(Daredo/Soulfood/Ghost Pictures)

Wow, was haben wir denn hier? Einen Werwolffilm aus deutschen Landen? Ein Werwolf prangt immerhin groß auf dem Cover! Die Synopsis im Presseheft liest sich allerdings etwas anders und zwar so:

"An ihrem letzten Arbeitstag
gerät eine Schauspielstudentin am Theater
ins Visier eines irren Mörders, der den tödlichen Wolf
aus Grimms düsteren Märchen zum Leben zu erwachen lässt,
um alle sieben Angestellten wie Geißlein zu schlachten."

Und dann steht da auch noch was von einem alternativen Slasher-Covermotiv, welches in meinen Augen auch viel besser aussieht. Aber das FSK 18 muss ja stimmen, oder? Jein, einer der Trailer die sich auf der Disc befinden ist freigegeben ab 18, der Hauptfilm an sich ist FSK 16 wie ein schneller Blick in die Datenbank der FSK belegt. Also mal wieder ein typischer Fall von der Verleih bewirbt den Film anders und hofft so auf höhere Verkäufe und eine rote 18 macht sich auf Horrorfilmen eh immer besser als diese blaue 16.

Aber nun gut, dafür kann der Film und die Macher ja nichts und daher erstmal klargestellt um was für einen Film es sich wirklich bei "Der Wolf und die Sieben Geißlein - Theater des Todes" handelt. Auch dieser Titel scheint wohl vom Verleih zu kommen, im Vorspann steht nämlich einfach nur "Der Wolf" und deswegen nenne ich den Film ab jetzt auch so, Tatsächlich handelt es sich um eine deutsche Produktion des Regisseurs David Brückner, der hier bereits seinen fünften Langfilm vorlegt, welche alle im Horrorbereich angesiedelt sind. Außerdem sollte einem bewusst sein, das man es mit der Filmförderung bei Genrefilmen ja nicht so hat in Deutschland. Deswegen handelt es sich hier um eine No-Budget Indie Produktion. No Budget? Ja, der Film hatte ein Budget von 25.000€ und damit ist man nichtmal im Low Budget Bereich angekommen und spricht in Fachkreisen deswegen von No Budget. Der günstige Horrorfilm aus dem Ausland verschlingt oft mindestens Beträge im Bereich um die 5 bis 10 Millionen Euro. Man merkt den Unterschied.

Das Orginalplakat war für den Verleih wohl nicht reißerisch genug. Copyright by Ghost Pictures

Die Synopsis da oben fasst den Film eigentlich schon recht effektiv zusammen. Eine Gruppe von Mitarbeitern eines Theaters treffen sich in der Nacht auf Halloween, um das Theater für die große Horrorsause herzurichten. Leider werden sie dann darin eingeschlossen und ein Mörder im Wolfskostüm beginnt die Menschen der Reihe nach umzubringen. Einfach eine sehr generische Slasherhandlung, nicht mehr und nicht weniger. Trotzdem darf man hier wirklich erst gar nicht anfangen nachzudenken, um irgendwie Spaß mit dem Film haben zu können. Warum z.B. trifft man sich nachts um die Deko für eine Halloweenfeier vorzubereiten? Kann man das nicht auch am Morgen des Halloweentages machen? Und sie sind in einem Theater eingeschlossen, welches große Glastüren hat, schade nur das niemand auf die Idee kommt diese einzuschlagen. Man merkt es sofort, das Drehbuch ist die absolut größte Schwäche dieses Films. Die Charaktere sind, wie nicht anders erwartet, ziemliche Klischee-Schablonen. Da haben wir das schlaue und nette (wahrscheinlich) Final-Girl, die laute und nervende Figur die ständig am Tindern ist, die Person die gerne mal einen Joint raucht usw. Wirkliches mitfiebern mit diesen Figuren ist also schonmal ausgeschlossen.

Ein weiteres Problem ist auch, dass das Drehbuch so überdeutlich ist, dass man bereits nach zehn Minuten des Films genau weiß wer der Mörder sein muss. So nimmt sich der Film bereits jeden Anspruch spannend sein zu können. Aber gut, es ist ein Slasher und die haben ja meistens auch noch andere Schauwerte. Und so plump die Figuren auch geschrieben sind, die Darsteller sind offensichtlich mit viel Herzblut dabei. So sorgt Davis Schulz als Dex zu Beginn durchaus für ein bisschen Humor, aber vor allem Haupdarstellerin Kiana Klysch als Emma weiß zu gefallen. Insgesamt ein durchwegs solider Cast und niemand overacted hier so krass, dass es peinlich wird.

Photo by Daniel Dornhöfer

Der an die 80er Jahre angelehnte Synthiesound ist sicherlich nicht jedermanns Sache, aber da will man wohl auf den Retrozug mit aufspringen. Die Bilder sind aber ansprechend eingefangen und geben dem Streifen einen filmreifen Look. Handwerklich scheint sich der Regisseur David Brückner bei "Der Wolf" im Vergleich zu seinen früheren Filmen deutlich gesteigert zu haben, auch wenn der Weg noch weit ist. Die Versuche (Fake)Jumpscares in den Film einzubauen, kann man nämlich eher als misslungen bezeichnen. Also kann der Film durch die Kills überzeugen? Für einen FSK 16 Film sind die Morde tatsächlich sehr solide und es spritzt auch durchaus Kunstblut. Es ist nur sehr schade wenn der Killer im Wolfskostüm mit einer Freddy Krüger Gedächtniskralle rumläuft, dann aber quasi fast jeden Mord mit einem Messer begeht. Aber gute Effekte sind auch nicht unbedingt günstig und so wird es sich dabei wohl um Budgetgründe handeln.

Heutzuttage kommt man ja, Marvel sei dank, an After Credit Szenen nicht vorbei, muss sich zumindest irgendwer im Team gedacht haben und so beginnt nach knapp 80 Minuten schon der Abspann, aber man lässt danach trotzdem drei mehr oder minder gelungene Szenen auf den Zuschauer los.

Ja, wer nur kurz den nächsten Horrorthrill sucht wird mit "Der Wolf" wohl eher nicht glücklich werden. Wer sich entscheidet dieses Werk zu sichten, sollte sich einfach sicher sein was ihn erwartet. Ein sehr kleiner Indiefilm mit kaum Budget und großen Schwächen im Drehbuch, welcher aber durchaus solide inszeniert ist und auch auf darstellerischer Seite zu überzeugen weiß. Da der Film eh im Nice Price Segment vermarktet wird, kann man ihm durchaus mal eine Chance geben wenn man die deutsche Indieszene unterstützen oder einfach mal einen Horrorslasher aus Deutschland sehen will.

Die Blu-Ray kommt übrigens sogar mit Bonusmaterial daher und bietet unter Anderem einen Podcast, ein Video zur Weltpremiere des Films in Berlin, drei Kurzfilme und weiteres Behind the Scenes Material, da kann man echt nicht meckern.

DVD, BD, Digital-VÖ: 25.02.2022