(Intono Records)
Die Superhelden aus Grailham City sind zurück! Tatsächlich ist es schon wieder satte vier Jahre her, dass es mit "Knightfall" das letzte Mal neues Material der GRAILKNIGHTS gab. Nun heißt es also "Muscle Bound for Glory" bei der sich nie ganz so ernst nehmenden Powermetalkombo aus Deutschland. Und das Erbe von "Knightfall" anzutreten wir nicht leicht, war das Album doch ein echtes Brett.
Für den Titeltrack 'Muscle Bound for Glory' lässt man sich nicht lumpen und hat den ehemaligen Gloryhammer Sänger Thomas Laszlo Winkler mit ins Boot geholt. Thema ist wie schon bei 'Pumping Iron Power' die schönen Superheldenmuskeln und es sind auch viele Anspielungen auf eben Gloryhammer im Text, zum Zeitpunkt als das Lied geschrieben wurde war Winkler ja auch noch Teil der Band. Es ist wieder eine für GRAILKNIGHTS schon fast typische Nummer, geht super schnell ins Ohr und nach bereits einmaligem Hören summt man die Melodie erstmal tagelang vor sich hin. Der Gastgesang wertet dabei das Stück sehr gut auf. '40509' ist die Nummer eines Kassettenrecorders und der Name der nächsten Nummer, welche mit sehr 80er-lastigen Sound daherkommt und das Keyboard am Anfang dabei etwas an Sabaton erinnert. Auch ein schönes Teil, das aber ein paar Durchläufe nötig hat, bis es so richtig zündet.
Na sind das nicht die Töne von Knightrider? In der Tat basiert 'Turbo Boost' natürlich auf genau dieser Kultserie und fängt dies auch musikalisch ein. Außerdem ist mit Ben Metzner von Feuerschwanz und D'Artagnan bereits der nächste Gastsänger mit an Bord. Insgesamt liegt der Fokus auf "Muscle Bound for Glory" wohl viel auf Erfahrungen der Band aus Kindheitstagen. 'Legions of Heroes' ist dann so eine schöne Mitsingnummer, die im Refrain durchaus an den ein oder anderen Manowar Song erinnert. Dabei ist das Stück als Ganzes soviel mehr und für mich jetzt schon ein Highlight in der kompletten Diskografie der GRAILKNIGHTS bisher. So muss sich epischer Powermetal einfach anhören.

Photo by Niklas Gleiß
So einen richtig schönen Cyberpunk-Touch kriegt 'Cybone One' durch einen exzessiven Einsatz von Synthie-Sounds. Dadurch wird das Soundkonstrukt sehr schön aufgelockert ohne das man den Signature-Sound der Band verliert. Daraufhin heißt es Feuerzeuge rausgeholt, denn mit 'Lights' steht nun eine astreine Ballade auf dem Programm. Vor allem die Stimme des Sängers Sir Optimus Prime kommt hier sehr gut zur Geltung und lässt einem richtig warm ums Herz werden. Aber was ist das? In der zweiten Hälfte kommen die Instrumente mehr ins Spiel und man gibt nochmal etwas mehr Gas, nur um dann komplett ruhig und emotional zu enden. Eine wirklich wahnsinnig gute Ballade mit Gänsehautpotential. Diese wird dann aber mal ordentlich weggeflippert und zwar mit der 'Pinball Death Machine'. Die Geschwindigkeit wird massiv erhöht und zwingt einen förmlich zum ausgiebigen Headbangen. Da darf natürlich auch ein schönes Gitarrensolo nicht fehlen. Einfach schön auf die Fresse ohne viele Spielereien, das gefällt.
Wenn die GRAILKNIGHTS einen Sonntagsmorgen-Cartoon hätten so wäre 'POWAA!!!' wohl die Vorspannmusik, so wird auch hier wieder ausgiebig mit Synthies gespielt, wie das bei den damaligen Shows halt nun mal so war. Mit fast fünf Minuten ist mir persönlich das Lied nur etwas zu lang, vor allem in Anlehnung auf TV Openings hätte ich das Ganze etwas knackiger gestaltet. Bevor es mit der blöden Pandemie so richtig losging waren die GRAILKNIGHTS Anfang 2020 auf Japantour (ein Artikel dazu schmort in der Gestromt-Hölle und wird die Tage vielleicht als Retrospecial befreit) und haben dort unter anderem auch Godzilla getroffen. Deswegen widmet man der Echse mit 'Gojira' nun auch ein Lied. Passend dazu hat man mit Yuri von der japanischen Powermetal Band Rakshasa, wieder eine Gaststimme mit dabei, welche dann auch für japanische Textzeilen sorgt. Und was wäre ein Lied über meine Lieblingsechse ohne ihren markanten Schrei? Richtig, gar nichts und deswegen kriegen wir den natürlich auch noch zu hören.
Der 'Skyward Thunder Punch' trifft einen ohne Gnade und mit viel Spaß. Eine recht knackige und schnelle Nummer welche musikalisch an Midi-Soundtracks der Super Nintendo Ära erinnert. Mit 'Fall of a Kingdom' nähert man sich mit riesigen Schritten dem Ende von "Muscle Bound for Glory". Ein unterhaltsames Stück Musik, aber auch beim wiederholten Hören bleibt bei mir da etwas zu wenig hängen. Das finale Lied heißt dann 'The Holy Grail' und bei dem Titel kann man sicher so einiges erwarten. Man hört durchaus ein paar mittelalterliche Einflüsse heraus und alles fühlt sich sehr stark von Blind Guardian inspiriert an. Ein gelungener Abschluss, bei dem ich aber das Gefühl nicht loswerde, dass da noch etwas mehr drin gewesen wäre.
Mit "Muscle Bound for Glory" liefern die GRAILKNIGHTS wieder ein bockstarkes Album ab. Die Melodic Death Metal Vergangenheit scheint dabei zum ersten Mal fast komplett ausgelöscht, so wird man lediglich klaren Gesang finden. Stattdessen fokussiert man sich ähnlich wie z.B. Beast in Black auf viele Synthiesounds und andere fast vergessene musikalische Elemente der 80er und frühen 90er. Die Lieder sind sehr eingängig und mit 'Muscle Bound for Glory', 'Legions of Heroes' und 'Lights' gibt es sogar wieder richtige Knaller auf die Ohren. Trotzdem erreicht das Album in meinen Augen nicht ganz die extrem hoch angesetzten Standards, die man selber mit "Knightfall" gesetzt hat, dafür fehlt es dann doch an Hits in der zweiten Albumhälfte.
Anspieltipps: 'Muscle Bound for Glory', 'Lights'
Album-VÖ: 25.02.2022