(Starwatch/Sony Music)

Wenn sich eine Band nach bereits erfolgter Auflösung und nach 13 Jahren wieder zusammenrauft und ein neues Album ankündigt, dann dauert es nicht lange bis die ersten unken: „Oh da ist wohl das Geld alle.“ Bei der Weltkarriere die FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE in den 80er und 90er Jahren hingelegt haben, ist das nicht nur schwer vorstellbar, sondern schlicht unmöglich. Zudem haben die ersten Vorabsongs von “Now” bereits bewiesen, dass hier einfach eine Band wieder Bock und ihr Mojo gefunden hat.

Eigentlich hätten FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE bereits 2020 eine ausgedehnte Open-Air Tour durch Deutschland gespielt. Mit den neuen Songs im Gepäck hätte es gar ein Triumphzug werden können. Das hat sich aus bekannten Gründen zerschlagen und so spielte man letztes Jahr lediglich vor Autos auf dem Hannoveraner Schützenplatz. Trotz aller Widrigkeiten konnte man den Fans zumindest eine einigermaßen unbeschwerte Zeit mit guter Musik bieten. Und allen Augenzeugen wurde bewusst, hier steht eine Band die wirklich Bock hat. Und, ebenso bedeutend, die Band hat einen unglaublich guten Backkatalog an Songs. Stücke wie 'Radio Orchid', 'Down There' oder 'Trapped Today Trapped Tomorrow' sind erstaunlich gut gealtert und Songs wie 'Every Generation Got It’s Own Disease‘ oder 'Time To Wonder' sind heute aktueller denn je.“ gibt Gitarrist Christof Stein-Schneider zu Protokoll. Warum es ausgerechnet nach 13 Jahren wieder neue FURY Musik zu entdecken gibt, verrät Sänger Kai Wingenfelder zur Veröffentlichung von "Now": „Wir kennen uns teilweise seit unserer Jugend, wir sind zusammen durch Amerika getourt, haben Millionen Alben verkauft – das schmeißt du nicht einfach so weg. Deshalb haben wir ja immer wieder mal gespielt bei besonderen Anlässen. Richtig gefunkt hat es dann, als wir 2017 noch mal die ‚Klassentreffen‘-Konzerte gespielt haben.“

Nun steht "Now" in den Startlöchern und es ist ein erstaunlich opulentes wie unterhaltsames Album geworden. Nicht ganz unschuldig dürfte daran auch Produzent Vincent Sorg gewesen sein, der zum Fury Sound tatsächlich wie Arsch auf Eimer passt. Die Entscheidung für Sorg war aus Sicht der Hannoveraner eine ganz bewusste, denn sie haben jemanden gesucht der „Gitarren kann“, und das hat der Produzent bei seinen Arbeiten mit den Toten Hosen, den Broilers oder den Donots bereits zu genüge unter Beweis gestellt. Wie wunderbar diese Kombination aufgeht, konnte man bereits anhand der ersten Comeback-Single, 'Sometimes (Stop To Call)', überprüfen:

Die Nummer repräsentiert nicht nur das Gefühl welches von "Now" ausgeht, sie vereint zudem alle Stärken der Band in geballter Form. Der typische Wingenfelder Gesang, die Fury-Gitarrenschleifen und ein catchy, leicht ins melancholische kippende, Refrain. Das ganze zudem recht rund und fett produziert. Auch '1995' macht vieles richtig und fischt mit Sound und Clip nochmal eine ganze Welle Nostalgiker ab. Und von diesen sollte es unter FURY-Fans ja eigentlich eine Menge geben:

