Das kommt vielleicht etwas spät, aber irgendwie ist dieser Artikel in der Gestromt-Hölle untergegangen. Da er aber irgendwie viel zu schade ist um nie das Licht der Welt zu erblicken, veröffentlichen wir ihn nun quasi als Rückblick passend zm Release der neuen Scheibe namens "Muscle Bound for Glory".

So eine Japantour ist ja schon immer etwas Besonderes, vor allem wenn man eine deutsche Band ist. Die GRAILKNIGHTS aus Grailham City, soll wohl bei Hannover liegen, haben es auf jeden Fall geschafft und durften vom 24.01.2020 bis 26.01.2020 drei Konzerte im Land der aufgehenden Sonne geben. Dabei handelte es sich aber nicht um Headliner Shows, sondern man war Support für die schwedische Power Metal Band Twilight Force. Für mich, als jemand der schon immer nach Japan wollte, war es aber auch so Grund genug endlich mal hin zu fliegen. Und so berichte ich hier mal mehr oder weniger kurz über die drei Konzerte und das doch ziemlich andere Gefühl eines Konzertbesuchs in diesem Land.

24.01.2020 - Osaka - amHall

Das erste Konzert sollte am Freitag den 24.01.2020 in der amHall in Osaka stattfinden. Der Club befindet sich direkt in Kita-Ku und damit dem Nachtleben von Osaka. Alles erstrahlt auch nachts in grellem Neonlicht und Bars und Spielehöllen geben sich die Hand. Die amHall befindet sich ganz unscheinbar im dritten Obergeschoss eines Hauses und fällt so kaum auf. Es passen wohl knapp 600 Leute in den Club würde ich mal schätzen. Bereits ohne Make-Up wird der Sänger Sir Optimus Prime schon am Nachmittag von einem Fan erkannt und stellt sich gerne für das erste Selfie bereit, Man ist wirklich sehr gespannt wie die Show aufgenommen werden wird. Vor allem da es auf einmal heißt, dass die Show komplett ausverkauft sei. Der Ablauf in Japan ist wirklich anders und so ist der Einlass schon sehr früh und zwar um 17.30 Uhr und um 18 Uhr steht direkt die erste Band auf der Bühne, an diesem Tag handelt es sich dabei um Illusion Force aus Osaka. Direkt diese erste Supportband wird laut jubelnd empfangen und von den japanischen Fans sehr gefeiert. Wo in Deutschland bei den Supports die meisten noch zur Bar tingeln, ticken die Japaner komplett anders. Man holt sich vielleicht vor dem Konzert ein Getränk und trinkt diese dann aus, aber ab dann heißt es volle 3 bis 4 Stunden komplette Konzentration auf die Bands. Zwischen den Bands ist es so ruhig, man könnte tatsächlich eine Nadel fallen hören.

Als die GRAILKNIGHTS um 18:45 Uhr die Bühne betreten gibt es wirklich kein Halten mehr. Das eine Vorband so lauthals begrüßt wird, erlebt man hier in Deutschland nur sehr selten. Dazu sind viele Fans in der ersten Reihe anscheinend so emotional, dass sie bereits den Tränen nahe sind. Das 40 minütige Set muss dabei ohne manche der hier bekannten Showelemente auskommen, so fehlt z.B. die Bierversorgungsstute Zapf Beauty. Aber das alles ist den Fans vollkommen egal, die Japaner machen direkt beim ersten Konzert richtig Stimmung. Mit dieser Show kann man einfach nur zufrieden sein. Da es in Japan komplett unüblich ist, dass eine Band nach der Show zu den Fans geht (dafür werden hier grundsätzlich VIP Tickets verkauft), braucht es ein bisschen Überzeugungsarbeit, aber dann darf man tatsächlich in der Zeit nach dem Gig bis zum Start von Twilight Force runter an den Merchstand. Und jetzt machen die Fans erst richtig große Augen, die Idole einfach so am Merch und für Fotos und Autogramme zu haben? Eine sehr freudige Überraschung. Um 21 Uhr heißt es in dann auch schon Schicht im Schacht und alle Bands sind durch.

