man im Mai und Juni solche pandemiegerechten Shows spielen. Wie plant man als Band mit solch einer Ungewissheit im Nacken?

Leila: Das ist eine gute Frage...wir haben zwar Konzerte geplant, aber ob die am Ende wirklich durchgeführt werden können, das können wir natürlich auch nicht absehen. Wir organisieren uns als Band dennoch so, dass wir Zeiträume absprechen und mit unserem Booker zusammen planen, was denn so möglich sein könnte. Wir spielen jetzt noch einige Online-Streams, aber bereits Anfang Mai spielen wir live in Offenbach im Hafen Zwei.

Tourdaten ELDA

  • 15 | 04 | 2021 Köln Wohngemeinschaft Online Stream
  • 18 | 04 | 2021 Mainz Schon Schön Online Stream
  • 02 | 05 | 2021 Offenbach Hafen 02
  • 02 | 06 | 2021 Frankfurt Fabrik
  • 21 | 08 | 2021 Joachimsthal Reclaim Festival