(Out of Line Music)
Und es ist wieder ERDLING-Zeit! Es kommt mir vor als wäre es erst gestern gewesen, dass ich mit "Aus den Tiefen" ihr, nicht wirklich gelungenes, Debüt rezensiert habe. Aber mit jedem Album wurden die Jungs besser und "Dämon" und vor allem das letztjährige "Yggdrasil" waren schon richtige Kracher. Daher habe ich mich auf das inzwischen fünfte Album "Helheim" sogar sehr gefreut und glaube das diese Art von Musik auch sehr gut zur dunklen Jahreszeit passt.
'Rabenherz' begeistert mit einer druckvollen Produktion und fetzigen Metal-Riffs und steigt damit genau da ein, wo uns "Yggdrasil" zurückgelassen hat. Sogar ein rotziges "Blegh" wird einem entgegen gespuckt. Das ERDLING inzwischen sehr viel gelernt haben, beweist auch 'Götterdämmerung'. Die typisch elektronischen Elemente die man bis "Dämon" immer gefunden hat, sind auch hier wieder nirgends anzutreffen. Stattdessen nähert man sich mit Gitarrensolo und schnellen Beats immer mehr den typischen Metalsound an. Eine sehr griffige Nummer, die einem schnell ins Blut übergeht. In dem sehr sozialkritischen 'Der Mensch verdient die Erde nicht' geht es dann wieder etwas mehr in Richtung Dark Rock und Neue Deutsche Härte. Aber auch hier wird sehr viel wert auf eine eingängige Melodie gelegt, welche auch noch von Sprechchören unterstützt wird.
'Leuchtfeuer' ist in den Strophen etwas ruhiger, fährt aber sonst auch die inzwischen gewohnte ERDLING Mischung auf. Hört sich gut an, bietet aber auch eher keine Überraschungen. 'Fimbulwinter' ist eine sehr veträumt daherkommende Ballade, welche durch Julie Elven unterstützt wird. Das ist zumindest die halbe Wahrheit, denn es gibt hier auch durchaus härtere Teile, welche an Pagan Metal erinnern. Den bisher deutlichsten Elektronikeinsatz vernimmt man nun bei 'Vogelfrei', welches es zum tanzbarsten Lied auf "Helheim" macht. Ach und den kleinen, aber feinen Breakdown will ich auch nicht unerwähnt lassen.

Photo by Tamara Mack
'Es zerfällt' ist nur das gut 20 sekündige Intro zu 'Weißglut'. Der Text ist hier eher simpel gehalten und vieles erinnert an das typische Einmaleins der Dunklen Szene. Es hat defintiv etwas an sich, reißt mich aber auch nicht besonders vom Hocker. 'Helheim' ist dann wirklich durch und durch eine typische Ballade und ist mir grade für einen Titeltrack doch etwas zu mager. Da hilft es auch nicht wenn man am Ende noch schnelle Riffs mit ins Boot holt. Dafür hat man mit 'Das Ritual' etwas ganz besonderes vorbereitet. Ein Sprechgesang der wie eine Beschwörungsformel wirkt und dazu nur ein Minimum an klassischen Instrumenten. Es erinnert schon ziemlich an typische folkloristische Musik und ist damit eine gelungene Abwechslung. Einen besseren Schlusspunkt als 'Baum der Welt' kann man sich wahrlich nicht wünschen, hier vereinen sich alle Stärken von ERDLING in nur einem Lied.
"Helheim" ist ein wirklich stark produziertes Album und quasi der Kern der Entwicklung der letzten Jahre. Allerdings geht man jetzt, 'Das Ritual' mal außen vor gelassen, auch ziemlich auf Nummer sicher. Überraschungen sollte man also eher weniger erwarten, aber ERDLING haben sich dafür auch viel zu schnell und viel zu gut weiterentwickelt und wohl so langsam ihren Stil gefunden. Es ist nur schade, dass für mich außer 'Baum der Welt' kein Lied so wirklich hervorsticht und als Ohrwurm hängen bleibt. So bleibt "Helheim" doch deutlich hinter "Yggdrasil" und etwas hinter "Dämon" zurück.
Album-VÖ: 03.12.2021