Photo by Britta Beutnagel

25.01.2020 - Tokyo - Holiday Shinjuku

Nach einer kurzen Nacht, ging es dann mit der Bahn fast 600km durchs Land, da die verbleibenden zwei Shows in Tokyo stattfinden sollten. Tatsächlich ist Tokyo noch mal eine ganz andere Hausnummer als Osaka. Der Club befindet sich wie es der Name schon sagt in Shinjuku, aber damit nicht genug er befindet sich nämlich in Kabukicho, dem größten Rotlichtviertel der Stadt. Und trotztdem wirkt alles verdammt aufgeräumt und sauber. Quasi ein bisschen so wie eine durchgedrehte asiatische Version der Reeperbahn, nur in sauber. Das Holiday ist noch besser versteckt als die amHall und befindet sich im Untergeschoss eines Hauses. Ein kleiner, stickiger Keller in dem ca. 400 Menschen Platz finden. Quasi eine Location wie man sie auch in Deutschland des öfteren findet. Und mal wieder heißt es schon vor Beginn Sold out!

Als Opener fungieren diesen Abend Rakshasa, welche eine Sängerin in traditioneller japanischer Kleidung haben und auch sonst sehr japanisch rüberkommen. Auch sie werden wieder sehr gut angenommen. Auch das 45 minütige Set der GRAILKNIGHTS wird sehr gut aufgenommen und die einzelnen japanischen Wörter in den Ansagen sitzen auch. Das die japanischen Fans auf die Inszenierung mit den Kostümen stehen, ist auf jeden Fall sehr stark wahrzunehmen. Insgesamt ist alles ein kleines bisschen kleiner als in Osaka, aber das große Tourfinale steht ja noch aus.

26.01.2020 - Tokyo - Blaze

Das Blaze liegt in wirklich bester Lage in Shinjuku und vor der Tür kann man sehen wie Godzilla oben auf einem Hochhaus auf die Menschen aufpasst. Eine wirklich beeindruckende Atmosphäre. 800 Menschen passen hier rein und es ist doch tatsächlich schon wieder ausverkauft! Das hätte sich niemand vorher träumen lassen. Wie bereits bei den anderen Shows legt man den Weg vom Hotel zum Club bereits komplett kostümiert zurück. Da muss schon des öfteren mal für das ein oder andere Foto pausiert werden. Selbst in so einem Stadtteil fällt man doch immer noch auf.

Der heutige Opener nennt sich Chaos O Sanctuary und hat erst ein Minialbum veröffentlicht und gibt wohl das erste Konzert überhaupt! Dafür sind die Jungs und das Mädel echt gefällig und heißen der Menge gut ein. Dank der extrem guten Vernetzung des Clubs, es gab alleine 5 Backstage Hot-Spots, dann nun die Idee: Warum nicht einfach versuchen das komplette Konzert zu streamen? Und tatsächlich haut das auch noch hin und die Aufrufzahlen können sich mehr als nur sehen lassen. Die Show der GRAILKNIGHTS ist definitiv eine der Besten die sie jemals gespielt haben. Die Menge dreht hier auf einmal komplett am Rad und rastet richtig aus, als ob hier ein Headliner auf der Bühne steht. Der Sound ist ein Traum, nicht nur perfekt gemixt, sondern wird auch noch stark unterstüzt durch die grandiose Akustik des Clubs. Besser kann man sich den Abschluss einer Tour nicht vorstellen.

Danach ein Blick auf den Merchstand geworfen und man siehe da, nicht eine CD mehr übrig und alle T-Shirts verkauft. Tatsächlich wäre hier wohl noch mehr möglich gewesen, Hier hat man wohl wirklich eine ganze Menge an neuen Fans gewohnen. Welches auch Tage und Wochen später durch Posts und Fanarts auf den sozialen Medien bewiesen werden wird.

Diese Tour hat sich auf jeden Fall gelohnt, nicht nur für mich, der so ein einzigartiges Erlebnis hatte, sondern vor allem für die GRAILKNIGHTS. Welche am letzten Tag noch ein Interview für Japans größte Metalzeitschrift Burrn! gegeben haben. Auch die örtlichen Promoter waren von der Resonanz überwältigt und sind sich sicher, dass dies erst der Anfang der Reise ist, was die Bekanntheit der Band in Japan angeht. Den die Musikbegeistertung ist dort echt hoch, was man an den sehr vielen Plattenläden sieht, die eine Musikauswahl anbieten, von der ein deutscher Musikkonsument nur träumen kann. Man sieht sich in Zukunft also hoffentlich wieder auf Tour, aber bis dahin muss der ganze Corona-Wahnsinn wohl erstmal überstanden werden, der zum Zeitpunkt der Tour zum Glück noch in der Anfangsphase war.