Mit 'The Beauty' liefert die Band eine dieser typischen FURY-Balladen mit German-Folk-Einschlag ab. Auch Dank der Stromgitarren in der zweiten Songhälfte entwickelt sich die Nummer zu einem Keytrack des Albums. 'Letter To Myself' schafft das Kunststück sowohl frisch als auch wie ein guter alter Bekannter zu klingen. Für die eingängigen Keyboardparts des Songs zeichnet sich zudem kein geringer als FOO FIGHTERS-Mitglied Rami Jaffee verantwortlich. Wie es zu dieser auf den ersten Blick ungewöhnlichen Zusammenarbeit kam, verrät Sänger Kai Wingenfelder: "Rami Jaffee von den Foo Fighters kennen wir schon länger, und wir freuen uns sehr, dass er auf "Letter To Myself" zu hören ist. Während der verrückten Foo Fighters-Promophase zu "Medicine at Midnight" hat er trotzdem Zeit gefunden, uns seine Parts zuzuschicken. Dass er sich dafür Zeit genommen hat, wissen wir sehr zu schätzen. Danke Rami!"

'All Abot Us' setzt ebenso auf einen altbewährten Sound und fräst sich mit seinen „Ohohoho“-Chören zum Songende ganz fies in die Gehörgänge. Wem bis zu diesem Zeitpunkt die experimentellen Ansätze gefehlt haben, der wird mit Hilfe des Titeltracks versöhnt. Die Strophen des Songs kopieren den von Damon Albarn kreierten Gorillaz-Sound, bevor sich die Band im Refrain wieder näher ans Bewährte wagt. Auch 'Good Luck On Your Own Way' versucht sich in Ansätzen vom typischen Bandsound zu emanzipieren. Und irgendwo zwischen Strophe und Refrain denkt man plötzlich an Duran Duran und 'Ordinary World'. Und wenn mich meine Ohren nicht täuschen, bedient sich das anschließende 'Replay' bei Green Days 'Holiday'.

Die anschließende Qutenballade 'Sorry' zündet leider ebenso wenig wie der Stubenhocker-Rock in 'This Will Never Replace Rock’n’Roll' – trotz Stones Anleihe. Bevor die zweite Albumhälfte im Vergleich zur grandiosen A-Seite völlig abschmiert, setzt man mit 'Not The Time To Live A Lie' nochmal ein richtiges Highlight. Und auch der allzu offensichtliche Album-Closer, 'Walk On', versöhnt. Startend mit einer einzelnen Gitarre wird im Verlauf des Songs das ganze orchestrale Besteck aufgefahren.

Unterm Strich ist "Now" ein würdiges Alterswerk der Hannoveraner Gallionsfiguren, welches einem wohlige Schauer der Nostalgie über den Rücken jagt, obwohl knapp die Hälfte der Songs eigentlich eher mittelmäßig ist. Combackfreude und ein super Plattenstart überstrahlen dies aber locker.

Der Song für die Playlist/das Mixtape: 'Sometimes (Stop To Call)'

Album-VÖ: 23.04.2021

 

 

FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE – “NOW or NEVER 2021”

Corona-konforme Shows mit Hygenielkonzepten

  • 13.07. Wiesbaden, Brita Arena
  • 16.07. Fritzlar, CoRASna Open Air (Zusatztermin)
  • 17.07. Fritzlar, CoRASna Open Air
  • 23.07. Rosenheim, Mangfallpark
  • 30.07. Mönchengladbach, Sparkassenpark
  • 31.07. Mönchengladbach, Sparkassenpark (Zusatztermin)
  • 01.08. Nürnberg, Lieder am See Festival
  • 06.08. Bremen, Seebühne
  • 15.08. Berlin, Hoppegarten
  • 10.09. Halle an der Saale, Peißnitzinsel

FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE – „NOW 2022“

  • 10.06. Wiesbaden, Brita Arena
  • 11.06. Mönchengladbach, Sparkassenpark
  • 17.06. Leinefelde, Burg Scharfenstein
  • 18.06. Leipzig, Parkbühne
  • 15.07. Trier, Amphitheater
  • 16.07. Trier, Amphitheater
  • 29.07. Oranienburg, Schloss
  • 05.08. Stuttgart, Freilichtbühne Killesberg
  • 06.08. Regensburg, Schloss Pürkelgut
  • 13.08. Hamburg, Open Air am Großmarkt
  • 02.09. Creuzburg, Creuzburg