(Century Media)

Leicht gemacht haben es sich AT THE GATES ja noch nie. Schon die ersten beiden Alben "The Red In The Sky Is Ours" und "With Fear I Kissed The Burning Darkness" klangen sowohl in der Titelgebung als auch im Sound so erfrischend anders als all die anderen Death Metal-Bands der frühen 90er Jahre. Und den Wunsch so mancher Fans nach einem zweiten "Slaughter Of The Soul" sind Sänger Tomas "Tompa" Lindberg und seine Jungs auch im Jahre 2021 nicht bereit zu erfüllen. Ganz im Gegenteil.

Mit "The Nightmare Of Being" schmeißen sie ein neues Werk auf den Markt, das zwar auch typischen AT THE GATES-Stoff beinhaltet, aber auch mit einigen Songs aufwartet, an denen sich so mancher Fan die Zähne ausbeißen wird. Aber den ewig Gestrigen, die von ihren Lieblingsbands immer das selbe Album neu verpackt geliefert bekommen wollen, kann eh keiner helfen. Denn denen, die bereit sind, mit AT THE GATES auf diese Reise zu gehen, prophezeie ich: "Ihr werdet belohnt"!

Das textliche Konzept bezieht sich auf das Buch "The Conspiracy against the Human Race" des stark von Schopenhauer beeinflußten Schriftstellers Thomas Ligotti, das quasi eine Einführung in den Pessimismus darstellt.

At The Gates by Ester Segarra

Dazu passt der düstere, atmosphärische und progressive Sound der Platte wie die Faust aufs Auge. Klar, Songs wie 'Spectre of Extinction' oder 'The Abstract Enthroned' sind typischer AT THE GATES-Stoff, der auch weniger offenen Death Metal-Jüngern gut reinlaufen sollte, aber die wirklichen Highlights der Scheiben sind für mich der vom abstrakten 70's Prog solcher Bands wie King Crimson beeinflusste Song 'Garden of Cyrus', der sogar vor Saxofon-Einsatz nicht zurückschreckt, der anfangs etwas dahinplätschernde aber dann eine tolle düster-depressive Stimmung aufbauende Titelsong und das im deutschen Krautrock der späten 60er/frühen 70er Jahren wildernde 'Cosmic Pessimism' mit seinen atmosphärischen gesprochenen Passagen, der so weit von Death Metal entfernt ist, wie ich es der Band niemals zugetraut hätte. Zu erwähnen sind noch der starke Prog-Death Song 'The Fall Into Time', der auch auf dem Debüt der Band eine gute Figur gemacht hätte und der pure Verzweiflung ausstrahlende Abschlusssong 'Eternal Winter of Sorrow' mit seiner proggig doomigen Atmosphäre.

Fazit: Ein Album für das man sich Zeit lassen muß. Wenn man es aber tut, wächst es mit jedem Durchlauf majestätischer Größe entgegen. Respekt an die Band für so viel Mut.

Album-VÖ: 02.07.2021